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Die Blockadebrecher

Die Blockadebrecher

Titel: Die Blockadebrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zu meiden.
    Dieser letztere Fall war nun eingetroffen, denn das signalisirte Schiff befand sich in einer Entfernung von kaum drei Meilen vor dem Winde.
    Als James Playfair die Kreuzhölzer erreicht hatte, bemerkte er auf einer lichten Stelle deutlich eine große, nordstaatliche Corvette, die mit vollem Dampfe arbeitete und auf die
Delphin
zusteuerte, um ihr den Weg abzuschneiden.
    Nachdem der Kapitän das Schiff sorgfältig beobachtet hatte, stieg er wieder auf's Verdeck herab und ließ seinen Obersteuermann kommen.
    »Was halten Sie von diesem Schiff, Herr Mathew?« begann er.
    »Ich kann nichts anderes annehmen, Herr Kapitän, als daß es ein Dampfer der nordstaatlichen Marine ist, der unsere Absichten beargwöhnt.«
    »Über seine Nationalität ist allerdings kein Zweifel mehr möglich da, sehen Sie!«
    Wirklich wurde soeben an der Gaffel auf der Corvette die Sternflagge der Vereinigten Staaten von Nordamerika aufgezogen, und ihre Echtheit mit einem Kanonenschuß verificirt.
    »Das ist so viel wie eine Einladung, unsere Farben zu zeigen,« sagte Mr. Mathew. »Das können wir ja thun, wir brauchen uns ihrer nicht zu schämen.«

    »Aber zu welchem Zweck, Mr. Mathew? Unsere Flagge würde uns nicht decken und die Leute keinen Augenblick davon abhalten, uns ihren Besuch abzustatten. Nein, ich halte es für besser, darauf zuzufahren.«
    »Und wir müssen eilen,« versetzte Mr. Mathew; »wenn mich meine Augen nicht trügen, habe ich diese Corvette schon in der Umgegend von Liverpool bemerkt, wo sie sich aufhielt, um den Bau einiger Fahrzeuge zu überwachen. Ich will nicht Mathew heißen, wenn auf dem Gemälde ihres Taffrail nicht
Der Irokese
steht.
    »War es ein guter Segler?«
    »Mit einer der Besten von der ganzen nordstaatlichen Marine?«
    »Wie viel Kanonen führt er?«
    »Acht.«
    »Oho!«
    »Verlassen Sie sich darauf, Kapitän,« erwiderte Mathew mit ernsthaftem Ton; »von den acht Kanonen gehen zwei auf Angeln, die eine, ein Sechzigpfünder, steht auf der Schanze, die andere, ein Hundertpfünder, auf dem Verdeck? beide gezogen.«
    »Teufel!« rief James Playfair, »es sind Parrotts; sie tragen drei Meilen weit!«
    »Drei Meilen und weiter, Kapitän.«
    »Nun, Herr Mathew, ob es nun Hundertpfünder oder Vierpfünder sind, ob sie drei Meilen oder fünfhundert Meilen weit tragen, wenn wir schnell genug fahren, um ihren Kugeln zu entgehen, kann uns das gleichgiltig lassen. Wir wollen diesem Irokesen zeigen, was ein Dampfer vermag, der eigens zum Schnellfahren gebaut ist. Lassen Sie die Feuer schüren.«
    Der Obersteuermann übermittelte sofort dem Ingenieur die Befehle des Kapitäns und bald wirbelten schwarze Rauchsäulen über den Schornsteinen des Steamers.
    Diese Symptome schienen dem Geschmack der Corvette nicht zu behagen, denn sie gab der
Delphin
ein Zeichen back zu legen. Aber James Playfair kümmerte sich um diese Anweisung äußerst wenig und änderte die Richtung seines Schiffes nicht im Geringsten.
    »Jetzt wollen wir sehen, wozu sich der Irokese entschließen wird, er hätte die schönste Gelegenheit, seinen Hundertpfünder zu versuchen und zu erproben, wie weit er trägt. Allen Dampf beigesetzt!«
    »Gut!« meinte Mr. Mathew, »wir werden bald schöne Grüße bekommen.«
    Als der Kapitän auf das Deckzimmer zurückkam, sah er Miß Halliburtt, die ruhig neben dem Geländer saß.
    »Miß Jenny,« wandte er sich an sie, »wir werden sehr wahrscheinlich von der Corvette, die Sie dort vor dem Winde sehen, verfolgt werden, und da sie sich uns voraussichtlich mit Kanonenschüssen verständlich machen wird, erlaube ich mir, Ihnen meinen Arm zu bieten, um Sie in Ihre Cajüte zurückzuführen.«
    »Ich sage Ihnen meinen besten Dank, Herr Playfair,« antwortete das junge Mädchen, indem es ruhig zu dem Kapitän aufblickte, »aber ein Kanonenschuß macht mich nicht erzittern.«
    »Die Sache kann aber trotz der Entfernung gefährlich werden, Miß.«
    »O! ich bin nicht zu dem furchtsamen Mädchen erzogen worden, für das Sie mich zu halten scheinen, wir werden in Amerika an Alles gewöhnt, und ich versichere Ihnen, daß ich bei den Kugeln des Irokesen ruhig und ohne Furcht bleiben werde.«
    »Sind Sie muthig, Miß Jenny.«
    »Wenn Sie das zugeben, werden Sie mir auch gestatten, hier bei Ihnen zu bleiben; nicht wahr, Herr Playfair?«
    »Es liegt mir fern, Ihnen Etwas zu verweigern, Miß Halliburtt,« erwiderte der Kapitän, als er die ruhige Sicherheit des jungen Mädchens sah.
    Kaum hatte er diese Worte

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