Die blonde Geisha
schrubbte zweimal am Tag kniend die Veranda, wusch die Bettwäsche und schnitt den Bambus im Garten.
Außerdem war ich eine erwachsene Frau. Auch wenn es nicht schicklich war, so schwang ich beim Gehen die Hüften genauso wie die Geishas. Mein grüner, handbemalter Kimono fiel perfekt gefaltet an mir herab, silberne Nadeln glitzerten in meinem Haar.
Wo immer ich hinging, starrten die Menschen mich an. Oh, ich war nicht etwa so schön wie Simouyé, aber größer als alle anderen Maikos. Zudem war es ungewöhnlich für eine angehende Geisha, allein unterwegs zu sein. Wir wurden immer eskortiert, außer wenn wir zu zweit in einer Rikscha fuhren.
Heute hatte ich die Blicke der neugierigen Japaner ignoriert. Damit niemand meine grünen Augen sehen konnte, hielt ich den Kopf gesenkt. Ich musste mich heimlich aus dem Teehaus schleichen, um meine Besorgungen zu machen.
Allein.
Wie lange war ich unterwegs gewesen? Eine Stunde? Länger nicht. Ich drückte das sorgsam in gelben Stoff geschlagene und mit einem roten Band verschnürte Päckchen an mich, meine vollen Brüste unter dem Kimono waren bandagiert und flach gedrückt. Das Treffen mit Simouyé machte mich nervös. Welche Entschuldigung ich auch anbringen würde, ich konnte jetzt schon sehen, wie sie mit dem Körper in diesem missbilligenden Rhythmus, den ich so gut kannte, vor- und zurück schaukelte und mir eine ewig lange Standpauke halten würde, während die anderen Maikos so taten, als würden sie nicht zuhören.
Enttäuscht schüttelte ich den Kopf. Okâsan fand eine Entschuldigung nach der anderen, wenn ich sie fragte, wann ich endlich soweit wäre, der Welt der Geishas anzugehören. Ich persönlich war bereit, aber Mariko sagte, wir müssten Okâsans Entscheidung akzeptieren und warten.
Als ich die Verandatür aufschob, stellte ich überrascht fest, dass niemand da war. Die Strohmatten glänzten, keine Glöckchen von hohen Holzsandalen waren zu hören, nicht das Rascheln von Kimonos, kein mädchenhaftes Geplapper lag in der Luft.
Eigentlich passte mir das ganz gut, denn selbst wenn Okâsan meine Verspätung nicht auffiele – Mariko würde darauf bestehen, dass ich ein Gedicht schrieb, in dem ich die Götter um Vergebung bat und es am Ast eines Pflaumenbaumes befestigte, denn nur dann hatte Okâsan das ehrenvolle Recht, mir meinen Ungehorsam zu verzeihen.
Ich lächelte. Mariko hatte immer eine Antwort auf alle Probleme.
Was würde ich nur ohne sie tun? Immer wenn ich Simouyés Strenge oder die kleinen Sticheleien von Youki oder die Fremdheit dieses Landes nicht mehr zu ertragen glaubte, war Mariko für mich da. Wir waren unzertrennlich, machten alles gemeinsam, unterhielten uns in unserem köstlichen Geiko-Dialekt und frönten unserem liebsten Zeitvertreib: nämlich das Kopfkissenbuch anzusehen und uns vorzustellen, dass wir diese wunderschönen Geishas waren, die sämtliche achtundvierzig Stellungen mit unseren Liebhabern ausprobierten, um herauszufinden, welche uns am besten gefielen.
Mein liebstes Bild stammte von einem Künstler namens Hokusai, auf dem eine seufzende Frau in der glitschigen Umarmung von zwei Kraken dargestellt war. Sie umschlangen ihren Bauch, ihre Hüfte, saugten an ihren Brüsten, ihren Lippen, stießen ihre Arme in ihre Lustspalte und ihren Hintern und trieben sie zur höchsten Ekstase.
Die seltsamen Gefühle, die mich bei dem Anblick durchzuckten, ermutigten mich, Mariko zu beichten, wie Hisa mich einmal auf dem Hof gepackt hatte, seine nackte Brust an mir gerieben und meine aufgerichteten Brustwarzen unter dem Kimono mit seinem verschwitzten, muskulösen Körper liebkost hatte. Ich konnte nicht leugnen, dass dieser Rikscha-Junge mich mit prickelnder Lust erfüllte. Ich musste all meine Kraft zusammennehmen, um nicht sehnsüchtig in seine Arme zu sinken. Aber das wäre falsch gewesen, das wusste ich. Ich rannte weg, als er versuchte, meine Schärpe zu öffnen, obwohl ich am liebsten geblieben und sie selbst aufgeknotet hätte, langsam, sehr langsam, um ihn mit meiner feuchten Mondgrotte unter dem Kimono zu reizen.
“Hast du nie davon geträumt, mit einem Mann wie Hisa-don zu schlafen?” hatte ich Mariko am Tag zuvor nach dem Unterricht gefragt, als wir auf den Garten blickten und dem Gezwitscher der Vögel lauschten. Bei Tage träumte ich oft von dem Rikscha-Jungen, versuchte aber immer, in angemessener Weise über ihn zu sprechen, schließlich handelte es sich bei ihm um einen Bediensteten.
“Ja, Kathlene-san, ich
Weitere Kostenlose Bücher