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Die blonde Geisha

Die blonde Geisha

Titel: Die blonde Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jina Bacarr
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Herz schlug vor Aufregung so schnell, mit so viel Hoffnung für die Zukunft, dass ich nicht schlafen konnte. In dieser Nacht hatte ich etwas gesehen, gehört, gefühlt, das meine Fantasie noch mehr anheizte, die Vorstellung davon, wie das Leben in diesem Teehaus sein würde: Der Duft von Orchideen und Rosenblättern, eine Geisha, die ihren Obi öffnet, die Silbernadeln, die aus ihrem langen Haar fallen, wenn sie es löst und die Schenkel spreizt, um den geschwollenen Speer ihres Liebhabers zu empfangen.
    Als ich auf dem Futon lag, wurde das Prasseln des Regens auf dem Dach zu einem Lied, die Minuten verstrichen. Frösche quakten. Ich konnte Marikos leisen, gleichmäßigen Atem hören. Keine von uns sprach ein Wort, während wir auf dem Rücken lagen und unsere schlanken Körper sich unter der Decke berührten. Sie duftete nach Mandarine und Ingwer.
    Als sie ihre Hand in meine gleiten ließ und sie drückte, drückte ich ihre auch, dann entspannte sich mein Körper. Ich wusste noch nicht, was auf mich zukommen würde, aber so langsam begriff ich, dass meine Weiblichkeit eine geheime Waffe war, die ich einsetzen konnte, um den tiefsten Kern meiner Sexualität zu entdecken.
    Erregt stellte ich mir das unendliche Vergnügen vor, den Speer eines Mannes in mir zu spüren, pochend, stoßend und mit seinem Elixier angefüllt zu werden.

Zweiter Teil
    K imiko, 1895
    Sie befand sich mitten unter uns.
    Das Mädchen mit dem goldenen Haar.
    Sie war keine von uns.
    Doch wir hießen sie willkommen.
    (Geisha-Lied aus Kioto, 1895)

4. KAPITEL
    K ioto, Japan 1895
    Während ich durch das Holztor lief, über den gewundenen Steinweg und die engen Stufen hinauf auf die Veranda, wo es nach Kamelienöl und dem Fluss Kamo roch, überlegte ich fieberhaft, was ich Okâsan sagen sollte.
    Ich war spät dran.
    Verärgert wischte ich den Schweiß von meinem Gesicht und verschmierte dabei die dicke weiße Schminke, die ich tragen musste, sobald ich das Teehaus verließ, genauso wie die schwarze, perfekt sitzende Perücke. An heißen Tagen war diese Perücke fast unerträglich, aber wir wollten mein Haar nicht schwarz färben, weil die meisten Haarfarben Blei enthielten und somit tödlich sein konnten.
    Das Gewicht der Perücke ignorierte ich. Stattdessen betete ich, dass Okâsan sich nicht aufregen sondern so reagieren würde, wie es den hiesigen Gepflogenheiten entsprach – für jede Emotion gab es den richtigen Zeitpunkt und den richtigen Ort – doch beides war hier und jetzt nicht der Fall.
    Für mich war es die schönste Zeit des Tages, wenn die Geishas und Maikos in Gruppen beisammensaßen und schwatzten. Geplauder. Es gehörte zur Ausbildung der Maikos, mit größter Lebhaftigkeit über nichts zu sprechen und mit unseren Kunden Spiele zu spielen. Spiele wie “Seichter Fluss-Tiefer Fluss”, wenn die Geisha ihren Kimono anhob, als wolle sie einen Fluss durchqueren, jedes Mal ein bisschen höher, bis sie – mit dem Fächer wedelnd – ihre kostbare kleine Spalte zeigte.
    Ich kicherte in Erinnerung daran, wann ich diesen Ausdruck zum ersten Mal gehört hatte. Das war in der Nacht gewesen, als ich die Freuden des Harigata kennen gelernt hatte. Mein Lächeln verblasste. Das war auch die Nacht gewesen, in der mein Vater mich in dem Teehaus des Sehnsuchtsbaumes zurückgelassen hatte. Ein Teil von mir war in dieser Nacht gestorben, aber ein anderer Teil hatte überlebt. Drei Jahre lang hatte ich daran gearbeitet, Geisha zu werden, doch noch immer war es nicht soweit. Warum nicht? Was hatte ich für schlimme Fehler, dass ich den Göttern so missfiel? Eigentlich war üblich, dass man mit siebzehn seinen Platz als Geisha einnahm.
    Ich bin achtzehn. Habe ich nicht das Recht, Geisha zu werden?
    Wie lange noch konnte ich in dem Teehaus bleiben oder mit weißer Schminke im Gesicht durch die Stadt schleichen, das blonde Haar unter einer Perücke verborgen? War ich dazu verdammt, mich im Teehaus zu verstecken, bis meine Jugend verblüht war? Oder bis jemand entdeckte, wer ich wirklich war?
    Öfter als einmal hatte ich neugierige Fremde gesehen, die an ihre Nase tippten, wenn sie mich anblickten. Damit wiesen sie auf meine lange, gerade irische Nase hin. Warum war es so wichtig, dass niemand erfuhr, wer ich war? Mein Vater war fort und somit außer Gefahr. Warum konnte ich nicht meinen Platz einnehmen?
    Alles hatte ich getan, was Okâsan mir gesagt hatte,
alles.
Ich benutzte den getrockneten Kot der Nachtigall, damit meine Gesichtshaut zart blieb. Ich

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