Die blonde Geisha
Bedürfnisse hingab. Dieses Mädchen erfüllte sein Bedürfnis. Er konnte die zarte Rundung ihres Hinterns erkennen, ihre festen Hüften, außerdem hatte er keine Muttermale auf ihrer Haut entdecken können, die der Farbe von Kirschblüten glich. Ihre Finger waren lang und schmal mit durchscheinenden Nägeln. Wie alle seine Landsmänner fand er vor allem die Linie ihres Nackens unter dem Kragen besonders ansprechend. Diese Maiko zeigte ihren herrlichen Nacken, indem sie den Kragen ihres Kimonos so tief nach unten zog, dass ihm köstliche Schauer über den Rücken fuhren. Sie verkörperte ein erotisches Traumbild, das einem das Gefühl gab, den trostlosen Zwängen des Fleisches entkommen und sich zu unerreichten Höhen der Lust aufschwingen zu können.
Baron Tonda hatte nicht damit gerechnet, eine derartige Leidenschaft zu erfahren, als er im Teehaus des Sehnsuchtsbaumes ankam. Er hatte hier nur der Ablenkung halber Rast gemacht. Auf Geheiß des Prinzen war er den weiten Weg über das Meer gereist und wollte sich ein paar Tage in der Villa des Daimiô etwas außerhalb von Kioto ausruhen. Dort hatte er von der wunderschönen Maiko gehört, deren Frühlingsgabe bisher noch nicht verkauft worden war.
Die Besitzerin des Teehauses hatte ihm nur sehr zögernd verraten, wer dieses Mädchen war. Wie konnte sie es wagen? Was für eine Vermessenheit! Doch er hielt seine Wut im Zaun, wenn auch mit einiger Anstrengung. Als erstgeborener Sohn einer alten Samurai-Familie hatte er von Kindesbeinen an gelernt, dass seine Gefühle immer hinter seiner Ergebenheit für den Daimiô, den Prinz Kira zurückzustehen hatten. Die Pflicht, so sagte man, wäre das Schwerste, was man im Leben zu tragen hätte. Auch jetzt noch hielt er an der Vorstellung, dem Daimiô, dem Prinzen Kira treu bis in den Tod zu sein, fest. Doch manchmal kamen ihm Zweifel. Hatte das sein Aufenthalt in Amerika bewirkt? War er dadurch schwach geworden? War seine Wildheit dadurch gezähmt worden? Das durfte er nicht zulassen. In Japan wurden Beziehungen danach eingestuft, wer der Unterlegene und wer der Überlegene war. Immer.
Doch nun hatte er den Tanz dieser Maiko beobachtet. Die präzisen Bewegungen dieser jungen Frau und ihre Unschuld erinnerten ihn an die Ballerinas in ihren schaumweißen Tutus, an ihre Seidenschuhe, die er in San Francisco über die Bühne hatte schweben sehen, ihre pulsierenden kleinen Spalten gierig nach seinem Jadestab. Die junge Frau hatte die Anmut einer Ballerina, nur erzählte sie ihre Geschichte mit dem Fächer mit diesen knochenlosen, fließenden Bewegungen. Dieses Mädchen hatte ihn bis zur Raserei entzückt. Er hielt die Luft an und zwang sich, aufrecht zu stehen. Überhaupt sollte er einfach wegsehen und gehen, doch er konnte nicht. Der Anblick war zu verlockend, zu köstlich. Und er war ein Mann, dessen Appetit nach jungen Frauen unersättlich war.
Baron Tonda beugte sich vor. Obwohl er keinen Muskel rührte – die Füße fest auf die Erde gestellt, die beiden Samurai-Schwerter, ein langes und ein kurzes, hingen überkreuzt an seiner Hüfte – hatte er den Eindruck, sich in einem sinnlichen Rhythmus zu bewegen. Vor und zurück, auf und ab, hinein und hinaus – wieder und wieder, jeder Stoß kräftiger als der zuvor, voller Verheißung auf das unglaubliche vor ihm liegende Vergnügen.
Lange Kimonoärmel bauschten sich, rosa Seide wirbelte, rote, gelbe und blaue Fächer wischten durch die Luft und landeten wieder wie liebliche Schmetterlinge. Füße in weißen Strümpfen tippten auf den Holzboden, rosenrote Lippen öffneten sich wie perfekte Blüten, die winzigen Glöckchen im Haar klingelten im Rhythmus. Die pulsierende Musik weckte seine müde Seele. Dann, nur mit einem leisen Seufzen, streckte sie ihren langen Hals in den Himmel, anmutig wie ein Schwan, und der Baron war erregt. Schon wieder. Das Mädchen tanzte nicht weit von ihm, ohne ihn sehen zu können, und doch lockte sie ihn, drückte die harten Ränder ihres Fächers gegen ihre Brustwarzen. Immer wieder spielte sie mit ihren Knospen, malte kleine Kreise mit dem Fächer. Er befeuchtete seine Lippen. Diese Maiko erregte ihn nicht allein durch ihre Schönheit, sondern durch ihre verführerischen Bewegungen.
Sie tanzte schneller und schneller, ihr Atem ging heftiger, sie brachte sich selbst in Ekstase, veränderte die uralten Tanzschritte, während die beiden Mädchen, die sie auf der Harfe und der Laute begleiteten, sie mit angehaltenem Atem stumm beobachteten. Er hob
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