Die blonde Geisha
schwach, er lehnte sich gegen den Wandschirm und warf ihn beinahe um. Schnell gewann er das Gleichgewicht zurück, aber nicht die Fähigkeit, klar zu denken. Seine Vernunft forderte das eine, sein Begehren das andere. Er wollte sie umbringen, wie der Prinz es befohlen hatte. Doch sein Herz drängte ihn zu warten. Sie zuerst zu vögeln.
Ihm wurde heiß. Er rührte sich nicht, konnte sich nicht rühren und beobachtete, wie sie tanzte und ihm ihre weißen Schultern zeigte. Die schlanken Schenkel. Ihre runden, vollen Brüste unter der rosafarbenen Seide.
Der Baron stellte sich vor, wie er ihre Brustwarzen zwischen Daumen und Zeigefinger drehen würde, so fest, dass sie laut aufschrie, und dann, bevor sie wieder zu Atem kam, würde er in sie eindringen, sein Jadestab würde in sie stoßen, sie attackieren, bis sie ihn um ihr Leben anflehte.
Minuten vergingen. Fünf, zehn. Er wusste es nicht. Das siedend heiße Feuer in seinem Fleisch machte ihn fast verrückt. Lust war die einzige Emotion, die er nicht kontrollieren konnte und die so scharf war, wie die Schwerter an seiner Hüfte. Der Baron konnte nicht mehr länger warten. Er wollte ihre Schönheit auskosten, sie vögeln und dann töten.
Wie schrecklich er sich irrte.
6. KAPITEL
H isa-don, wo bist du?” rief ich leise, als ich den Tanz beendet hatte und mein Gesicht hinter dem Fächer versteckte. Hatte ich mir seine Anwesenheit nur eingebildet?
Niemand antwortete mir.
“Hisa-don”, rief ich erneut. Noch immer keine Antwort.
Ich war mir sicher, dass Hisa hinter dem goldenen Wandschirm stand und durch ein Guckloch spähte. Keuchend vor Leidenschaft. Ein paar Mal hatte ich ihn ächzen und seufzen hören, dann stöhnen. Er war mit seinem Lendenschurz beschäftigt gewesen, wie Mariko sich ausdrücken würde.
Langsam drehte ich mich um und warf Mariko einen verstohlenen Blick zu. Sie war allein. Youki war ebenfalls verschwunden, bevor ich ihr vorwerfen konnte, dass sie meinen Kimono aufgerissen hatte. Mariko kniete noch immer und stimmte eine Saite ihrer Laute. Ich wartete darauf, dass sie etwas sagte, mir erneut erklärte, warum ich es nicht wert war, Geisha zu werden. Aber auf ihre Worte war ich nicht vorbereitet.
“Trotz des Schweigens zwischen uns”, sagte sie, “spüre ich eine ungeheuerliche Energie in dir, als ob unter der Oberfläche ein Feuer verborgen wäre, das jederzeit ausbrechen kann und nur darauf wartet, dass jemand es mit einem Funken entfacht und zum Lodern bringt.”
“Du sprichst in Rätseln, Mariko-san.”
Die kleine Maiko lächelte breit. “Da gibt es kein Rätsel zu lösen, Kathlene-san. Es offenbart sich jedem, der die Ehre hat, in deine grünen Augen zu blicken.”
“Was willst du damit sagen, Mariko-san?”
“Dass du endlich die Freuden der körperlichen Liebe erfahren musst.”
Ich lächelte, nicht wie andere Maikos ängstlich darauf bedacht, meine Zähne nicht zu zeigen, weil sie oft gegen das schneeweiße Make-up gelblich wirkten.
“Ach ja? Ist es dann nicht meine
Pflicht”
, ich betonte das letzte Wort besonders, “mich auf dieses Vergnügen vorzubereiten?”
Mariko schüttelte den Kopf. “Aber nicht mit einem Diener wie Hisa-don.” Sie zögerte kurz. “Auch wenn er einen äußerst beeindruckenden Jadestab besitzt.”
Dann, mit einer Verneigung und einem frechen Zupfen an den Saiten ihrer Laute, lächelte sie mir zu und verschwand.
Ich saß auf der Veranda, schlug den geschlossenen Fächer in meine Handfläche und lauschte dem Gurgeln des Flusses. Sie hatte Recht. Ich musste Hisa vergessen und noch härter daran arbeiten, Geisha zu werden. Genau genommen sollte ich zu Mariko gehen, freundlich mit ihr sprechen und die Kluft zwischen uns überbrücken, bevor sie so riesig wurde wie das Maul eines Feuer speienden Drachens.
Allerdings wollte ich es nicht wie die anderen Geishas machen, die ihre silbernen Haarklammern auf die aus Binsenschnüre gewobene Matte warfen, und dann die Schnüre abzählten, die die Klammer berührte, um herauszufinden, ob sie Glück oder Pech in der Liebe hatten. Acht war die beste Zahl, vier die schlimmste, denn das Wort für vier war
Shi
und bedeutete auch Tod.
Aber wo sollte ich die Antwort finden, nach der ich suchte?
Auf halbem Weg zu meinem Zimmer blieb ich stehen und betrachtete die Seidenmalerei an der Wand. Wie oft schon hatte ich auf den Himmel und das Meer geblickt, das sich miteinander vereinte wie zwei Liebende? Sein Schwert tauchte in ihren geteilten Pfirsich, ihre Lust
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