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Die blonde Witwe

Die blonde Witwe

Titel: Die blonde Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Pfefferschnauzer. Vielleicht hatte sich ein solcher irgendwann einmal als Ahne beteiligt, hauptsächlich jedoch schien er der Nachkomme eines französischen Zwergbullys zu sein. Auch etwas Rehpinscher war dabei, wenigstens am linken Ohr, das er aufrecht stehend trug, während das rechte ein wenig pessimistisch herabhing.
    Man sagte mir, er sei zwei Jahre alt, völlig ausgewachsen, stubenrein und sehr wachsam. Dieses letztere schien mir im Augenblick besonders wichtig. Er hieß angeblich Bambi, vermutlich seiner krummen Dackelbeine wegen.
    Ich stiftete dem Asyl einen Fünfziger und setzte Bambi in mein Auto, wo ich ihm erst einmal klar machte, daß ich ihn umtaufen würde.
    Er schaute mich aus seinen großen Basedowaugen erwartungsvoll an.
    William?
    Hamlet?
    Schließlich einigten wir uns auf Hesekiel, weil der nach Jeremias kommt.
    Jeremias und Hesekiel fuhren also nach Hause. Anfangs interessierte sich Hesekiel sehr für die Art, wie ich die Gänge schaltete. Später bekam er eine immer feuchtere Schnauze, und als ich zu Hause ankam, mußte ich erst mein Auto reinigen.
    Dies war der Anlaß zu einer zweiten Aussprache. Ich sagte: »Das Autofahren mußt du noch lernen, mein Freund. Und wenn ich die anderen im Stadtverkehr beobachte, wird mir auch manchmal übel, aber das liegt mehr an den Behörden, als an den Fahrern. Such dir inzwischen ein hübsches Bäumchen aus.«
    Er konnte in Wirklichkeit nur zwischen zwei Laternenpfählen wählen, entschied sich jedoch für die zerbröckelten Eingangsstufen vor dem Haus, bei denen es auf Hesekiels Sozialbeitrag ohnedies nicht mehr ankam.
    Über meinem neuen Freund hätte ich beinahe die Nachtausgabe vergessen. Ich holte sie mir am Kiosk, was ziemlich lange dauerte, da sich Hesekiel nach jeweils drei Metern immer wieder hinsetzte und mir jämmerlich heulend nachschaute. Erst nach einigen Ermunterungen kam er mir die nächsten drei Meter nach.
    Aber er war gelehrig. Auf dem Heimweg vergrößerte er die Distanz freiwillig auf etwa sechs Meter.
    Oben, in meinem Zimmer, studierte ich die Nachtausgabe, während Hesekiel mein Zimmer studierte.
    Da stand zu lesen, ein bestialischer Mörder habe den ahnungslosen Hotelbesitzer Paul Duklas im Frühzug München-Gauting hinterrücks überfallen, habe ihn aus nächster Nähe erschossen und ihm einen großen Geldbetrag geraubt. Die Tat werde jedoch bald gesühnt werden können, denn die Polizei habe bereits die Verfolgung einer bestimmten Spur aufgenommen.
    Es war der typische Stil Carl Offermanns, der sich sonst über Karotten und Kühlerfrostschutzmittel verbreitete.
    Woher aber kam die Behauptung, Duklas habe einen großen Geldbetrag bei sich gehabt? Wer wußte das und wer hatte das der Polizei gesagt?
    Ich mußte eine Leine, ein Halsband und eine Hundeschüssel für Hesekiel kaufen.
    Natürlich, Duklas konnte sehr wohl seiner Frau gegenüber von einer Menge Geld gesprochen haben, um durch den Verlust über die schlechte Lage seines Hotels hinwegzutäuschen.
    Hundefutter in Büchsen mußte ich auch besorgen.
    Trotzdem wurde mir dieser Fall immer unklarer. Was hatte Mister I damit zu tun? Was die hübsche Schwarze in dem weißen Coupé? Auf wen hatte Andrea — wenn sie wirklich so hieß — in dem Imbißraum gewartet? Wessen Tochter war sie? Und warum hatte man mich niedergeschlagen, um mir Geld und Pistole wegzunehmen?
    Braucht man zwei Hundeschüsseln, eine fürs Fressen und eine für Wasser?
    Einer, das stand fest, war es nicht gewesen: der Hotelier Paul Duklas.
    Hesekiel zeigte mir schnaufend seine lange Zunge. Ich wusch eine meiner Aschenschalen aus und brachte ihm Wasser, mir eine Flasche Bier.
    Es stand noch mehr in der Zeitung. Daß nämlich die unglückliche Witwe einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte, als sie von der Polizei zur Identifizierung an die Bahre geführt worden war.
    Gibt man so einem Hund nun Knochen oder nicht? Vor allem wohl etwas zum Spielen, damit er sich nicht an meinen Schuhen vergreift, wie er es eben tat. Er schleppte einen nach dem anderen unter mein Bett, schleppte sie wieder heraus und wieder darunter.
    Von einer Tochter des Ermordeten stand nichts in der Zeitung. Hatte er keine? War das Mädchen die Tochter des Mister Imbiß?
    Er war der Angelpunkt, ihn mußte ich finden. Oder ich mußte aufpassen, von ihm nicht gefunden zu werden, je nachdem.
    Wir beide, Hesekiel und ich, wurden allmählich dösig, legten uns zusammen auf meine Couch, und ich wachte erst wieder auf, als das Telefon klingelte.
    Ich

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