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Die blonde Witwe

Die blonde Witwe

Titel: Die blonde Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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was man mit Andrea Duklas angestellt hat. Ich muß herausfinden, inwieweit die Witwe selbst an der Sache beteiligt ist
    Sie muß beteiligt sein, denn sie würde doch das Geld bekommen. Vielleicht ist Mister I ihr Geliebter? Und wenn sie mit im Komplott steckt, würde sie die halbe Million nicht bekommen, auch wenn sie ihren Mann nicht eigenhändig erschossen hat. Weiter muß ich herausbringen, ob...«
    Er unterbrach mich mit einer Handbewegung.
    »Ist das nicht ein bißchen viel, was Sie sich da vorgenommen haben? Und sind Sie nicht ein wenig sehr naiv, junger Mann?«
    Ich verzog mein Gesicht.
    »Lassen Sie mich meinetwegen verhaften, aber sagen Sie bitte nicht junger Mann zu mir. Und naiv...«
    »Sind Sie, denn sonst wären Sie nicht hierher gekommen.«
    »Gut, also bin ich naiv. Aber ich habe die Wahrheit gesagt. Und ich habe Sie für einen Geschäftsmann gehalten.«
    Er wiegte den Kopf hin und her, dann sagte er lächelnd: »Das wiederum ist weniger naiv. Die ganze Sache hat nur einen Haken.«
    »Einen Haken? Hört etwa bei Ihnen das Gewissen als Staatsbürger bei einer halben Million noch nicht auf?«
    Seine breite Hand kroch langsam, wie eine Kröte, über die Tischplatte. Genau in Richtung auf den weißen Knopf. Er sagte: »Mein Gewissen steht jetzt nicht zur Debatte. Die Sache ist nur die, daß ich nämlich Zeitung lese.«
    »Na und?«
    »Ich habe auch den Namen Paul Duklas gelesen, und ich habe unsere hohen Versicherungspolicen im Kopf. Darüber hinaus habe ich zur Sicherheit gleich bei einem Sachbearbeiter rückgefragt. Ein Hotelier Paul Duklas ist bei meiner Gesellschaft überhaupt nicht versichert.«
    Sein dicker Finger drückte auf den weißen Knopf.

6

    Ich starrte wie hypnotisiert auf seinen Finger, der den weißen Knopf drückte, und war unfähig, aufzuspringen, zu flüchten, ihn um Gnade anzuflehen oder ihm den Hals zuzudrücken. Ith saß erstarrt und wartete.
    Die Tür ging auf, und wenn das, was da hereinkam, die Palastwache war, würde mir die Verhaftung nicht ganz so weh getan haben.
    Sie trug ein wippendes, marineblaues Röckchen, eine einfache weiße Bluse, und war trotz Brille überaus appetitlich anzusehen.
    »Fräulein Kirchner«, sagte der Direktor, »ich brauche fünfhundert in bar.«
    »Jawohl, Herr Direktor. Über welches Konto?«
    »Spesen«, sagte er, und Fräulein Kirchner verschwand mit wippendem Röckchen und langen, nahtlosen Beinen.
    Ich atmete hörbar auf. Der Direktor tat diskret, als bemerkte er das nicht. Er sagte: »Dieser Mister I, wie Sie ihn nennen, hatte natürlich allen Grund dazu, Ihnen die wahre Versicherungsgesellschaft nicht zu nennen. An seiner Stelle hätte ich Ihnen das auch nicht auf die Nase gebunden.«
    Ich hätte ihm am liebsten seine beiden Patschhände gestreichelt, die so friedlich nebeneinander auf der Tischplatte lagen, als gehörten sie gar nicht zu ihm. Ich sagte, freudig bewegt: »Darf ich aus Ihrer Anordnung schließen, daß Sie mir vertrauen, Herr Direktor.«
    »Nein«, sagte er. »Ich mißtraue nur der Polizei.«
    »Aber Sie sagten doch, daß Paul Duklas gar nicht bei der AVAG...«
    Er winkte ab. Der Korpsgeist der Versicherungen hört anscheinend nicht bei der Erhöhung der Prämien auf.
    »Lassen wir das vorläufig«, sagte er. »Mit den Kollegen komme ich schon klar. Wo kann ich Sie in der nächsten Zeit erreichen?«
    »Bei meiner Tante in Harlaching«, sagte ich. »Aber es wäre mir lieber, ich brauchte Ihnen die Adresse und die Telefonnummer nicht zu sagen.«
    Er überlegte eine Sekunde, dann nickte er.
    »Gut, ich finde Sie jetzt schon etwas weniger naiv, und das gefällt mir besser. Wir...«
    Die fünfhundert Mark kamen herein, mit wippendem Röckchen und nahtlosen Beinen. Gute, ungeklebte Hunderter. Sie raschelten aus zarten Mädchenhänden in meine Pranken, verschwanden in meiner Tasche, und damit war auch die Audienz beim Direktor vorerst beendet.
    Ich bedankte mich bei ihm. Er bückte sich, streichelte Hesekiel über den Kopf, bis sein Gesicht rot vor Anstrengung wurde, und sagte: »Übrigens: die Papuas leben nicht in Westafrika, sondern auf Neuguinea. Das nur zu Ihrer Information.«
    Zehn Minuten später fuhr ich mit einem Taxi — mein Wagen konnte überwacht werden — zu meiner Tante nach Harlaching, von der ich Gitta gesagt hatte, sie sei alt, häßlich und würde ein wenig nach außen schielen.

    Sie lag in einer rosaroten Hollywoodschaukel mit weißen Spitzen, dicht neben ihrem hellblau und kühl schimmernden Swimming-pool. Vom

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