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Die blonde Witwe

Die blonde Witwe

Titel: Die blonde Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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konnten gerade noch eine Mischehe verhindern.
    Atemlos setzten wir uns in die Hollywoodschaukel.
    »Dein Hund«, schnaufte Doris. »Dieser — dieser...« Sie streichelte ihre Schlummerrolle, die fast so atemlos war, wie wir. »Und wie soll es nun weitergehen? Was willst du unternehmen, um den Fall aufzuklären?«
    Ich erzählte ihr, was ich für nötig hielt, und schloß, daß ich als erstes unbedingt Andrea treffen müsse. Sie schien der Schlüssel zu sein; sie wußte etwas, was mir weiterhelfen konnte. Vor allem aber mußte ich wissen, ob ihr auch nichts zugestoßen war.
    »Und wo willst du sie suchen, Jerry?«
    »Im Hotel >Seeadler<, natürlich. Ich glaube nicht daran, daß sie verreist ist. Man hat mich neulich nachts angelogen. Wenn sie nicht im Hotel ist, muß sie wohl zur Beerdigung kommen. Das muß sie auch dann, wenn man sie versteckt hält, um kein Gerede aufkommen zu lassen.«
    Sie goß uns noch einmal einen Gin ein und sagte: »Alles schön und gut, aber das wird eine Menge Geld kosten. Ich muß dir gleich sagen, daß ich momentan...«
    »Ich habe Geld genug, Doris. Mühsam Erspartes.«
    »Du lügst, Jerry. Du hast noch nie sparen können, nicht einmal mühsam.«
    »Richtig. Ich hab’s von der Versicherung. Und ich lade dich ein, mit mir ein paar herrliche Urlaubstage im Hotel >Seeadler< zu verbringen. In der Vorsaison werden sie nicht nur Zimmer haben, sondern auch mit der Anmeldung nicht so genau sein, wenn man nur ein teures Zimmer nimmt. Wir werden segeln, Cocktails trinken, Motorboot fahren, Tennis spielen, vielleicht auch Golf — was du willst.«
    »Und du zahlst?«
    »Selbstverständlich. Ruf gleich an und bestelle ein Zimmer, natürlich beste Lage und mit Bad.«
    »Eins?«
    »Doppelzimmer. Zwei einzelne würden auffallen, Kindchen.«
    Sie kicherte vergnügt. Dann wurde sie wieder ernst.
    »Und was ist dir das alles wert?«
    »Na, hör mal, ich zahle doch die ganze Geschichte und...«
    »Fünf Prozent, Jerry? Sagen wir fünf Prozent von dem, was dir die Versicherung gibt, wenn du den Fall in Ordnung gebracht hast?«
    »Abgemacht, fünf Prozent.«
    Eine halbe Stunde später rief ich Gitta an und erfuhr, daß sie niemanden gesehen hatte, der sich für meinen Wagen interessierte.
    Eine Dreiviertelstunde später fuhr ich mit einem Taxi in die Stadt, holte die Sachen aus meinem Wagen — der angeblich einen Motorschaden hatte — und kehrte in mein Dachkämmerlein zurück.
    Ich aß noch mit Doris, wir unterhielten uns über die Karrieren der letzten Jahre, und gegen einundzwanzig Uhr verkroch ich mich endgültig unter Doris’ gastlichem Dach.
    Später sah ich, von den Stiefmütterchen verdeckt, Leopold aufkreuzen. Seine Körperfülle und die spärlichen Haare schienen mir eine ruhige Nacht zu garantieren. Für uns alle drei.

    Es hagelte, und davon wachte ich auf. Als ich wach war, erkannte ich, daß es keine Hagelkörner waren, die durchs Dachfenster hereinflogen und hart auf dem Holzboden kullerten, sondern kleine Steinchen.
    Ich schob meinen Kopf vorsichtig zwischen den Stiefmütterchen durch und hob ihn erst höher, als ich unten Doris auf dem Kiesweg stehen sah.
    »Leopold ist schon längst fort«, sagte sie. »Das Frühstück ist fertig. Kommst du runter?«
    »Natürlich, sofort.«
    Ich fand keine Steckdose für meinen Elektrorasierer. Licht und alles andere war fest eingebaut. Folglich kletterte ich ungewaschen und unrasiert die Hühnerleiter hinunter. Hesekiel unterm Arm.
    Ich durfte in Doris’ Bad, duschte, rasierte mich und erschien in bester Laune auf der Terrasse. Die Morgensonne glitzerte auf dem hübsch gedeckten Tisch, und streifte zärtlich über Doris’ eichhörnchenrotes Haar. Ich mußte, auch wenn ich mich dessen schämte, an Andrea denken, während ich mir ein Brötchen mit Butter bestrich.
    »Du!« sagte Doris. »Wo bist du denn mit deinen Gedanken?«
    »Im Hotel >Seeadler<, verzeih! Wann können wir fahren?«
    »Gleich nachher. Ich habe nämlich zu Leopold gesagt, ich würde ein paar Tage in Wien drehen.«
    »Und das hat er geglaubt?«
    Sie blinzelte in die Sonne, wie eine zufriedene Katze.
    »Ich kann nur Männer um mich haben, die alles glauben, was ich sage.« Sie blinzelte jetzt mich an. »Oder solche, die mir gar nichts glauben, wie du.«
    Es fiel mir schwer, mit meinen Gedanken bei Andrea zu bleiben.
    Doris setzte sich neben mich auf die kleine Bank aus rotem Korbgeflecht, und ich spürte ihre frische Haut und roch den Duft ihres Haares. Sie war ausgeruht und

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