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Die blonde Witwe

Die blonde Witwe

Titel: Die blonde Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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wahr?«
    »Natürlich. Nur schade, daß ich ihn nicht umgebracht habe.«
    Sie schien etwas enttäuscht.
    »Wirklich nicht? Schade. Ich weiß nicht, ob Leopold...«
    »Jemand, der mit seiner Frau unter einer Decke steckt, hat es getan. Sie wollen eine halbe Million Lebensversicherung. Und die Versicherung glaubt mir, will sich das Geld sparen, und so handle ich gewissermaßen in ihrem Auftrag.«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Dann weiß ich überhaupt nicht, was du willst. Überlaß das doch der Polizei. Weißt du, er hat nämlich noch gar nicht viel drauf, ist fast wie neu.«
    »Wer? Der Leopold?«
    »Nein, der Alfa.«
    Ich nahm beschwörend ihre Hände.
    »Kindchen, denk doch einmal nach, nur ein einziges Mal. Was ist schon ein Alfa Romeo gegen eine Karriere? Wenn du mir jetzt hilfst, werden bald riesige Schlagzeilen in der Presse erscheinen: Filmschauspielerin hilft ein Verbrechen aufklären! Du bekommst Angebote noch und noch, und dann kannst du dir drei Alfas kaufen!«
    Ich sah, wie das Eichhörnchen an der Nuß nagte, die ich ihm eben gegeben hatte. Endlich schien es am Kern angekommen zu sein.
    »Möglich, Jerry, daß ich was für dich tun kann. Ich habe oben unterm Dach eine kleine Mansarde. Aber Leopold darf auf keinen Fall etwas von dir merken, ehe wir nicht die Schlagzeilen haben.«
    »Das verspreche ich dir. Dein ständiger Begleiter wird .. .«
    Sie unterbrach mich energisch.
    »Er ist kein ständiger Begleiter. Die Ständigen werden immer so lästig; sie bekommen Flecken und man kann sie nicht chemisch reinigen lassen. Du kannst droben wohnen. Hast du Zahnbürste und Pyjama?«
    »Gewiß, nur nicht hier. Würdest du einmal für mich anrufen?«
    »Wo denn?«
    »Bei meiner Tante. Ich sage dir die Nummer.«
    Wir gingen in ihr Wohnzimmer, eine Sache in Rosa und Resedagrün, wo das weiße Telefon steht. Ich sagte Doris die Nummer von Gitta und fuhr fort: »Wenn sich meine Tante meldet, fragst du sie, ob sie allein ist, und wenn sie es ist, dann gibst du mir den Hörer.«
    Sie rief an und sagte:
    »Einen Augenblick, gnädige Frau, Ihr Neffe möchte Sie sprechen.« Dann gab sie mir den Hörer.
    »Grüß Gott, Tante Gitta«, sagte ich.
    »Du Schuft«, hörte ich sie sagen. »Vor fünf Minuten ist der Kommissar fort. Er fragte mich ein Loch in den Bauch. Vor allem wollte er wissen, wo du jetzt stecken könntest.«
    »Und was hast du ihm gesagt?«
    »Ich sagte, du seist letzten Freitag kurz hier gewesen und hättest mir gesagt, du würdest für zwei Wochen ins Engadin fahren.«
    »Du bist ein Engel, Gitta. Ich werde...«
    »Tante Gitta«, unterbrach sie mich. »Fall bitte nicht aus der Rolle. Ist die Tante, bei der du gerade bist, auch so hübsch wie ich?«
    »Keine Spur. Sie ist alt, hat eine lange Nase und schielt.«
    »Dafür hat sie eine bemerkenswert junge Stimme. Na schön, und was nun weiter?«
    »In der Steinhauserstraße steht mein Wagen. Du kennst doch meinen alten, schwarzen Rekord?«
    »Ja, natürlich.«
    »Geh doch einmal daran vorbei, ganz unauffällig, und schau nach, ob jemand aufpaßt. Meine Sachen sind drin. Ich möchte sie mir abholen, wenn die Luft rein ist.«
    »Schön. Und wie erreiche ich dich?«
    »Ich werde in einer Stunde wieder anrufen.«
    Ich hängte ein. Doris sah mich mit gerunzelten Augenbrauen an.
    »Du hast aber einen verdammt zärtlichen Ton, wenn du mit deiner Tante sprichst. Ist sie jung und hübsch?«
    »Im Gegenteil, alt und häßlich. Aber sie ist eine Erbtante. Können wir jetzt einmal hinauf gehen, damit ich mich in meiner Mansarde umschauen kann?«
    Wir stiegen die Treppe hinauf. Das Haus war im Bungalowstil gebaut. Die Treppe war mehr eine Leiter. Aber die Mansarde war genauso, wie man sie brauchte, um kurz hier zu wohnen. Eine Bettcouch, zwei Einbauschränke, ein kleiner Tisch, ein Sessel, ein Kasten voller blühender Stiefmütterchen an dem kleinen Dachfenster. Und alles in Rosa und Resedagrün. Sogar fließendes Wasser war da.
    »Lieb von dir«, sagte ich zu Doris. »Ich werde dir das nie vergessen. Und wann kommt der Alfa Romeo?«
    »Erst später. Er hat immer so viel zu tun. Und dann muß er noch mit seiner Frau abendessen, der Arme.«
    Wir schauten nebeneinander aus dem kleinen Fenster in den Garten hinunter. Und daim rannten wir, so schnell wir konnten. Der Prolet Hesekiel machte der kleinen, vornehmen Chinesendame ungehörige Anträge, und sie schien durchaus geneigt, es einmal mit einem Proleten zu probieren.
    Wir erwischten die beiden im letzten Augenblick und

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