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Die blonde Witwe

Die blonde Witwe

Titel: Die blonde Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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einfach einen Wurstsalat, mit vielen Zwiebeln.« Ich trat nahe zu ihr und steckte ihr einen Zwanzigmarkschein in den Busenausschnitt, der eigens hierfür gemacht zu sein schien. »Für den Wurstsalat, und der Rest gehört dir. Ich liebe Mädchen mit hellem Köpfchen, und ich möchte etwas wissen. Wie trägt es denn die Gnädige?«
    Ihre rehbraunen Augen waren wachsam und wissend, wie oft bei dieser Sorte Stubenmädchen.
    »Mit Fassung«, sagte sie. »Von der Presse?«
    »Klar, was denn sonst.«
    »Dachte ich mir gleich«, sagte sie. »So eine Frau heiratet doch nicht so früh; blöd müßte sie sein. Eine Kollegin?«
    »Zur Zeit, ja.«
    »Und was wollen Sie herauskriegen?«
    Ich wurde hellhörig.
    »Gibt es denn etwas herauszukriegen?«
    Sie öffnete die Tür einen Spalt, spähte auf den alten Korridor hinaus, schloß die Tür wieder.
    »Zahlt Ihr Blatt anständig?«
    »Je nach Auskunft. Was gibt’s also?«
    »Man glaubt, die Alte wird sich trösten, ziemlich rasch. Man munkelt, der Chef sei hoch versichert gewesen.«
    »So? Interessant. Wie hoch denn?«
    »Keine Ahnung. Man sagt nur so.«
    »Und wie ist sie so — ich meine als Mensch?«
    »Der Chef war uns lieber. Großzügig, nicht so knauserig wie sie. Die möchte ja am liebsten jedes Zahnputzglas abziehen, und die Handtücher auch, wenn mal eins geklaut wird.«
    »Interessant. Schlimm für die Kleine, was? Hing wohl sehr an ihrem Vater?«
    »Andrea?« Sie zuckte mit den Schultern. »Möchte ich nicht unbedingt sagen. Die Gnädige ist ja die Stiefmutter, aber die Andrea steckt dauernd mit ihr zusammen. Besonders in letzter Zeit. Sie war so böse, als der Chef sie ins Internat gesteckt hat.«
    »Wann etwas war das?«
    »Im Herbst werden es zwei Jahre. Bis dahin ist sie in Starnberg zur Schule gegangen.«
    »Und wann ist sie zurückgekommen? Aus dem Internat, meine ich.«
    »Am Sonnabend.«
    »Heute vor acht Tagen, also?«
    »Ja.«
    Das war am 27. April gewesen. Am Abend des 29., am Montag, hatte ich sie in dem Imbißraum kennengelernt. Mir kam es so vor, als forme sich in meinem Hirn ein Bild. Ich fragte weiter: »Wieso kam sie da aus dem Internat? Es sind doch keine Ferien, oder?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »So genau weiß ich da nicht Bescheid. Das Hotel und der Privathaushalt der Duklas’ sind ziemlich getrennt, man hört nur so einiges.«
    »Hört man auch etwas darüber, wie das Hotel steht, ich meine finanziell?«
    Sie lachte.
    »Darüber hört man einiges. Nicht nur hier im Haus. Schauen Sie sich diese Bude doch an. Es müßte endlich mal Geld ‘reingesteckt werden — eine Menge Geld.«
    »Und warum wird das nicht getan? Die Hotelbesitzer sind doch alle ganz gut bei Kasse.«
    Wieder zuckte sie mit den Schultern.
    »Da sieht bei uns keiner durch. Der Chef hat das Hotel übernommen, als er zum erstenmal heiratete. Die Frau hat es mitgebracht. Das ganze Elend fing mit der zweiten an. Sie hockt auf der Kasse, und wo man nichts hineinstecken will, da kommt auch nichts raus.«
    Ich beobachtete sie aufmerksam, hatte aber nicht das Gefühl, daß sie flunkerte.
    »Sie sind auf Frau Duklas nicht sehr gut zu sprechen, nicht wahr?«
    »Wir alle nicht«, sagte sie. »Und wir haben uns schon alle überlegt, ob wir nun, nach dem Tod des Chefs, bleiben werden. Andere zahlen besser.«
    »Können Sie es sich erklären, warum Ihr Chef in dieser bewußten Nacht so spät mit dem Zug gefahren ist? Er hatte doch sicherlich seinen Wagen?«
    »Gewiß hatte er den. Aber in letzter Zeit kam er oft mit diesem Zug, Alkohol am Steuer und so. Er hat sich vom Nachtportier in Gauting abholen lassen.«
    »War er ein Trinker?«
    »Nein, das nicht. Nur in letzter Zeit eben... Na ja, vielleicht die Sorgen. Wir haben noch darüber gesprochen, daß er in dieser Nacht in Gauting nicht ausgestiegen war. Der Portier meinte, Herr Duklas habe es sich dann noch anders überlegt und werde in München übernachten.«
    »Ist das auch öfters vorgekommen?«
    »Ab und zu.«
    »Und weshalb hatte er gerade in dieser Nacht, wie es in der Zeitung stand, soviel Geld bei sich?«
    »Keine Ahnung. Ich glaube, ich bringe Ihnen jetzt Ihren Wurstsalat.«
    »Noch einen Augenblick. Halten Sie es für möglich, daß er sich selber erschossen hat? War er unglücklich? Familiär oder vielleicht deshalb, weil er vor einer Pleite stand?«
    »Ausgeschlossen«, sagte sie prompt. »Ganz ausgeschlossen. Im Gegenteil, er war in letzter Zeit zuversichtlich und sprach davon, daß er hoffe, bald einen größeren Kredit

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