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Die blonde Witwe

Die blonde Witwe

Titel: Die blonde Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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es Holzinger war.«
    »Ich auch«, sagte er, ohne dabei auch nur mit der Wimper zu zucken.
    Ich schnappte nach Luft.
    »Sie — Sie auch? Aber dann bedeutet das doch, daß Sie...«
    »Daß ich Sie keine Sekunde lang für einen Mörder gehalten habe. Sie haben nämlich einen so großen Fehler gemacht, daß ich gar nicht anders konnte, als Sie für unschuldig zu halten.«
    Ich atmete immer noch tief und langsam. Stellte er mir nur eine Falle?
    »Wie — wie meinen Sie das, Kommissar? Jetzt bin ich es, der kein Wort mehr versteht.«
    Er lächelte nachsichtig.
    »Journalisten brauchen Phantasie. Gut, die haben Sie. Und vor lauter Phantasie haben Sie geglaubt, die Polizei würde wie eine Horde von Dummköpfen hinter Ihnen herrennen, und da haben Sie einen Kurzschluß fabriziert. Wann ist Duklas erschossen worden?«
    »In der Nacht vom 1. zum 2. Mai, nehme ich an.«
    »Richtig. Und Sie haben ihm die halbierten Hunderter aus der Tasche geholt?«
    »Ja, natürlich, ich konnte sie doch nicht drin lassen, damit die Polizei sofort merkt, daß da etwas nicht stimmt.«
    »Richtig, das dachte ich mir auch. Aber ich besitze keine Phantasie, sondern leider nur die mißliche Fähigkeit, logisch zu denken. Wann haben Sie denn Ihre drei geklebten Hunderter ausgegeben?«
    Ich stutzte, überlegte, und dann sagte ich: »Das Geld? Moment mal, ich habe es — am Dienstag habe ich es ausgegeben. Am Dienstag, das war der 30. April.«
    »Eben«, sagte Margreiter. »Das haben wir auch festgestellt. Und da wir in der linken Hand des Toten — die rechte war leer, wir haben alles genau untersucht... Also, in seiner Linken fanden wir zwei halbierte Hundertmarkscheine, nur die einen Hälften. Ich mag es nicht gern, wenn Verbrecher klüger sein wollen als ich, und ich kann es schon gar nicht vertragen, wenn man mir solche plumpen Wegweiser aufstellt. Also war für mich klar, daß man Sie liefern wollte. Denn sonst hätten Sie doch bestimmt die Hunderter nicht schon ausgegeben, bevor Duklas überhaupt tot war.«
    »Mein Gott, Herr Kommissar, und ich habe Sie immer für mittelmäßig begabt gehalten!«
    »Das wiederum ist unser Vorteil. Sonst hätte ich ja jetzt nicht das Vergnügen, mich mit Ihnen hier unterhalten zu können.«
    »Du liebe Güte ja, fast hätte ich vergessen, daß Sie mich verhaften ließen. Warum denn?«
    »Wir haben Sie vom ersten Augenblick an nicht aus den Augen gelassen. Allerdings wollten wir Sie schon in Ihrer Wohnung festnehmen. Leider sind Sie uns entwischt. Das hat wahrscheinlich Frau Duklas das Leben gekostet.«
    Betroffen fragte ich: »Wieso? Wie meinen Sie das?«
    »Ich wollte Sie festnehmen, um den wirklichen Mörder in Sicherheit zu wiegen. Er sollte unbekümmert sein und einen Fehler machen. Statt dessen sind Sie uns nicht nur entwischt, sondern haben uns verdammt blödsinnig ins Handwerk gepfuscht. Wir hatten Ihre Spur verloren und sie erst wieder im Hotel >Seeadler< auf gestöbert.«
    »Im >Seeadler?<«
    »Ja. Leider war unser Mann da nicht besonders gut, Sie haben gemerkt, daß Sie überwacht wurden, und...«
    »Das kleine Fuchsgesicht?«
    »Ja, der. Wir wollten Sie auch nicht zu sehr beunruhigen, denn wir brauchten Sie. Sie schienen immerhin etwas zu wissen, was uns noch verborgen war. Er verlor Sie aus den Augen, und dann ist das im Bootshaus passiert.«
    »Teufel noch mal! Und wie kamen Sie dann nach Reichenhall?«
    Er grinste breit und fröhlich.
    »Das war wirklich nicht mehr schwer. Nachdem Sie mit Holzinger nicht weiterkamen und Frau Duklas nicht mehr vernehmungsfähig war, blieb nur noch das Mädchen. Wir waren schon vor Ihnen bei Frau Gregorius und warteten, bis Sie kommen würden.«
    Ich vergrub mein Gesicht in beiden Händen.
    »Oh, ich Rindvieh«, sagte ich erschüttert. »Ich riesengroßes Rindvieh.«
    »Ich möchte Ihnen nicht widersprechen«, sagte er. »Jedenfalls sind Sie jetzt hier, und ich denke, wir könnten von heute an zusammenarbeiten. Falls Sie dazu bereit sind, wäre ich meinerseits bereit, nachher im Protokoll Ihre Version von der kirchlichen Beerdigung eines Selbstmörders aufzunehmen, weil sich das besser macht, als versuchter Versicherungsbetrug. Ach ja — natürlich hat mich auch Direktor Grasmeyer von der AVAG sofort nach Ihrem Besuch dort verständigt. Wir sind übereingekommen, Sie vorerst unter Beobachtung zu lassen. Er war recht angetan von Ihnen.«
    »Danke«, sagte ich kleinlaut. »Und wie soll’s jetzt weitergehen?«
    Er machte sich ein paar Notizen, dann sagte er: »Wo ist

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