Die Blüte des Eukalyptus
sie die Inschrift las, wurde sie von Schuld und Erleichterung zugleich übermannt. In Gedenken an KEZIAH SMITH. Tochter von GABRIEL STANLEY. Geboren 1820 in Wales. Gestorben bei einem Unfall am Blackman’s Leap 1837 . Unten stand ein sorgfältig formulierter Satz, um den sie gebeten hatte. Möge die junge Frau, die hier begraben liegt, in Frieden ruhen.
Keziah fühlte sich schuldig, weil Saranna in ungeweihter Erde bestattet worden war und kein christliches Kreuz ihr Grab schmückte, doch der falsche Grabstein war nötig gewesen, um Gabriels Leben zu schützen.
»Ich hatte keine andere Wahl«, sagte sie sich und erschrak vor ihrer eigenen Stimme. Sie vergewisserte sich, dass niemand in der Nähe war, der sie sehen konnte, und legte ihren kleinen Strauß aus Wildblumen und ihrem Lieblingskraut Rosmarin zum Andenken auf das Grab.
Als sie zurück zum Tor ging, erstarrte sie beim Anblick eines näher kommenden Reiters mit grauem Umhang und Zylinder. Mi-duvel, Caleb!
Zu Tode erschrocken versteckte sie sich hinter einem Grabstein und betete, dass Del sie unsichtbar machte, doch als der Mann vorbeiritt, erkannte sie, dass er älter war und keinerlei Ähnlichkeit mit Caleb hatte.
Sie kicherte erleichtert und entschuldigte sich im Geist bei dem unbekannten Besitzer des Grabes. »Vergib mir, aber ein Schatten kann mich in Angst und Schrecken versetzen.«
In der Kutsche weckte sie Gabriel und drückte ihn fest an sich.
»Jetzt sind wir frei, mein kleiner Rom«, sagte sie, obwohl sie nicht überzeugt war. Sie hatte ihre gesamten Ersparnisse für den Grabstein ausgegeben, nur um zu beweisen, dass Keziah Smith gestorben war. Aber war Caleb Morgan darauf hereingefallen?
Alle vier sangen, als Keziah den Einspänner durch den Wald nach Hause lenkte. Sie war froh, dass sie Caleb so knapp entkommen war. Wäre sie nur einen Tag vorher gekommen, wäre sie ihm möglicherweise an Sarannas Grab begegnet.
Heute war ihr das Schicksal wohlgesinnt gewesen, doch sie musste sich weiterhin versteckt halten, bis sie sicher war, dass Caleb die Kolonie wieder verlassen hatte. Er würde bestimmt nicht in diesem Außenposten des britischen Empires bleiben wollen – dazu liebte er den Luxus zu sehr.
Am Samstagmorgen öffnete Keziah die Tür und fand sich unverhofft einem Trooper namens Sergeant Kenwood gegenüber. Sie lud ihn zu einer Tasse Tee und einem Stück von ihrem selbst gebackenen Kirschkuchen ein. Während sie mit ihm plauderte, achtete sie darauf, die Fassade der gut erzogenen Saranna zu wahren.
Kenwood war ein gedrungener Engländer mit einem unergründlichen Akzent aufgrund der Hasenscharte, die er unter einem rotbraunen Schnurrbart versteckte. Offensichtlich hatte ihre herzliche Gastfreundschaft ihn entwaffnet. Nicht alle Siedler in dieser Gegend brachten einem Trooper so viel Respekt entgegen.
Seine Frage traf sie unvorbereitet. »Ich untersuche den Tod
von Mrs. Smith, der Zigeunerin, die in der Kutsche ums Leben kam. Wie ich erfahren habe, sind Sie eine der Überlebenden der Tragödie am Blackman’s Leap.«
Keziah gab sich kooperativ. »Ja, ich war dabei, als Dr. O’Flaherty ihren Tod feststellte. Ich habe ihr Goldmünzen auf die Augen gelegt als Respekt vor ihrer Tradition. Und danach bin ich zum Shamrock and Thistle Inn geritten, um Hilfe zu holen. Das Pferd habe ich später bei Rolly Brothers abgegeben«, fügte sie hastig hinzu, als sie an die strenge Strafe für Pferdediebe dachte.
»Hat die tote Frau jemals den Namen Caleb Morgan erwähnt? «
Um ihre Angst zu verbergen, bot ihm Keziah einen Whisky an, den sie nur gekauft hatte, um Zungen zu lösen und den Leuten Informationen aus der Nase zu ziehen.
»Nein, aber ich erinnere mich, dass Mrs. Smith erzählte, sie sei Witwe und Schauspielerin.«
Der Whisky flößte Kenwood Mut ein. »Verzeihen Sie die indiskrete Frage, aber konnte man sehen, dass Mrs. Smith schwanger war?«
Sie suchte nach einer glaubwürdigen Antwort. »Wir haben uns in der Herberge ein Bett geteilt, aber Mrs. Keziah war nicht mehr schwanger als ich.«
Sie breitete die Arme aus und zeigte ihre schmale Taille und die vollen Brüste.
Kenwood wurde puterrot. »Aha. Vielen Dank.«
»Dürfte ich Sie fragen, wer Sie auf diese verrückte Idee gebracht hat?«
»Besagter Gentleman, Caleb Morgan. Jetzt kann ich ihm berichten, dass es kein Kind gegeben hat.«
Keziah schenkte dem Trooper ein weiteres Glas ein. Er kippte den Whisky genüsslich hinunter und fragte sie anschließend, ob sie jemals von
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