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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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hatte sogar gesessen, aber nie im Leben würde er eine Frau, die in der Klemme saß, im Stich lassen. Und Keziah Smith schuldete er obendrein sein Leben. Ich muss sie vor diesem elenden Caleb Morgan warnen, ehe ich nach Sydney Town aufbreche, aber wo, zum Teufel, steckt sie?
    Jake kippte seinen Whisky und wurde von einer Reihe wirrer Ideen heimgesucht. Vielleicht brauchte er gar nicht nach der Witwe Smith suchen. Wenn ihm sein Gedächtnis keinen Streich spielte und Saranna Plews gestorben war, könnte sie die junge Frau sein, die auf dem Friedhof von Bolthole beerdigt worden war. Und wenn das zutraf, war die Lehrerin in Ironbark, von der Joseph Bloom erzählt hatte, sie hieße Saranna Plews, in Wirklichkeit Keziah Smith!
    Jake kam mitten in der Nacht in Ironbark an. In der Ferne erwiderten die Hirtenhunde das Heulen der Dingos. Er schob zwei Umschläge unter Joseph Blooms Haustür durch. Seine Schrift war ziemlich krakelig, trotzdem hoffte er, dass man sie einigermaßen lesen konnte. Den zweiten Brief adressierte er an die Lehrerin der Schule in Ironbark, um dem Anwalt keinen Hinweis auf ihre mögliche wahre Identität zu liefern.

    Ich schicke Ihnen diese Nachricht über Joseph Bloom. Sie haben mir das Leben gerettet, daher stehe ich in Ihrer Schuld. Seien Sie vorsichtig. Caleb Morgan will in Sydney Town eine große Belohnung auf Keziah Smith aussetzen, er behauptet, sie hätte sein Kind entführt. Ich kann
sehr gut verstehen, dass jede anständige Frau vor diesem Rüpel ausbüxen würde. Ich muss nach Sydney Town, um einen Faustkampf zu bestreiten, aber wenn ich zurückkomme, bringe ich die Dinge für Sie ins Reine. Jake

    Es war Samstagnachmittag. Die Menschenmenge vor dem Bald-Faced Stag Inn ergoss sich über die Parramatta Road am Stadtrand von Sydney Town.
    Jake war froh, dass sein Kampf mit Pete the Hammer eine große Menschenmenge angelockt hatte – Trunkenbolde, Freigelassene, Strafgefangene und Freie, viele von ihnen Iren. Er wusste, dass die meisten Männer, die auf der Schattenseite der kolonialen Klassengesellschaft lebten, eine gemeinsame Religion hatten: das Wetten. Sie würden alles, was sie hatten, auf einen Faustkampf setzen. Und sie würden natürlich auf den Lokalmatador setzen statt auf Jake.
    Als ginge ihn der ganze Trubel nichts an, sprang er auf seinen Fußballen auf und ab und schwang die Arme wie Windmühlenflügel, um sich aufzuwärmen. In Wahrheit musterte er verstohlen den muskulösen Körper seines Gegners und verglich ihn mit dem seinen. Der Mann war ähnlich groß, aber ganz anders gebaut, hatte einen gewaltigen Bauch, Beine so dick wie Baumstämme und Arme, die mit sentimentalen Tätowierungen geschmückt waren, auf denen er seiner Mutter und diversen anderen Frauen ewige Liebe schwor. Das Gesicht zeigte ihn nicht gerade von seiner besten Seite – es war eine schwammige Masse mit einer Nase, die aussah wie eine Kartoffelknolle.
    Jake kannte seinen Körper und wusste, was er aus ihm herausholen konnte, wenn er in Topform war. Seit der Gips weg war, hatte er das Bein unermüdlich trainiert. Wie viele Runden würde es durchhalten? Er vertraute darauf, dass er schneller auf den Beinen war als Pete the Hammer und eine längere Reichweite hatte, seine Rechtsauslage war ungewohnt, dafür lieferte er einen anständigen linken Haken, wenn er zum Zug kam. Schlimmstenfalls hatte er die Jugend auf seiner Seite – und die Verzweiflung.

    Pete the Hammer war von seinem Gefolge umgeben, das zustimmend grölte, als ein schmächtiger Vasall ihm einen Krug Ale brachte. Er winkte verächtlich ab, als man ihm einen Becher dazu anbot, öffnete sein Riesenmaul und kippte das Gebräu zum Entzücken der Meute schnaubend und prustend hinunter.
    Ironisch registrierte Jake den Gegensatz. Im Augenblick besaß er nicht einmal zwei lumpige Münzen, um sich ein Albion Ale zu gönnen. Letzte Nacht hatte er im Busch übernachtet, um sich zum Frühstück ein Brot leisten zu können. Dazu hatte er Wasser aus einer Quelle getrunken. Doch er tröstete sich damit, dass er nach dem Kampf und dem Erhalt des Preisgelds genügend Geld hätte, um sich ordentlich volllaufen zu lassen.
    Ans Verlieren dachte er gar nicht erst.
    In der ersten Runde waren die Sympathien klar auf der Seite von Pete the Hammer. Trotzdem war Jake zufrieden. Seine Einschätzung traf zu. Er tanzte um seinen schwereren und langsameren Gegner, nur, um ihn zu reizen und sich einen Vorteil zu verschaffen. Da er ständig hin und her hüpfte, verfehlten

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