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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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ihr Kind in Ironbark sicher sind, Miss Plews. Sie haben unser Wort darauf.« Dann warf er dem Aufseher einen Blick zu und sagte kalt: »Ich mache Sie persönlich für die Sicherheit der beiden verantwortlich, Griggs.«
    Erschüttert dankte Keziah ihm mit einem Nicken, dann nahm sie den kleinen Murphy an der Hand und kehrte mit Nerida, die Gabriel auf der Hüfte trug, in ihre Hütte zurück.
    Nerida äußerte sich nicht weiter zu der Katastrophe, bewegte sich jedoch wie eine Schlafwandlerin. Am Abend weigerte sie sich, mit Keziah zu essen, und zog sich in ihre goondie zurück.
    Als Keziah am nächsten Morgen aufstand, waren Nerida und ihr Kind verschwunden. Sie war überwältigt von Traurigkeit, weil sie es nicht vermocht hatte, Nerida das Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Nie wieder würde sie dem Wort eines gubba vertrauen, nicht einmal dem ihren. Ob sie sich jemals wiedersehen würden?

    Es war ein herrlich warmer Oktobernachmittag, als Keziah mit Gabriel auf der Hüfte von der Schule nach Hause kam. Nach der schrecklichen Tragödie im vergangenen Winter versprach nun der Frühling die Wiedergeburt des Lebens. In den Monaten nach dem Massaker hatte Keziah in ihren Träumen kein Zeichen dafür erhalten, dass Nerida zurückkommen würde. Jetzt erkannte sie voller Freude Jake Andersen. Er schlief auf dem Verandastuhl, den Hut in die Stirn gedrückt, die Füße auf das Geländer gestützt. Er schob den Hut zurück, machte sich jedoch nicht die Mühe, ihn abzunehmen, wie es der Anstand in Anwesenheit einer Dame verlangt hätte.
    Weil ich keine Frau für ihn bin. Nur ein Kumpel . Keziah war kurz verstimmt, doch dann erinnerte sie sich daran, dass sie Wichtigeres zu tun hatte.
    »Schöner Tag«, sagte Jake. »Hättet ihr beide vielleicht Lust auf ein Picknick?«

    »Etwas Gesellschaft kann ich gut gebrauchen. Ich mache mir Sorgen um Nerida. Ich habe kein einziges Lebenszeichen von ihr erhalten.«
    »Sie wird schon zurückkommen. Neri würde dich nie im Stich lassen, es sei denn, sie hätte etwas Bedeutsames zu regeln, was ihr Volk betrifft«, beruhigte sie Jake.
    »Ich kann nur hoffen, dass sie in Sicherheit ist, egal, wo. Gabriel vermisst sie auch. Zum Glück lenkt ihn die Aufmerksamkeit ab, die er in der Schule bekommt. Er ist wirklich goldig. Singt mit den Kindern und schläft in seinem Korb. Aber ehrlich gesagt, ist es ganz schön anstrengend ohne Neridas Hilfe.«
    »Stimmt was nicht?«, fragte er besorgt.
    »Es ist nicht nur der Schreck wegen des Massakers. Ich träume ständig davon, dass Gem mich sucht.«
    »Lass uns ein paar Sachen für das Picknick einpacken«, antwortete Jake ruhig.
    Keziah trug Gabriel auf dem Rücken. Nerida hatte einen kleinen Bastbeutel für sie geflochten. Trotz seiner Frühgeburt war Gabriel groß für seine neun Monate, und alles wies darauf hin, dass er ein kräftiger Junge werden würde.
    Jake befestigte Keziahs Picknickkörbe an seinem Sattel und führte Horatio über den Pfad zu dem kleinen Fluss. Hobson hatte bestimmt, dass dies Keziahs Privatgelände war, wo sie sich ungestört mit Nerida und den Kindern aufhalten konnte. Kein Mann auf der Ironbark Farm durfte sich auch nur in seine Sichtweite begeben.
    Keziah versuchte, Jakes Gesichtsausdruck zu deuten. Irgendetwas lag ihm auf der Seele.
    »Raus damit, Jake. Hast du etwas über Gem erfahren? Ich war gestern in Bolthole Valley und habe vor dem Haus, in dem die vier Schwestern wohnen, zufällig ein Gespräch zwischen zwei Männern mitbekommen. Es war die Rede von einem Buschräuber, der einen goldenen Ohrring trägt.«
    Jake warf ihr einen Blick von der Seite zu, und Keziah war wütend
. Hält er mich für so dumm? Glaubt er etwa, ich wüsste nicht, dass er da ein und aus geht ?
    »Pass auf, Kez, ich habe dich hierher gebracht, weil ich etwas gefunden habe. Reg dich bitte nicht auf. Vielleicht hat es gar nichts zu bedeuten. Hast du nicht mal erzählt, dass dein Volk Zeichen hinterlässt, um die Richtung anzuzeigen, in die man gegangen ist?«
    »Hast du etwa ein patrin gefunden?« Ihr Herz begann zu rasen.
    »Das musst du mir beantworten.«
    Sie kamen zu einer Abzweigung. Keziah schrie auf, als sie einen Haufen Zweige sah, aus denen ein Ast wie ein Pfeil herausragte.
    »Das ist eine Nachricht von Gem! Für mich! Ich wusste, dass er in der Nähe ist.«
    Sie nahm das patrin und lief mit Gabriel auf dem Rücken los. An jeder Abzweigung fand sie ein neues Zeichen. Sie sah, wie Jake aufmerksam folgte, jederzeit bereit, mit der Linken

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