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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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aß auch sie wie ein hungriges Kind. Schließlich zerbrach sie das letzte Stück Kuchen und steckte Jake die Hälfte in den Mund.
    »Probier mal. Es ist wie ein Kuss – zu nichts nutze, wenn man ihn nicht teilt.«

    Jakes Augen weiteten sich. Jesses, kein Wunder, dass sie sich ständig Ärger einhandelt .
    Keziah gab sich ganz natürlich. »Das ist ein altes Roma-Sprichwort. «
    Jake nickte und schluckte.
    »Wenn es nicht gerade ein düsteres Roma-Geheimnis ist, dann verrate mir doch mal, wie Gems Nachricht lautet. Für mich sah es aus wie ein Haufen alter Zweige, aber du scheinst ja mächtig aufgeregt zu sein!«
    »Ein Pferd ist das kostbarste Geschenk, das ein Rom einem machen kann. Der Hengst ist eine Botschaft. Sie sagt mir, dass er frei und sein Geist ungebrochen ist. Dass er weiß, wo ich mich befinde, und er zu mir kommen wird – sobald die Luft rein ist.«
    Aus einem plötzlichen Impuls heraus fiel sie Jake um den Hals. »Danke, Jake. Ohne dich hätte ich es niemals gefunden!«
    Jake wurde nervös. »Pass auf, was du tust, Kez. Ich habe keine Lust, mir eine Kugel von einem eifersüchtigen Ehemann einzuhandeln. Vor allem, wenn ich nicht mal das Vergnügen hatte, sie mir zu verdienen!«
    Sie zeigte auf den Busch und sagte mit leiser Stimme: »Gem ist nicht da. Glaub mir, ich wüsste es. Jeder Mensch hat seine eigene Aura und seinen eigenen Geruch. Wenn man jemanden liebt, spürt man, wenn er in der Nähe ist.«
    Keziahs Liebe für Gem war offen und schamlos leidenschaftlich. Jake hatte noch nie zuvor diesen Blick an einer Frau gesehen. Mich hat eine Frau noch nie so angesehen.
    Die Sonne versank am Horizont. Er sprang auf und half Keziah auf die Beine.
    »Ich gehe davon aus, dass Gem auftauchen wird, sobald dieser Bastard von Gilbert Evans nicht mehr überall herumschnüffelt. Ich bin wirklich froh, dass ihr euch gefunden habt, Kez.« Er wusste nicht recht, ob er Gem oder das Wildpferd meinte. Vielleicht war es dasselbe.

    Auf dem Heimweg hoch zu Ross versuchte er, seine ursprüngliche Leichtigkeit wiederzugewinnen, indem er die ausgelassenen Verse von Botany Bay sang – das Lied, das er auch seiner kleinen Pearl vorgesungen hatte, wenn sie vor ihm auf dem Pferd gesessen hatte und mit ihrer piepsigen Stimme in den Refrain eingefallen war. »Singing too-ral, li-ooral, li-addity … we’re bound for Botany Bay.«
    Jake vertrieb die schmerzhafte Erinnerung aus seinem Kopf und sah auf Gabriel hinab, der wie ein kleiner Prinz im Schutz seiner Arme auf dem Pferd saß. Der Junge reagierte so lebhaft auf jedes Tier im Busch, dass ihn Jake ständig festhalten musste, wenn er nicht wollte, dass er sich vor lauter Begeisterung einfach herunterfallen ließ.
    Keziah ritt auf dem ungesattelten Brumby-Colt. Dass Jake ihre Beine sehen konnte, war ihr offenbar egal. Vermutlich bin ich für sie kein Mann, sondern nur ein Kumpel. Warum sollte ich sie dann an ihren Roma-Anstand erinnern? Auf alle Fälle hat sie die verflucht schönsten Fesseln, die ich je gesehen habe.
    Doch als Keziah ihn zum Abendessen einlud, zwang er sich, abzulehnen. Die Sache mit dem Wildpferd war so intim gewesen, dass er vermutete, sie würde lieber mit sich und ihren Gefühlen allein sein.
    »Danke, aber ich wollte einen alten Freund in Bolthole Valley besuchen. In letzter Zeit habe ich ihn ein wenig vernachlässigt.« Er stieg auf Horatio und drehte sich im Sattel um. »Mach keine Dummheiten, hörst du?«

    Auf dem Weg nach Bolthole Valley versuchte er, alle Gedanken an Keziah, Gem und das Wildpferd aus seinem Gedächtnis zu streichen. Vor Kurzem hatte er ihnen ein Shetlandpony geschenkt, damit Gabriel reiten lernte, aber das war nichts gegen Gems Brumby-Colt, das wusste er.
    Er dachte an Lily Pompadour und an seine regelmäßigen Besuche bei ihr. Sie hatten eine feste Abmachung. Wenn Jake mittwochs
nicht auftauchte, nahm Lily keinen anderen Freier, und dann zahlte er ihr bei seinem nächsten Besuch das Doppelte. Es gelang ihm, nicht an die Kunden zu denken, die sie während der anderen Wochentage bediente, was aber seinen Mittwoch anging, da ließ er nicht mit sich reden.
    Heute konnte er es kaum erwarten, sie wiederzusehen. Sie war einerseits unübersehbar weiblich, andererseits aber auch derb wie ein Kerl, und außerdem brachte sie ihn stets zum Lachen, vor, während und nach der gegenseitigen Befriedigung.
    In dieser Nacht schien Lily fest entschlossen, jede Runde zu einem Volltreffer zu machen. Jake hatte nichts einzuwenden. Später saß er

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