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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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gefahren, zu einem ihrer vielen anderen Anwesen. Sie schloss die Tür, noch ehe er sein Gemälde zurückfordern konnte.
    Daniel war am Boden zerstört. Er hatte mit dem versprochenen Honorar fest gerechnet. Obwohl er seine Armut vor Keziah nie geleugnet hatte, fühlte er sich gedemütigt, wenn er jetzt überhaupt nichts mit in die Ehe brachte.
    Wenn ich erst in Ironbark verheiratet bin, wird Jonstone mich vergessen. Das Geld, das er mir versprochen hat, kann ich abschreiben .
    Auf dem Rückweg zu den Arbeiterquartieren versperrte ihm jemand den Weg. Es war der Teufel in Person auf seinem pechschwarzen Zuchthengst, der ihn an einen bösen, grinsenden Zentaur erinnerte.

    »Soso, mein Lieber. Versuchst du, dich bei Jonstone anzubiedern? Glaubst wohl, du könntest auf diese Weise vertuschen, dass du vor Monaten sein Zeichenpapier gestohlen hast, was?«
    Daniel spürte, wie ihm die Schweißperlen auf die Stirn traten. Vor lauter Angst vergaß er alle Vorsicht.
    »Ich habe nichts gestohlen, Sir. Ich habe jeden Penny hart abgearbeitet, wie Sie wissen!«
    Der Teufel in Person schien einen Augenblick über die Äußerung nachzudenken, dann fragte er mit einem durchtriebenen Lächeln: »Und wo ist deine Quittung, Browne?«
    Daniels Herz raste, als der Mann in einem nach außen freundlichen Tonfall, der allerdings noch schlimmer war als Wut, hinzusetzte: »Du hast dir ein ganz besonderes Hochzeitsgeschenk verdient. Etwas, das deine Braut und dich auf ewig an Gideon Park erinnern wird. Wie wäre es mit zwanzig Peitschenhieben?«
    Daniel hörte, wie sich seine Stimme vor Panik überschlug. »Ich habe wie ein Hund für Sie geschuftet, Sir. Ich bin kein Dieb. Sie werden sich vor Mr. Jonstone verantworten müssen. Nie und nimmer wird er das erlauben!«
    »Er wird gar nichts davon mitbekommen, mein Junge. Wenn er von Sydney Town zurückkehrt, bist du schon vergessen. Meilenweit entfernt, in Ironbark, wirst du deine Frau anflehen, deine Wunden zu verarzten.«
    »Sie hatten mir versprochen, dass ich nie ausgepeitscht würde!«
    »Ich soll einem Verbrecher etwas versprochen haben? Wie kommst du darauf? Habe ich zwanzig gesagt? Nun, ich will großzügig sein und dreißig daraus machen. Morgen um sechs. Also, gute Nacht, Daniel Browne!«
    Pfeifend ritt der Teufel in Person davon. Daniel sah Ross und Reiter hinterher.
    Drei Jahre habe ich gebetet, gelogen, betrogen und mich geschunden. Ich habe meine Seele verkauft – alles vergebens .
    Daniel wusste, dass er seine gerechte Strafe jetzt doch noch
erhalten würde. Nun würde es nicht einmal nützen, die Muttergottes anzurufen. Niemand war stärker als der Teufel in Person.

    Um fünf Uhr früh holten zwei von Iagos Schergen ihn aus dem Bett und spotteten über seine jämmerliche Angst. Sie fesselten ihn an den Pranger und rissen ihm das zerlumpte Hemd auf, um den Rücken für die Peitsche zu entblößen. Dann gingen sie. Daniel war allein. Ihm ging auf, dass eine Stunde vergangen war. In der Ferne läuteten die Glocken zur Sechs-Uhr-Andacht. Er sah den Auspeitscher auf sich zukommen. Und dann den Teufel in Person auf seinem Pferd. Lächelnd.
    »Wir verschieben es auf morgen«, befahl er und ritt davon.
    Dasselbe wiederholte sich Tag für Tag, bis Daniel mit Grauen die neuen Regeln des Spiels durchschaute.
    Das Schwein ist es leid geworden, den Auspeitschungen zuzusehen. Jetzt ergötzt er sich an meiner Angst.

DREISSIG
    D ie Gerüchteküche von Bolthole Valley brodelte. Wie es hieß, wollten die reichen Großgrundbesitzer eine ungewöhnliche Petition bei Gouverneur Gipps einreichen.
    Jake betrat Feagans Laden und verlor keine Zeit: »Was soll das Gerede von einer Petition, damit der Gouverneur den ganzen Bezirk unter Kriegsrecht stellt? Soll das etwa ein Witz sein?«
    Feagan richtete sich zu voller Höhe auf – er war eins siebzig – und antwortete: »Über das Kriegsrecht macht man keine Witze.«
    »Nur allzu wahr«, entgegnete Jake. »Wenn Gipps nachgibt, dann werden wir hier ein weiteres Blutbad erleben.«
    Jake marschierte aus dem Laden, sprang auf seinen Pferdewagen und raste über den Feldweg nach Ironbark.
    Es war Freitag. Keziahs letzter Arbeitstag in der Woche. Bestimmt würde Daniel am Sonntag Gideon Park noch vor Tagesanbruch verlassen, um rechtzeitig zu einer weiteren Verlesung des Aufgebots in Ironbark zu sein. Doch mit etwas Glück könnte er sie heute allein antreffen.

    »Was macht das Leben, Kez?« Jake lehnte am Türrahmen der Hütte und versuchte, ihre Laune

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