Die Blüte des Eukalyptus
vorstellen. Im Grunde ihres Herzens wusste Keziah bereits, dass es das letzte Mal sein würde, dass Daniel und sie zusammen in der Öffentlichkeit auftreten würden.
Ihre Welt veränderte sich so rasend schnell, dass ihr schwindelig wurde. In Neridas goondie gab sie Gabriel einen Gutenachtkuss und machte sich auf den Weg, während sie mit einer Hand das Haar zu bändigen versuchte und mit der anderen den Rock festhielt, damit der Wind ihn nicht allzu sehr blähte. Ein wildes Glücksgefühl erfüllte sie. Hochzeiten sind bekannt dafür, neue Liebe zu entfachen. Der Zeitpunkt ist perfekt.
Jake suchte Keziah unter den Gästen. Viele Leute waren eingeladen worden, um Josephs jüdische Frau kennen zu lernen.
Durch eine Lücke in der Menge sah Jake, wie sie auf dem Rasen hinter Blooms Anwesen stand. Sie wirkte etwas verloren in einem Meer von Englisch sprechenden Menschen, deshalb blinzelte Jake ihr aufmunternd zu. Auf den ersten Blick hatte er sie für pummelig gehalten, doch als sie ihn jetzt anstrahlte, fand er ihre leuchtenden Augen und ihr sanftes Lächeln wunderschön. Jake musste zugeben, dass anständige Frauen, wenn sie verliebt sind, etwas ganz Besonderes haben.
Plötzlich tauchte Daniel neben ihm auf, er wirkte sehr ernst.
»Könnten wir später in Ruhe etwas zusammen trinken, Jake? Ich muss nach Sydney Town und würde dich gern um etwas bitten, was Keziah angeht.«
Jake zögerte. Keiner von ihnen hatte ihre Rauferei vor Scottys Hütte je wieder erwähnt. Es war so lange her, dass es einen nur verwirrte, darüber nachzudenken. Jake hatte keine Gerüchte mehr über Daniels Eskapaden gehört, und irgendwann hatten sie sich wieder vertragen, wenn auch unterschwellig ein Hauch von Misstrauen geblieben war.
»Klar, Dan. Ich bin sicher noch bis zum Frühstück hier und trinke Josephs Grog.«
Jake beobachtete, wie Daniel im Uhrzeigersinn um die Menge herumging, ohne zu bemerken, dass Keziahs Kopf, der in der Menge auf und ab wippte, ihm gegen den Uhrzeigersinn entgegenkam. Schließlich prallten Ehemann und Ehefrau aufeinander. Einen Augenblick lang standen sie reglos voreinander. Jake konnte nicht hören, was sie sich zu sagen hatten, doch es war nicht zu übersehen, dass sie in aller Freundschaft miteinander stritten. Jedes Mal, wenn Daniel ablehnend den Kopf schüttelte, widersprach Keziah mit einem Nicken. Schließlich warf Daniel lachend den Kopf zurück und küsste Keziah auf die Stirn. Als sie sich wieder voneinander abwandten, lächelten beide. Daniel ging zu Dr. Ross hinüber, der zu Ehren der Braut seinen Schottenrock trug.
Als Jake sah, wie Keziah auf ihn zukam, erstarrte er. Sie blieb vor ihm stehen und neigte den Kopf zur Seite. Ihr unschuldiges Lächeln galt ihm und bezog auch die beiden Männer neben ihm ein. George Hobson beäugte sie wie ein besorgter Vater. Gilbert Evans gab sich misstrauisch wie üblich. Doch Keziah schien sie gar nicht zur Kenntnis zu nehmen.
»Verzeihen Sie, Gentlemen, Sie haben bestimmt nichts dagegen, wenn ich Ihren Freund kurz entführe.«
Jake hatte keine Wahl. Widerwillig ließ er sich von ihr auf die Tanzfläche führen, während er mit einem schmerzlichen Stich an seine erste Begegnung mit Jenny zurückdachte, bei der sie ihm das Tanzen beigebracht hatte. Und dann stellte er fest, dass die Musiker denselben Walzer wie damals spielten. Vergangenheit und Gegenwart gingen ineinander über.
Er war so durcheinander, weil er Keziah zum ersten Mal in der Öffentlichkeit in den Armen hielt, dass er gar nicht mitbekam, was sie sagte. Er konnte nur an eines denken. Ihr tiefer Ausschnitt erinnerte ihn wohltuend an jene Nacht, als sie sein Gesicht an ihre nackten Brüste gedrückt hatte, um ihn zu wärmen. Jake wünschte sich dahin zurück. Doch dann erinnerte er sich daran, dass sie Daniels Frau war und er aufpassen musste, was er tat.
Keziah strich ihm spielerisch eine lange Haarsträhne hinters Ohr. Jake wich ihrem Blick aus, doch ihr Mund lenkte ihn ab, und er war mindestens genauso gefährlich.
»Hey! Was hast du vor, Kez?«
»Ich muss dir etwas Wichtiges erzählen, Jake. Es geht um Daniel. «
Als der Walzer verstummte, kehrten sie zu den anderen Gästen zurück, doch Jake merkte schnell, dass es nur eine kurze Atempause geben würde.
Joseph hatte den phantastischen Einfall gehabt, eine Gruppe von fahrenden Klezmer-Musikern aus Sydney Town und einen von Scottys Fiedlern zu engagieren. Sie spielten eine ausgelassene
musikalische Mischung aus den verschiedensten
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