Die Blüte des Eukalyptus
war sein baxt . Jake würde wieder in Jennys Armen liegen.
SIEBENUNDDREISSIG
D ie Schlacht gegen die Dürre ging in ihr drittes Jahr, trotzdem war Keziah fest entschlossen, ihren kleinen Kräutergarten mit jedem Tropfen Wasser, dessen sie habhaft werden konnte, am Leben zu halten. Es war ihr gelungen, die wichtigsten Heilkräuter anzubauen, um eine Reihe von Krankheiten und Wunden zu heilen, deshalb hegte und pflegte sie ihre Pflanzen wie einen Säugling.
Es war ein windiger Julitag, laut Kalender mitten im Winter, aber so heiß wie alle Sommer, die sie seit ihrer Ankunft erlebt hatte. In manchen Gegenden der Kolonie hatte es geregnet, nicht aber in Ironbark. Als sie ein lautes Klopfen hörte, lief sie zur Tür, in der widersinnigen Hoffnung, Jakes Trost spendende Gestalt zu sehen.
Stattdessen stand Caleb Morgan vor ihr. Er trug einen tadellosen Gehrock und farblich abgesetzte Hosen, die an die Lithografien Prinz Alberts erinnerten. Sein Zylinder ließ ihn noch größer erscheinen. Er war der Inbegriff eines reichen Gentlemans, trotzdem spürte Keziah instinktiv, dass er sich verändert hatte.
Er war mit Geschenken bepackt. In einer Hand hielt er einen prächtigen Blumenstrauß, in der anderen ein Puppentheater. Er trat an ihr vorbei in die Hütte, legte Hut und Geschenke auf den Tisch und streifte die Lederhandschuhe ab. Mit herablassendem Lächeln sah er sich im Raum um und ließ den Blick über die klobigen Möbel schweifen, die Daniel gezimmert hatte.
Keziahs erster Impuls war, ihn hinauszuwerfen, doch irgendetwas hinderte sie daran. Selbst die elegante Kleidung konnte nicht über seinen jämmerlichen Zustand hinwegtäuschen. Das
von der Wüstensonne gebleichte Haar war lang, in Anlehnung an die lässige Art der australischen Männer. Das Gesicht wirkte hager. Die Augenwinkel waren von Krähenfüßen umgeben, feine Fältchen verliefen von der Nase bis zum Mund.
Mit der Entdeckung des sagenumwobenen Sees im Landesinneren hatte er sich einen Platz in der australischen Geschichte sichern wollen. Stattdessen waren alle Mitglieder seiner Expedition verdurstet, bis auf einen, der durch einen Speerwurf ums Leben gekommen war. Nicht ein einziges Packpferd hatte überlebt. Doch trotz seines Scheiterns galt er in der Kolonie seltsamerweise als Held.
Hatte die Erfahrung, dem Tod ins Auge zu sehen, ihn verändert? Sie erinnerte sich an Jakes feste Überzeugung: »Australien verändert jeden Menschen, zum Guten oder zum Schlechten.«
Caleb schlug sich auf die Brust. »Ja, Keziah, ich bin zu meinem großen Abenteuer aufgebrochen, um deine Prophezeiung zu erfüllen und mir einen Namen zu machen. Das zumindest habe ich erreicht. Ich werde von der Gesellschaft umschwärmt, allerdings nicht wegen meiner Verdienste.« Er lachte kurz auf, um sein Geständnis herunterzuspielen, doch es artete in einem Hustenanfall aus.
»Ohne den Mut und die Loyalität meines schwarzen Führers Jacky Jacko würden meine Knochen jetzt in der Sonne bleichen.«
»Ich habe immer gewusst, dass du überleben würdest«, antwortete sie kühl, während sie versuchte, das verhasste Bild der Morgans in ihrem Innern aufrechtzuerhalten.
»Aber dass der Rest meiner Leute nicht überlebt hat, lastet schwer auf meinem Gewissen. Meine Dummheit und Überheblichkeit sind schuld an ihrem Tod.«
Obgleich seine Offenheit sie erstaunte, war Keziah entschlossen, kein Mitleid mit ihm zu haben.
Caleb wirkte viel zu groß für ihre Hütte. Er war zwar kaum größer als Jake oder Daniel, besaß jedoch die angeborene Autorität der Oberschicht. Er trat zu einem Regal, das Daniel aus hölzernen
Butterkisten gebaut hatte, und schlug das Pflanzenbuch auf, das er Keziah damals geschenkt hatte.
»Wie ich sehe, hast du unsere Unterrichtsstunden nicht vergessen«, meinte er lächelnd.
»Die Vergangenheit ist für mich gestorben«, entgegnete sie.
»Keziah, ich kann die Vergangenheit nicht rückgängig machen, aber ich wollte dich um Verzeihung bitten.«
Sie war auf der Hut. Wie? Keine Tricks? Keine Rede von seinem rechtlichen Anspruch auf Gabriel? Hüte dich vor dem Charme der gaujo , hatte ihre Großmutter gewarnt.
»Wie hast du mich gefunden?«
Sie wusste, dass er sich von dem Grabstein auf dem Friedhof von Bolthole Valley nicht hatte täuschen lassen, das hatte sein Anwalt mit dem Schreiben an Joseph Bloom deutlich gemacht. Caleb erklärte, Julian Jonstone habe ihn nach Gideon Park eingeladen.
»Es war eine willkommene Gelegenheit, um meine Suche nach dir
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