Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls

Vom Netzwerk:

Morgengrauen Wache zu schieben.
Während Jake mit Sarishan am Zügel auf Keziahs Hütte zuritt, musste er ständig an diese Neuigkeit aus Sydney Town denken, von der er gehofft hatte, sie träfe niemals ein. Wie üblich hielt er vor Hobsons Anwesen an, um sich anzumelden. Und wie üblich begrüßte ihn Polly Doyle herzlich.
    »Daniel Browne ist für ein paar Wochen nach Ogden Park geritten, um Pferde zu bemalen «, erzählte sie belustigt. »Mag Terence Ogden denn die Farbe nicht, die ihnen der liebe Gott bei der Geburt gegeben hat?«
    Jake ließ sich nicht anmerken, dass Daniels Abwesenheit gemischte Gefühle in ihm auslöste. Normalerweise wäre er froh gewesen, Keziah allein anzutreffen. Jetzt wünschte er, weit, weit weg zu sein. Am Swan River, in Timbuktu. Egal wo .
    Sein Magen krampfte sich zusammen, als er Keziah entdeckte, die auf der Veranda stand und ihm entgegensah. Rock und Haar flatterten im Wind. Selbst im schlichtesten Kleid war sie verdammt schön.
    Als sie das zweite Pferd erkannte, sah er auch die aufblitzende Angst in ihren Augen.
    »Das ist doch Sarishan, nicht, Jake? Was ist passiert?«
    Die Worte blieben ihm im Hals stecken. Wie sollte er es ihr sagen?
    Doch Keziah genügte ein Blick in seine Augen. Abwehrend hob sie die Hände und wich zurück ins Haus, um die Worte abzuwehren, die sie nicht ertrug. Der leere Ausdruck in ihren Augen machte es Jake noch schwerer.
    »Ich wünschte, es wäre nicht ich, der dir das antun muss, Kez«, sagte Jake, »aber es ist besser, du erfährst es von mir als aus der Zeitung.«
    »Es ist Gem«, sagte sie in einer Stimme, die nicht die ihre war. Sie sank auf das Bett und hüllte sich trotz der Wärme des Holzfeuers zitternd vor Kälte in ihren Schal.
    Jake versuchte, alle Bilder aus seinem Kopf zu verbannen; bei ihr wusste man nie, was sie alles sehen konnte.

    »Ja, Kez. Ich habe es aus erster Hand von einem Augenzeugen. Gem wurde von den Troopern irgendwo in der Nähe von Camden Park festgenommen. Die Schweinehunde wollten jede öffentliche Sympathiebekundung verhindern, deshalb brachten sie ihn in das Gefängnis von Cockatoo Island. Sie behaupten, Gem wäre ausgebrochen und hätte versucht, auf das Ufer bei Birch Grove Farm zu schwimmen, aber …«
    »Gem ist ein schlechter Schwimmer!«
    »Er hätte es um ein Haar geschafft, aber dann, so heißt es, ist er ertrunken.«
    Keziah wollte es nicht wahrhaben. »Du lügst. Gem ist nicht ertrunken!«
    Jake glaubte zwar an keinen Gott, trotzdem betete er. Jesses! Bitte lass nicht zu, dass sie die Wahrheit erfährt.
    Doch er wusste, dass es bereits zu spät war. Es war, als erlebte sie Gems Todeskampf am eigenen Leib. Ihre Stimme war erfüllt von Grauen.
    »Ich sehe sein Gesicht im Wasser. Die Haifischflossen, das Blut … Es färbt das Wasser rot!«
    Jake war von der Präzision ihrer Vision schockiert. Sie erzählte ihm Einzelheiten, die er von dem Gefängniswärter gehört hatte, der Gems Flucht beobachtet hatte. Der Ausdruck in ihren Augen machte Jake Angst. Es kam ihm vor, als flüchtete sie sich in den Wahnsinn, nur um die schrecklichen Bilder nicht sehen zu müssen. Jake packte sie an den Schultern und schüttelte sie.
    »Hör zu! Das war später. Da war Gem bereits ertrunken. Er hat die Haifische nie gesehen! Ein Augenzeuge hat es beobachtet. Ich schwöre bei Gott, er starb als freier Mann, so wie er es gewollt hatte!«
    Es war die größte Lüge in seinem Leben.
    Die Intensität von Keziahs Trauer verschlug ihm den Atem. In ihrer Verzweiflung schlug sie sogar auf ihn ein.
    »Schon gut, Kez. Lass alles raus!« Er lag neben ihr auf dem Bett und hielt sie in den Armen. Sie klammerte sich an ihn wie
an ein Rettungsboot, bis sie schließlich vor Erschöpfung einschlief. Und jedes Mal, wenn ihr Körper von Neuem unter ihren Schluchzern erbebte, hielt er sie fest und beruhigte sie.
    Niemals hat mich eine Frau so geliebt wie sie ihren Gem .
    Er konnte ihr nicht die ganze Wahrheit über Gems Tod erzählen. Und er betete zu Gott, dass sie sie niemals hören würde. Der verdammte Hundesohn von Wärter auf Cockatoo Island hatte damit geprahlt, dass kein Strafgefangener je wieder von dort fliehen würde, weil jeder nun wusste, dass die Wärter sie den Haien zum Fraß vorwarfen!

    Am Abend zündete Jake den Ofen erneut an und kochte Tee für Keziah.
    Sie trank wie ein braves Kind, doch Jake machte sich Sorgen. Sie blickte durch ihn hindurch, als wäre er gar nicht da.
    Er hasste den fremden Ton in ihrer Stimme, als sie immer