Die Blüte des Eukalyptus
Kulturen – deutsch, jiddisch, italienisch, ungarisch und keltisch-irisch.
Joseph und seine Braut standen in der Nähe von Jake, dem nicht entging, wie sein Gastgeber Keziah aufmerksam beobachtete. Dann stimmte einer der Klezmer-Musiker eine mitreißende Melodie in einer fremden Sprache an, die Jake nicht kannte. Keziahs Reaktion kam prompt.
Sie stieß einen Freudenschrei aus. »Joseph! Das ist ein Roma-Lied. Das Lieblingslied meines Vaters!«, rief sie und klatschte in die Hände wie ein fröhliches Kind.
Jake rollte die Augen. Ihr Roma-Vater! Jesses, sie hat vergessen, wer sie ist .
Ihr Kleid aus schwarzem Taft mit dem Spitzenkragen war auf den ersten Blick sittsam genug, um als Saranna Brownes Sonntagskleid durchzugehen, aber als sie jetzt den Saum ihres Rocks anhob und auf die Musiker zulief, erhaschte Jake einen Blick auf ihre rote Unterwäsche und die schwarzen Strümpfe aus Seide.
Jake packte sie am Arm und drehte sie um. »Das ist nicht deine Musik, Saranna!«
Keziahs Augen weiteten sich vor Schreck, als er sie an ihre Identität erinnerte. Frustriert stieß sie einen erstickten Seufzer aus und ging auf die Scheune zu. Jake schlenderte ihr nach. Jesses, hoffentlich schleicht Daniel nicht hier herum .
Er schob die Scheunentür hinter sich zu und lehnte sich dagegen. Gott sei Dank war sein Gesicht vom Schatten verborgen.
Der Mond hatte einen Lichtkreis in die Mitte der Scheune geworfen. Im Bann der magischen Klänge hatte Keziah die Welt um sich völlig vergessen. Noch nie hatte Jake jemanden so tanzen sehen. Sie löste ihr Haar, schlug mit den Hacken einen schnellen Rhythmus, bog stolz den Rücken durch. Ein Arm wölbte sich über den Kopf, der andere lüpfte den Saum ihre Rocks und der scharlachroten Unterröcke. Selbstvergessen strich sie das Haar zur Seite, und ihre Augen reagierten leidenschaftlich auf die Musik, die ihrem Körper den Rhythmus aufzwang.
So also tanzen die Zigeuner! Jake sah, wie das Kleid von einer Schulter rutschte, aber er wusste, dass ihre Bewegungen nicht absichtlich verführerisch waren. Keziahs Tanz verwandelte das sittsame schwarze Kleid der Schullehrerin Saranna in die Vision einer wilden Roma.
Jake spürte sein Herz schneller schlagen, als er sich unwillkürlich Keziah mit Daniel im Bett vorstellte. Jesses, sieh sie dir an! Welcher Mann könnte ihr widerstehen?
Draußen erreichte die Musik ihren Höhepunkt und verebbte dann. Keziah blieb noch einen Augenblick wie angewurzelt stehen, kehrte dann aber langsam in die Realität der Scheune und zu Jake zurück. Sie machte eine ausholende Bewegung mit beiden Armen und lachte wie eine kleine Ausreißerin, die nach Hause kommt und feststellt, dass ihre Abwesenheit gar nicht aufgefallen ist.
»So, jetzt weißt du, wie wir tanzen. Es liegt uns im Blut!«
»Das dürfen die anderen nicht erfahren. Aber du kannst für Daniel tanzen, wann immer du willst.«
»Nein!«, sprudelte es aus ihr heraus. »Außerdem wird Daniel in Sydney Town Kunst studieren. Er bekommt alle Ausgaben von Jonstone bezahlt. Das ist Daniels Traum. Und ich will, dass er geht. Er kommt nicht mehr zu mir zurück.«
Jake war verwirrt. »Kez, sei vernünftig. Ihr werdet es schon schaffen. Ihr müsst es schaffen. Er ist dein Mann. Ihr seid verheiratet. «
Sie schüttelte heftig den Kopf, und Jake packte sie an den Schultern.
»Geh mit ihm, verdammt!«
»Nein! Daniel will es so. Und ich auch. Unsere Ehe ist nur eine Farce.«
»Schwachsinn! Er hat mir gesagt, dass du die einzige Frau bist, die er jemals geliebt hat.«
»Ja, wie ein Bruder seine Schwester, ich aber brauche einen Mann, Jake. Siehst du das nicht?«
Keziah stand wie ein kleines Mädchen auf den Zehenspitzen
und hielt sich an Jakes Revers fest. Dann küsste sie ihn auf den Mund wie eine hungrige Frau. Dieses Mal roch sie kein bisschen nach Alkohol, nur nach süßen Äpfeln.
Jake verspürte den überwältigenden Drang, sie in sich aufzunehmen. Dann packte ihn die Wut. Was für ein schlechter Zeitpunkt! Daniel war dabei, sie zu verlassen. Keziah war mehr als willig. Jake sehnte sich nach ihr, er wollte sein Gesicht in ihren Brüsten vergraben, nicht mehr aufhören, sie zu küssen, in ihr ertrinken. Aber es war zu spät. Nie würde er mehr sein können als ihr Freund. Was bin ich für ein verdammter Idiot! Ich habe ihr versprochen, sie nie zu belügen.
Er schob sie auf Armlänge von sich weg und rang sich die Worte ab: »Ich habe Nachricht von dem Yankee erhalten. Jenny ist aus Neuseeland
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