Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls

Vom Netzwerk:

nicht.«
    »Trotzdem, kein schlechtes Stück Erde.«
    Keziah wusste, das war eine beiläufige Art der Leute hier, anzudeuten, dass der Boden sehr fruchtbar war.
    »Pferde«, sagte sie. »Ich sehe überall prächtige Vollblüter.«
    Pferde waren nirgendwo zu sehen, ausgenommen die vier, die sie dabeihatten. Sarishan war zwar ein Vollblüter, aber auf seinen Stammbaum konnte sich Jake nicht berufen.
    »Heiliger Strohsack! Erst letzte Woche habe ich Ogden zwei Stutenfohlen abgekauft, um eine Zucht aufzubauen, aber das konntest du wirklich nicht wissen!«
    »Gem hat dir Sarishan überlassen. Er hat denselben Stammbaum wie Ogdens Sieger. Ich habe immer gewusst, dass du eines Tages Vollblüter züchten würdest. Du bist wie dafür geschaffen. «
    Jake wirkte zufrieden. Er zeigte auf einen kleinen Bach, der durch sein Stück Land floss.

    »Dort drüben ist eine gute Stelle, um das Nachtlager aufzuschlagen. Ich möchte euch zu einem kleinen Abenteuer nach Argyle County mitnehmen. Danach kehren wir vielleicht hierher zurück und züchten Pferde.«
    Keziah lächelte, während die Kinder unter sich ausmachten, wer wo schlief. »Das sind erst zwei. Es werden noch fünf weitere dazukommen. Aber sag bloß nicht, ich hätte dich nicht gewarnt! «
    »Die ersten Sterne gehen auf«, sagte Jake heiser. »Bring erst mal die Kinder ins Bett, und dann sag bloß nicht, du wärst müde, ich warne dich!«
    »Niemals!«, entgegnete sie, lehnte den Kopf an seine Schulter und legte ihm die Hand auf den Schenkel.
    Keziah hoffte, dass Shon immer für sie da wäre, wenn der Mond an Jakes Himmel zu- und wieder abnahm. Sie ahnte, dass das baxt etwas so Außergewöhnliches für sie bereithielt, dass sie erschauerte. Jake fragte, ob ihr kalt sei.
    »Nein, ich habe nur eine Gänsehaut.«
    Jake schreckte zusammen. »Als du das letzte Mal so etwas gesagt hast, habe ich die Kutsche am Blackman’s Leap in den Abgrund gefahren. Du meinst, du weißt, was geschehen wird? Und du hast trotzdem keine Angst?«
    »Ich nehme alles so, wie es kommt.«
    Jake zerzauste ihr das Haar. »Ich bin nicht traurig, dass du mitkommst. « Mehr konnte er nicht sagen, aber es genügte. Er warf einen Blick auf den Wegweiser an der Kreuzung. Er hatte ihn selbst gebaut, nachdem er die Farm mit einem Royal Flush gewonnen hatte.
    »Es zeigt die Meilen nach Melbourne Town, Berrima, Gunning, Goulburn und Sydney Town an. Irgendein Witzbold hat ›London, 12 000 Meilen Luftlinie. New York, Gott weiß wie viele‹ dazu gekritzelt.« Er zögerte und fragte dann: »Wenn du schon so schlau bist, dann sag mir, in welche Richtung wir morgen fahren.«

    »Ich kann nicht alles voraussehen.«
    Jake lächelte, nicht mit dem Mund, aber mit den Augen. »Nach allem, was du weißt, könnte ich dich genauso gut nach Swan River Colony wie nach Timbuktu bringen. Bist du nicht neugierig?«
    In seinen Augen sah sie die Liebe, die er nicht in Worte fassen konnte.
    »Nein, mein Rom. Wohin du auch gehst, es wird schon richtig sein.«

DRITTER TEIL
DER PROZESS
    Januar 1842 – Dezember 1844

    Gesetze sind wie Spinnennetze.
Sie halten die Schwachen und Zarten,
die sich in ihren Maschen verfangen,
werden aber von den
Reichen und Mächtigen zerrissen.

    Plutarch, Parallelbiografien

ZWEIUNDVIERZIG
    D er Jahreswechsel im Hochsommer 1842 markierte für Jake Andersen und seine neue Familie den Beginn einer goldenen Odyssee. Sie führten ein paradiesisches Leben, und es kam Keziahs Roma-Kindheit so nah, wie Jake es ihr nur bieten konnte.
    Oberflächlich war es ein sorgenfreies Leben, doch Jake war sich seiner prekären finanziellen Lage wohl bewusst. Der Wirtschaftsboom in der Kolonie war verebbt. Die Farmen, an denen sie vorbeikamen, stellten keine Wanderarbeiter ein. Seine wichtigste Einnahmequelle war versiegt. Terence Ogden hatte Jake stets gut bezahlte Arbeit gegeben, wenn er ihn brauchte, jetzt aber war er für unbestimmte Zeit nach Cornwall gereist. Offenbar war er froh, sich für eine Weile von seiner ewig nörgelnden Frau erholen zu können, obwohl es ihm das Herz brach, seine Vollblüter allein zu lassen. Bis zu seiner Rückkehr wurde Ogden Park von einem hochnäsigen Engländer verwaltet, der sich entgegen Ogdens Anweisungen weigerte, Einheimische einzustellen.
    Doch mit dem Verlust seiner zweiten Einnahmequelle konnte sich Jake nur halbherzig abfinden.
    Als sie eine einsame Straße entlangfuhren, an der von einer Zivilisation keine Spur zu sehen war, hatte Keziah die Regeln für weitere Faustkämpfe