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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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aufgestellt. Jenny hatte gern gesehen, wie er kämpfte, aber Keziah konnte nicht vergessen, dass ihr Vater bei einer Schlägerei im Gefängnis ums Leben gekommen war.
    »Entweder du hörst mit den Kämpfen auf oder ich verlasse dich!«, erklärte sie ihm weinend vor Wut.
    »Hey, ich ziehe nie den Kürzeren. Nun ja, fast nie.«
    »Das ist mir egal. Was ist, wenn du schwer verletzt würdest?
Lieber bleibe ich mein ganzes Leben lang arm, als dass ich dich ständig blutüberströmt sehen muss.«
    »Na schön! Keine Faustkämpfe mehr«, gab Jake widerwillig klein bei. »Geld ist ohnehin nicht wichtig.«
    Sie waren in ihrem Zigeunerwagen unterwegs. Jake nahm am liebsten kleine Nebenstraßen durch den Busch, die um die Dörfer herumführten. Er wollte niemanden darauf aufmerksam machen, dass er Pearl nicht ganz legal bei sich hatte. Zwar traute er Jenny durchaus zu, dass sie ihm die Trooper auf den Hals schickte, weil er nicht bereit gewesen war, noch mehr Geld lockerzumachen, aber Kavalier, der er war, verwarf er diese Möglichkeit. Keziah hatte ebenfalls Grund, sich vor dem Gesetz zu fürchten. Diesmal musste sie seine Gedanken gelesen haben.
    »Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir hier den Troopern begegnen?«
    »Mach dir keine Sorgen, Liebling. Unsere unrechtmäßige Beziehung ist kein Problem. Morgan war so anständig, die Klage auf Vormundschaft für Gabe zurückzuziehen.«
    »Ja, aber der wirkliche Schurke ist sein Vater. Ich kann mir nicht vorstellen, dass John Morgan einfach zusieht, wie sein Enkel von einer Frau aufgezogen wird, die in seinen Augen eine diebische Zigeunerin ist. Ich werde mich weiterhin als Saranna Browne ausgeben müssen, und du weißt, was das bedeutet, wenn wir zusammen erwischt werden.«
    Jake versuchte, ihre Sorgen mit einem Lachen abzutun. »Unsinn. Die Hälfte der Einwohner in der Kolonie leben in wilder Ehe. Wie nennen die Anwälte es noch? De facto . Was ist mit den vielen einflussreichen Politikern, Armeeoffizieren und Ärzten, die ganz offen mit ihren Geliebten und einem Haufen Kindern zusammenwohnen? Niemand kümmert sich darum. Vielleicht werden wir nicht beim Gouverneur eingeladen, aber wird dir das etwa den Schlaf rauben? Also lass es gut sein. Genieße die Landschaft. Unsere einzige Sorge ist, wo heute Abend die Fische anbeißen. «

    »Du weißt genau, dass ich dafür meine Tarotkarten nicht brauche. Wir werden nie hungern, solange du der Kopf der Familie bist. Du kannst dich genauso gut wie ein Rom vom Land ernähren. «
    Jake grinste zum Dank für das Kompliment. Es belustigte ihn, dass er sich trotz der vielen Jahre, in denen er unerbittlich darauf bestanden hatte, sein Leben ohne eine anständige Frau an seiner Seite zu verbringen, in der Rolle des Patriarchen sonnen konnte. Am Tag ließ er Keziah die Illusion, sie hätte das Sagen, doch wenn die Sonne unterging, übernahm er das Zepter. In der Nacht gehörte sie nur ihm, leidenschaftlich, hingebungsvoll und ebenso darauf erpicht wie er, die verlorene Zeit gutzumachen. Ihr Liebesleben war unberechenbar – erfinderisch, neckisch, zärtlich und romantisch oder heiß und lustvoll.
    Hin und wieder machten sie Halt, damit Keziah die beiden klugen und fleißigen Kinder unterrichten konnte. Es machte ihr großen Spaß. Schwester Mary Bridget war eine gute Lehrerin gewesen. Trotz ihrer schlechten Augen las und schrieb Pearl so fließend, dass Gabriel Mühe hatte, mit ihr Schritt zu halten. In ihrem Klassenzimmer unter freiem Himmel schrieb Keziah ihm neue Wörter auf seine Tafel.
    »Das ist kein Wettbewerb, Gabriel. Wir alle haben unsere besonderen Fähigkeiten, und jeder lernt nach seinem eigenen Tempo. «
    Jake gab sich alle Mühe, seine eigenen Defizite zu verbergen, hielt sich aber während des Unterrichts gern in der Nähe auf, um unauffällig mitzulernen.
    Es war das erste Mal, dass Pearl Kontakt zu einem Jungen hatte. Jake beobachtete, dass sie Gabriel wie einen kleinen Fremdling betrachtete, der stolz Jakes Verhalten imitierte. Zufrieden stellte er fest, dass sein neuer Sohn seine eigene, beschützende Haltung Frauen gegenüber übernommen hatte. Wenn Pearl eine Kiste verrücken wollte, war Gabriel zur Stelle.
    »Das ist zu schwer für dich, lass mich das machen.«

    Aber er sah auch, dass Pearl Angst vor Keziah hatte, obgleich diese sich große Mühe mit ihr gab. Jennys langer Schatten fiel über ihrer aller Leben.
    Abends, als die Kinder bereits im Bett waren und vor dem Einschlafen miteinander tuschelten, lag Jake

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