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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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funkelten. »Du hast gut reden. Sitzt die ganze Zeit in der Sonne und trinkst mit dem Kerl. Hast du schon mal versucht, zwei Kinder stundenlang stillzuhalten?«
    Jake fuhr ihr durchs Haar. »Du bist ein braves Mädchen, Kez. Steig mit den Kindern in den Wagen, und ich mache ein Feuer und backe euch ein paar Maispfannkuchen. Die Trooper sind zur
nächsten Farm weitergezogen.« Dann flüsterte er ihr ins Ohr: »Heute Nacht mache ich alles wieder gut, Liebling.«
    Keziah scheuchte die Kinder in den Wagen und lächelte ihn an. »Du glaubst, damit ist alles wieder in Ordnung, wie?«
    Er sah sie von oben bis unten an. »Für mich ja.«

    Obwohl sie das Jahr wie auf einer einsamen, von der Außenwelt abgeschirmten Insel verbrachten, war weit und breit keine Spur von der wirtschaftlichen Erholung in Sicht, auf die Siedler, Viehzüchter und Gelegenheitsarbeiter im Landesinnern gehofft hatten. Wohin sie auch kamen, es gab keine Arbeit. Auf unzähligen Grundstücken standen verwitterte Schilder mit der Aufschrift »Zu verkaufen«. Viele Farmen wurden zwangsversteigert, doch offensichtlich hatte niemand Geld, um Land oder Vieh zu kaufen. Obwohl Jake für Notfälle etwas auf die hohe Kante gelegt hatte und seine Familie von dem ernährte, was das Land hergab, kam irgendwann der Tag, an dem er als Jäger versagte.
    Als Keziah sah, wie er mit einem geschossenen Känguru auf der Schulter zurückkam, schrie sie vor Schreck auf.
    »Schon gut, reg dich ab«, sagte Jake. »Ich bringe es zurück.«
    Fluchend machte er sich erneut in den Busch auf, bis er endlich eine andere Beute vor die Flinte bekam. Einen Hasen. Beim Abendessen versuchte er, sich zu rechtfertigen.
    »Ich dachte, du könntest keinen Fisch mehr sehen. Kängurufleisch schmeckt gut. So ähnlich wie Hirsch in England, habe ich gehört. Bist du sicher, dass du es nicht irgendwann probieren willst?«
    Keziah wehrte sich vehement. »Eher würde ich verhungern! Wie kannst du mit mir zusammenleben und mich so wenig kennen? Kängurus sind schöne, freie Tiere. Sie sind wie Pferde!«
    »Na ja, wir wissen ja, wie ihr Roma über Pferde denkt. Pferde sitzen zur Rechten Gottes. Du würdest eher mich erschießen als ein verdammtes Pferd.«
    »Wollten wir nicht Pferde züchten?«, konterte sie.

    »Was heißt hier wir? Ich kann durchaus allein für meine Familie sorgen, vielen Dank.« Als er ihren gekränkten Ausdruck sah, setzte er schnell hinzu: »Andererseits hast du ein Händchen für Pferde, das muss man dir lassen. Du kannst in deine Zauberkiste greifen, wenn sie krank werden. Und außerdem hast du ein unvergleichliches Talent, Wildpferde zu zähmen, wie ich mich sehr gut erinnere.«
    Jake warf ihr einen wohl bekannten Blick zu. »Ich weiß, was es zum Abendessen gibt, schließlich habe ich es selbst geschossen, aber was hast du dir zum Nachtisch ausgedacht?«
    »Eine Überraschung. Etwas, das du noch nie gehabt hast.«
    Jakes Herz schlug schneller, doch nach dem Essen war die Überraschung nicht das, was er sich erhofft hatte.
    Nachdem Keziah die Kinder ins Bett gebracht hatte, tauchte sie in ihrem besten roten Kleid und mit einem seidenen Schal in der Hand auf.
    Er stellte sein Glas weg. Keziah beobachtete ihn vom Rand des Feuers aus, als wollte sie etwas Intimes mit ihm feiern. Das Feuer warf Schatten auf ihr Gesicht, ihr Lächeln schien rätselhaft. Jake ahnte, dass die Nacht noch längst nicht vorüber war.
    »Hey, Kez, was führst du jetzt wieder im Schilde?«
    Sie kam bedächtig auf ihn zu, schlang langsam den Schal um die Hüften und begann, in einem regelmäßigen Rhythmus in die Hände zu klatschen.
    Tief aus ihrer Kehle drang ein Lied ohne Text, es klang beinahe wie ein primitives Paarungsritual. Sie forderte ihn auf, in die Hände zu klatschen. Und plötzlich war Jake auf den Beinen und gab den Rhythmus vor, zu dem sie mit ihren Füßen stampfte und in die Hände klatschte. Immer schneller bewegte sich ihr Körper, immer heftiger.
    Ihr Blick sagte alles. Nichts kann mich aufhalten, Jake. Du hast keine Chance. Heute Nacht bist du mein Gefangener.

    Sie hatten das Nachtlager am Wollondilly River aufgeschlagen. Jake lief der Schweiß über den Rücken, während er Holz hackte, in sicherer Entfernung von Kez, aber ohne sie aus den Augen zu lassen. In den sechzehn Monaten, die sie unterwegs waren, hatte er gelernt, dass ihre heftig wechselnden Stimmungen etwas mit den Mondphasen zu tun hatten. Gewöhnlich begrüßte sie den Tag mit der Spontaneität eines Kindes, doch bei

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