Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
Vom Netzwerk:
säße auf gepackten Koffern.
    »Dann brennt sie also wieder mal durch, was?«
    Pearl sah ihn so erschrocken an, dass Jake seinen Ärger hinunterschluckte. Er ließ das Trittbrett im hinteren Teil des Zigeunerwagens herunter und half seiner Tochter hinauf. »Du wirst mein erster Fahrgast sein, Kleines.«
    Pearl runzelte die Stirn, als sie den Unterton registrierte. »Wir haben etwas Dringendes zu erledigen, was keinen Aufschub duldet. «

    Keziah nagelte den Deckel auf die letzte Kiste und setzte sich darauf. Sie war den Tränen nah. In der leeren Lehrerhütte standen nur noch ihre Kisten und Koffer. Vor diesem Augenblick, in dem sie ihre sichere Existenz als Saranna Browne aufgeben musste, hatte sie sich immer gefürchtet. Die Erinnerungen schmerzten.
    Ohne Bettzeug sah das eiserne Bettgestell wie ein Gerippe aus. Das Bett, in dem sie allein geschlafen und ihre Träume geträumt hatte. Das Bett, in das Gem für eine Nacht zurückgekehrt war, bevor er sie für immer verließ. Wo sie in ihrer Hochzeitsnacht Daniel in den Armen gehalten hatte, während er aus den Striemen blutete, die die Peitsche des Teufels in Person ihm zugefügt hatte. Vor allem aber war es das Bett, in dem die wunderbare Liebesnacht mit Jake begonnen hatte, die sie dann draußen unter den Sternen zu Ende gebracht hatten.
    Sie schämte sich, weil sie ihr Versprechen nicht gehalten hatte. Wenn Jake sie suchen kam, stünde er wieder vor einem leeren Haus, betrogen von einer Frau. War sie kein bisschen besser als
Jenny Andersen? Oder Stella, die Hure? Sie waren schließlich nur gaujo . Sie hingegen eine Roma. Es war eine Schande, ihren Rom zu betrügen, selbst wenn er es nur für eine Nacht gewesen war.
    Sie sah, wie Gabriel die Händchen vor ihren Augen hin und her bewegte, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und strich ihm über den Kopf. »Ja, ich bin da, Gabriel.«
    Sie zog ihr sittsamstes Lehrerinnenkostüm an und knöpfte die Bluse bis zum Kinn zu. Das Haar steckte sie zu einem Knoten auf und versteckte es unter einer dieser neuen Hauben, die die junge Königin Victoria in Mode gebracht hatte. Sie sahen aus wie Kohlenschütten, die mit Schleifen unter dem Kinn festgehalten wurden. Von ihrem Haar waren nur ein paar flache Locken auf der Stirn zu sehen. Nichts deutete auf ihre wahre Identität hin, bis auf die Augen, ein Erbe der Hure Stella.
    Dann hörte sie den Brumby wiehern und rannte zur Tür. Es war Jake, und er kam zu Fuß.
    »Wo ist Horatio?«, fragte sie.
    Jake ignorierte sie. Sein Hemd stand offen, und sie errötete, als sie die Spuren ihrer Wutattacke erkannte. So arrogant es ihm trotz des Verbands möglich war, stieg er die Treppe hinauf.
    An die Verandabrüstung gelehnt, zog er seinen Tabakbeutel heraus und begann, eine Prise zu zerbröseln, als hätte er alle Zeit der Welt. Schließlich warf er ihr einen eiskalten Blick zu.
    »Schrecklicher Hut. Du siehst aus wie eine alte Jungfer.«
    »Mir gefällt er.«
    Seine Augen musterten sie herausfordernd. »Bran hat mir erzählt, dass du dich aus dem Staub machst. Soll ich dich ein Stück mitnehmen?«
    »Danke, nein. Ich habe alles organisiert.«
    »Und fährst du nach Melbourne Town zu diesem Morgan?«
    »Das geht dich nichts an.«
    Jake zeigte mit dem Kopf auf Neridas goondie . »Klar. Und was ist mit Neri und Murphy? Lässt du sie einfach im Stich?«
    Keziah fühlte sich angegriffen. »Ich habe Nerida Geld dagelassen.
Sie werden nachkommen, wenn ich etwas gefunden habe.«
    »Ist dir nie in den Sinn gekommen, dass Nerida vielleicht ihr eigenes Leben führen möchte?«
    »Was soll das heißen? Sie war glücklich bei mir.«
    »Klar. Ich bin Sunny Ah Wei begegnet. Es ist das erste Mal, dass ich den armen Kerl derart niedergeschlagen gesehen habe. Er möchte Nerida heiraten. Sie mit nach Maitland nehmen und dort einen Laden mit ihr eröffnen.«
    »Ich dachte, Nerida wollte ihn nicht!«
    »Dann weißt du es jetzt besser. Sie will schon, nur ist sie viel zu loyal, um dich zu verlassen. Sie glaubt, du würdest allein nicht zurechtkommen. Und sie hat Recht.« Er drehte sich um. »Nicht wahr, Neri?«
    Nerida und Murphy waren gekommen, um sich von Keziah zu verabschieden. Beiden Frauen standen die Tränen in den Augen, als sie sich umarmten.
    »Nerida, du bist meine beste Freundin! Bitte fühle dich frei, dein Glück zu finden. Sunny ist ein guter Mann. Wenn du ihn willst, dann geh mit ihm. Ich weiß, dass wir immer in Kontakt bleiben werden.«
    »Sunny ist kein Wiradjuri.« Nerida sah in die

Weitere Kostenlose Bücher