Die Blüte des Eukalyptus
sich aus dem Staub, so schnell er konnte.
Die Uhr schlug sieben. Endlich waren Jake und Keziah allein. Während des gemeinsamen Abendessens hatte sie Gabriels Geigenspiel beklatscht und sich bei Pearl für die selbst gemachten Geschenke bedankt, doch als Jake Yosie in sein Bettchen im Elternschlafzimmer legte, beobachtete er Keziahs seltsamen
Ausdruck, als sie das neue Bett sah, das sie heute einweihen würden.
»Die Schnitzereien am Bettrahmen sind von Daniel. Sieh mal. Um diesen Knoten hier ranken sich unsere Initialen.«
»Ein Liebesknoten«, sagte sie und verließ das Zimmer.
Seitdem hatte sie eher zurückhaltend auf seine Versuche reagiert, ins Gespräch zu kommen. Jake musterte sie schweigend. Seit ihrer Ankunft hatte Keziah weder das Kleid gewechselt noch den Schal abgenommen.
»Blau hat dir schon immer besonders gut gestanden«, sagte er hoffnungsvoll.
»Daniel hat es mir in Parramatta gekauft. Meine alten Kleider passen mir nicht mehr.«
Jake konnte sehen, dass sie blass und ziemlich hager war, was nach einem Jahr Gefängnis nicht verwunderte. Er würde dafür sorgen, dass sie wieder vernünftiges Essen bekam. Lammfleisch, Obst, Gemüse, Eier, Milch und Sahne, alles aus eigener Produktion. Verdammt noch mal, was mache ich falsch?
»Schmeckt dir der Wein?«, fragte er. »Er stammt von einem neuen Weingut hier in der Nähe. Der Sohn eines Seebären hat sich mit einem ehemaligen Strafgefangenen zusammengetan. Und dabei ist ein ziemlich guter Tropfen herausgekommen, findest du nicht?«
»Ich bin Wein nicht mehr gewohnt. Ich werde schnell betrunken.«
»Ich hätte nichts dagegen«, sagte er halb im Scherz. »Wein weckt Gefühle.«
Keine Spur von einem Lächeln. Jake war verunsichert, ständig wich sie seinen Berührungen aus. Er war wütend auf sich selbst, weil er nach der langen Trennung nicht wusste, was er sagen sollte.
Seine Augen wanderten über den dicken Zopf über ihrer Schulter. Sie sah aus wie ein Schulmädchen. Unter den Augen zeigten sich dunkle Schatten. Die Wangen waren blass. Doch all das spielte keine Rolle. Wo waren Keziahs Lebensgeister?
Er beschloss, das Kommando zu übernehmen. »Komm, ich möchte dir mein Geschenk überreichen.«
Er griff nach der Laterne und führte Keziah an der Hand an ihrem geliebten vardo vorbei, der im Schutz eines riesigen Feuerbaums stand. Im Stall blieb er stehen.
»Da!« Er wartete auf eine Reaktion, so selbstsicher wie ein Spieler, der einen Royal Flush in den Händen hält.
Das prächtige Fohlen scharrte mit den Hufen. Seine Augen glänzten wie Feuer, es war das anmutigste Pferd, das Jake jemals gesehen hatte. Dick Gideon hatte es wie einen Champion gestriegelt, der an der jungen Königin Victoria vorbeimarschieren sollte.
»Er gehört dir, Kez. Ein vollblütiger Araber. Eher sterbe ich, als dass ich ihn verkaufe. Reite ihn, mach ihn zu einem Deckhengst oder einem Rennpferd. Du musst ihm nur noch einen Namen geben. Was meinst du?«
Das Fohlen kam näher. Jake gab Keziah ein paar Zuckerwürfel, doch sie fütterte das Fohlen nur aus der Hand, ohne Roma-Zauber.
Jake zog sie an seine Brust, seine Stimme hungerte nach ihrer Anerkennung. »Und? Gefällt es dir, Kez?«
Er küsste die Schulter des Kleids, dann den Zopf, doch Keziah wich ihm aus.
»Danke, mehr als ich ausdrücken kann. Es war eine lange Reise.«
»Was bin ich für ein Esel«, rief Jake. »Natürlich, du bist erschöpft.«
Er folgte ihr ins Haus zurück. Als sie am vardo vorbeikamen, drehte sie sich zu ihm um, doch ihre Augen schienen ein anderes Land zu sehen.
»Ich schlafe heute Nacht lieber im vardo .«
»Wo immer du willst, Kez. Ich will dich nur in den Armen halten. Nicht mehr. Ehrenwort. Alles andere wird sich ergeben, wenn du so weit bist.«
Keziah nickte. »Heute Nacht muss ich allein schlafen.«
Sie stieg die Stufen in den vardo hinauf. Und als sie den Riegel hinter sich zuschob, hatte das Geräusch etwas beunruhigend Endgültiges.
Dieses Ritual hielt zwei Wochen an. Zuerst sagte Jake sich, es läge nur daran, dass sie jetzt gewohnt war, in einer Zelle zu schlafen. Aber er wusste, dass es nicht stimmte. Sie erlaubte ihm nicht einmal, einfach wie ein guter Freund neben ihr zu liegen.
Offenbar dienten die Kinder ihr als Schild. Jeden Tag knüpfte sie alte Fäden ihres Lebens an, las ihnen Geschichten vor, überprüfte ihre Hausaufgaben, verlängerte Pearls Rock, damit ihre Tochter nicht zu viel Bein zeigte – ihr Roma-Instinkt. Ohne auch nur ein Wort darüber zu
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