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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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verlieren, nahm sie Jake die Aufgabe des Kochens für die Familie ab. Er spürte, wie sie mit aller Macht versuchte, sich wieder in ihr Leben einzugliedern, und doch war sie eine Fremde in Keziahs Schuhen. Wenn sich ihre Blicke gelegentlich notgedrungen kreuzten, waren ihre Augen wachsam. Warum?
    Seit ihrer Rückkehr hatte Jake sie kein einziges Mal ohne das Kopftuch gesehen. Trotz des Zopfs vermutete er, dass man ihr im Gefängnis das Haar kurz geschoren hatte. Er hatte Angst, das Thema anzusprechen und ihr den wenigen Roma-Stolz, den sie noch hatte, zu nehmen. Unternahm er aber nichts, konnte Keziah es missverstehen und glauben, dass ihm ihr Anblick nicht gefiel. Dann würde sie sich so lange zurückziehen, bis ihr Haar nachgewachsen war. Liebe Güte, das könnte eine Ewigkeit dauern!
    Er überlegte sich seine Worte ganz genau und trat in die Küche, wo Keziah mit Yosie allein war, der in seinem Kinderstuhl saß. Durch den brennenden Ofen war die Hitze noch unerträglicher. Der Schweiß lief ihr über das Gesicht und hinterließ feuchte Flecken unter den Achseln, trotzdem nahm sie auch hier nicht das Kopftuch ab. Der Zopf wippte hin und her, während sie den Teig für das Brot knetete.
    Als sie Jake mit der Axt in der Hand sah, schreckte sie zusammen.

    »Ich habe Holz für den Herd gehackt«, sagte er und ging direkt zum Angriff über.
    »Was ist los mit dir, Kez? Es ist mir verdammt egal, was du anhast. Für mich bist du genauso schön, wenn du dich in Sack und Asche kleidest, aber seit du aus der Frauenstrafkolonie gekommen bist, hast du nicht ein einziges Mal dein Kopftuch abgenommen. Man muss nicht besonders schlau sein, um den Grund zu erahnen. Die verdammten Gefängniswärterinnen haben dir den Kopf geschoren, um dich zu bestrafen, stimmt’s?«
    Sie antwortete nicht. Er hasste den Schmerz in ihren Augen.
    »Wovor hast du Angst, Kez? Glaubst du, ich würde dich ohne Haar nicht mögen? Mein Gott, hältst du mich wirklich für so oberflächlich? Nichts könnte mich daran hindern, dich zu lieben.«
    Mit einer schnellen, aber sanften Bewegung streifte er ihr das Tuch vom Kopf. Der Zopf war an ihm angenäht. Jake fuhr zusammen, als er ihren gequälten Ausdruck sah, ließ sich aber seinen Schock nicht anmerken. Ihr geschorener Schädel war von einem dunklen Flaum bedeckt wie der Stoppelbart eines Mannes.
    »Es wird im Nu wieder nachwachsen. Verzeih mir, Kez. Ich weiß, was dir dein Haar bedeutet, aber mir ist es egal.« Er streckte die Hand aus, um ihren Kopf zu streicheln, doch sie wehrte sie ab.
    »Wage es nicht, mich zu bemitleiden!«
    Dann riss sie ihm das Tuch aus der Hand, nahm Yosie aus dem Hochstuhl und lief zu ihrem vardo zurück, wo sie die Tür hinter sich zuknallte und den Riegel vorschob.
    »Das hast du gründlich vermasselt, du elender Dummkopf«, schimpfte Jake. Er verließ die Küche und schwang die Axt gegen einen Gummibaum, um seinen Frust abzureagieren.
    Doch während er auf den Stamm einschlug, wuchs sein Ärger. Er hatte versucht, Kez das Gefühl der Erniedrigung zu nehmen, so wie man gegen ein Furunkel vorgehen würde. Ein kurzer schmerzvoller Stich, auf den ein Gefühl der Erleichterung folgt, wenn der Eiter herausfließt und die Heilung einsetzt. Stattdessen hatte er nur alles verschlimmert.

    Und als er daran dachte, wie kühl Keziah auf sein Geschenk reagiert hatte, schlug er noch härter auf den Baumstamm ein, sodass das dumpfe Geräusch durch den Busch hallte. Der Araber stand immer noch ohne Namen im Stall. Er konnte nicht vergessen, wie sehr sie sich damals über Gems Brumby gefreut hatte.
    Das Problem lag tiefer als an dem geschorenen Schädel. Was aber war los mit ihr? Sie machte keinen Hehl daraus, dass ihre Tür für ihn weiterhin verschlossen blieb. Und warum verstieß sie sogar Yosie bei Nacht? Lag es daran, dass er Jakes Sohn war? Er hatte niemals Unterschiede gemacht. Seine, ihre, ihrer beider Kinder, alle waren seine Kinder. Als er den Gummibaum vollkommen zerhackt hatte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Yosie schläft neben mir, nicht ihn weist sie ab, sondern mich und meinen Körper. Ich muss Geduld haben.
    Schließlich beschloss er, es sei an der Zeit, Keziah wieder unter Menschen zu bringen. In der Küche trieb er sie in die Enge.
    »Ich habe Gabriel versprochen, ihn morgen nach Goulburn mitzunehmen. Pearl und Yosie können so lange bei Bran bleiben. Er kocht gern für sie, und Pearl ist so selbstständig, dass sie das Krankenhaus von Goulburn führen könnte.«

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