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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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sich in ihrem besten Sonntagsstaat, einem Kleid, sichtlich unwohl fühlte.
    Stammelnd stellte Jake sie vor. Keziah sah aus, als wäre sie überwältigt. Und sogar Jake selbst fehlten die Worte.
    Doch Molly Andersen rettete die Situation. Sie streckte die Arme weit aus und drückte Keziah fest an die Brust.
    »Meine Tochter! Sei gesegnet, dass du mir drei Enkelkinder geschenkt hast. Wo sind die Kleinen denn?« Dann hakte sie sich bei Keziah ein und führte sie fort.

    Jake traute seinen Ohren nicht, als er hörte, wie seine Mutter sagte: »Sei willkommen in unserer Familie, liebste Keziah. Ich kann mir denken, wie du dich fühlst. Auch ich war heilfroh, als ich aus der Frauenstrafkolonie entlassen wurde, diesem abscheulichen Ort! Du bist ein braves Mädchen, denn du hast dich meines Sohnes angenommen. Er ist zwar ein guter Junge, aber er flucht wie ein Trooper. Er brauchte unbedingt jemanden, der ihm Zügel anlegt.«
    Isaac Andersen musterte den Himmel mit seinem fachmännischen Blick. »Tja, mein Sohn. Da hast du ja den richtigen Riecher gehabt. Der Tag verspricht wunderschön zu werden.«
    »Sollten wir uns darauf nicht ein Albion genehmigen, Pa?«
    »Keine schlechte Idee, deine Mutter scheint Gott sei Dank anderweitig beschäftigt zu sein.« Er zögerte einen Augenblick und setzte dann hinzu: »Schön, dich wiederzusehen, mein Sohn.«
    Jake legte seinem Vater den Arm um die Schultern. »Ich glaube, dass hiermit das Seemannsgarn über verlorene Söhne widerlegt ist, was, Pa?«

    Der Reverend stand unter der Krone eines dichten Eukalyptus vor einem Klapptisch, der mit einem schneeweißen Altartuch gedeckt und mit einem Messingkreuz und den orange- und karminroten Blüten des Zylinderputzers geschmückt war.
    Jakes Schwester Miriam und Leslie Ross leisteten ihre Schwüre als Paten vom kleinen Yosie. Als der Reverend den Jungen mit Wasser bespritzte und das Zeichen des Kreuzes machte, hielt Yosie das für ein neues Spiel, tauchte seine Hand ebenfalls in das Taufbecken und bespritzte seinerseits den Priester.
    Jake strahlte vor Genugtuung und murmelte: »Das ist mein Sohn!«
    Als dann Pearl an der Reihe war, wurde die Zeremonie kurz unterbrochen, bis Father Dennis Declan mit der Bibel unter dem Arm den Pfad hinaufmarschiert war. Unterwegs schloss er hastig
seine Robe. Als Erstem reichte er dem Gefängnisseelsorger die Hand.
    »Wunderschönen guten Morgen, Fred. Verzeihung, ich habe mich etwas verspätet. Man hat mich unerwartet gerufen, um einer alten Dame die Letzte Ölung zu erteilen, die dann allerdings entschieden hat, dass sie doch noch keine Lust hatte, vor unseren Schöpfer zu treten.«
    Auf die leise Antwort des Reverends hin warf Father Declan den Kopf zurück und lachte mit ihm über irgendeinen privaten Kirchenscherz.
    Jake bot ihnen einen Whisky an, und Father Declan schlug ihm freundlich auf den Arm.
    »Freut mich, dass du dich schließlich doch noch entschieden hast, sesshaft zu werden und eine Familie zu gründen, Jake. Und dass deine Tochter nun zu meinen Schäfchen gehören wird, statt Atheistin zu werden wie du, nicht wahr?«
    »Nun, Father, ich mache mir nicht viel aus all den Bücklingen und Kratzfüßen, wie Ihnen der Reverend versichern kann, aber die Kleinen finden das Brimborium spannend, deshalb sollen sie frei entscheiden.«
    Während Jake Father Declan zum Altar begleitete, raunte der Priester ihm zu: »Ich habe es schon immer gesagt, Junge: Es ist eine wahre Freude, dich kämpfen zu sehen. Wir wollen in Tagalong einen Gemeindesaal bauen. Könnte ich dich nicht irgendwie überreden, ein letztes Mal in den Ring zu steigen?«
    »Ich wäre sofort wieder dabei, Father, aber ich habe meiner Frau versprochen, nie wieder einen Faustkampf zu bestreiten.«
    Jake blieb die Sprache weg, als er sah, wie Pearl in dem neuen weißen Kleid, das er ihr eigens zu diesem Anlass gekauft hatte, und Keziahs Silberamulett um den Hals auf ihn zukam. Sie war ein echter Blickfang, wie eine kleine Blüte, die plötzlich aufgegangen war.
    Polly und Mac traten vor, sie waren ihre Paten.
    Father Declan ließ sich keine Gelegenheit entgehen. »Und du,
Mac Mackie, wann bringst du endlich den Mut auf, Polly Doyle zu einer ehrbaren Frau zu machen?«
    Mac lief rot an, doch Polly sagte bissig: »Er müsste mich nur fragen!«
    Schließlich fasste sich Mac ein Herz. »Ja, richtig. Also, Polly, wie wäre es mit uns beiden?«
    Jetzt lief Pollys sommersprossiges Gesicht rot an. »Na gut. Nächsten Samstag habe ich noch nichts vor,

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