Die Blüte des Eukalyptus
Molly ihn anzischte: »Was geht uns das an? Wir
sind doch selbst nicht kirchlich getraut und haben zehn Kinder aufgezogen.«
Jake war durchaus bewusst, dass sich seine Rede am Ende unterschiedlich interpretieren ließ.
»Was meine Freundin Keziah Browne angeht, so glaube ich, dass Daniel ein Glückspilz ist. Ich will jetzt mit euch auf Keziahs Entlassung anstoßen. Auch sie hat große Pläne, die sie euch beizeiten verraten wird. So, das war’s! Und jetzt trinken wir Leslies Keller leer.« Jake hob das Glas. »Auf das Land, in dem wir leben! Auf Australien!«
Keziah fuhr erschrocken und verwirrt zusammen, als alle sie erwartungsvoll ansahen, nachdem Jake seine Rede beendet hatte. Sie krallte sich an Daniels Arm fest.
»Was, zum Teufel, hat Jake gemeint? Was sind das für große Pläne?«
»Was fragst du mich?«, erwiderte er und trat zurück. »Du bist doch die Hellseherin.«
Morgan kam mit ernster Miene auf sie zu. »Es ist mir eine Ehre, Gabriels Pate sein zu dürfen. Dank dieser Beziehung werden wir jetzt in Verbindung bleiben, Keziah.«
»Es war Jakes Idee, nicht meine«, entgegnete sie hastig. Und als sie sah, wie Liliana du Pont allein über den Rasen auf das Haus zuging, war sie auf seltsame Weise beunruhigt. Sie fragte sich, ob Caleb wusste, dass seine »französische« Begleiterin früher in einem Bordell gearbeitet hatte. Hatte Lily ihn täuschen können? Oder spielte er das Spiel mit, in dem er nur so tat, als glaubte er an die Geschichte mit der Nonnenschule?
Es entging ihr nicht, dass Caleb sie eindringlich musterte. »Liliana tut mir wirklich gut. Niemand kann sie aufhalten, wenn sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hat. Stell dir vor, sie will unbedingt, dass ich in die Politik gehe.« Er hielt inne. »Ich habe in dieser Kolonie das Abenteuer gefunden, hier, wo ich es am wenigsten erwartete. Warum also geht mir immer noch nicht dieses
Sonett von John Donne aus dem Kopf, das ich einmal vor einem Roma-Mädchen zitierte?«
»Bitte, hör auf, Caleb. Ich habe zu viele Menschen verletzt, die es nicht verdienten.«
»Erlaube mir, es noch einmal zu sagen. › I must love her, that loves not me. ‹«
Caleb küsste ihr zärtlich die Hand und verließ sie mit einem schiefen Lächeln.
Verwirrt über die unerwarteten Ereignisse des Tages und voller Angst vor dem, was ihr in der Nacht noch bevorstand, lief Keziah über den Rasen in einen verlassenen Teil des Rosengartens, wo die Stimmen der Gäste nur ein leises Murmeln waren. Auf einer Gartenbank hatte eine junge Frau mit einem altmodischen Umhang Trost gesucht. In ihren Augen lag unbeschreibliche Traurigkeit.
Keziah erstarrte. »Wartest du auf jemanden?«
Das Mädchen antwortete nicht, doch Keziah hörte sie im Geiste antworten: »Auf meinen Geliebten. Padraic.«
Keziah erschrak zu Tode. Ein mulo ! Es war Maggie Barnes, die so sehr unter der Knute ihres Mannes gelitten hatte, bis der junge Strafgefangene Padraic ihn getötet hatte. Keziah wusste, dass ihre Puri Dai ihr diesen Geist geschickt hatte.
Wer bin ich, um über einen Mörder zu richten? Sie führte Maggie zum Brunnen. Dort wartete Padraic auf sie. Als seine Geliebte sich an ihn schmiegte, erhellte die Freude sein verhärmtes Gesicht.
Keziah kämpfte gegen ihre Angst, schloss die Augen und rief verzweifelt Del , Shon , den Gott der gaujo , Jesus, ihre Großmutter und alle an, die vielleicht zuhörten.
Bitte, bestraft Padraic und Maggie nicht länger. Gebt sie frei, auf dass sie zueinander finden.
Als sie die Augen wieder aufschlug, sah sie, wie die Liebenden im Busch verschwanden, Maggies Kopf ruhte an Padraics Schulter. Sie sahen sich um und lächelten ihr zu, dann lösten sie sich im Sonnenlicht auf.
Heftig zitternd lief Keziah ins Haus zurück. Wo war Jake?
Jake wartete im Wohnzimmer des Arztes. Alle Gäste waren im Garten, nur Lily stand aufreizend im Türrahmen. Selbstsicher rauschte sie in ihrem aprikosenfarbenen Kleid auf ihn zu.
»Und? Behandelt dich Caleb gut, Lil? Wenn nicht, schicke ich ihn für dich zum Teufel.«
»Du hast dich kein bisschen verändert, Jake. Läufst du immer noch vor deinen Problemen weg?«
»Nein. Ich bin wieder einmal verlassen worden. Aber so ist das Leben.« Er wusste, dass sie noch eine offene Rechnung zu begleichen hatten. »Ich freue mich, dass es dir gut geht, Lil. Caleb ist ein Glückspilz.«
»Wir waren auch kein schlechtes Paar, Jake, aber wir hatten keine Chance. Du hast im Schlaf von Keziah gesprochen.«
»Ich hätte dir nie
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