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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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hatte er verbrannt und die Asche in den Mülleimer geworfen.
    Jetzt hatte Plews ihn entdeckt. Als auch die beiden Beamten sich zu ihm umwandten, waren die Würfel gefallen.
    »Stimmt etwas nicht, Mr. Plews? Kann ich irgendwie behilflich sein?«, fragte er höflich, als er die Galerie betrat.
    »Aye, wenn du Daniel Browne bist«, antwortete der ältere Beamte.
    Daniel schluckte. »Der bin ich, Sir.«
    »Dann kommst du jetzt mit uns auf die Wache und beantwortest ein paar Fragen. Ein Kunstexperte hat eins der restaurierten Gemälde als Fälschung erkannt. Er behauptet, dein Arbeitgeber habe davon gewusst, als er die Zahlung akzeptierte.«
    Als Daniel zu einer Antwort ansetzte, ging Maynard Plews gerade noch rechtzeitig dazwischen. »Mein Lehrling hat nichts mit diesem unglücklichen Versehen zu tun. Ich werde für den Schaden geradestehen.«
    Daniel schämte sich dafür, dass sein Master versuchte, ihn vor der Verhaftung zu bewahren.
    Als er hinter dem aschfahlen Maynard Plews aus der Galerie eskortiert wurde, begegnete Daniel Sarannas entsetztem Blick. Sie kauerte in einem Hauseingang. Ein bunt gemischtes Publikum hatte sich versammelt und verfolgte genüsslich die Verhaftung zweier angesehener Bürger.

    »Nein! Das muss ein Missverständnis sein!«, schrie Saranna.
    Plews wirkte niedergeschlagen. »Sag deiner Tante, sie soll meinen Anwalt einschalten, Kind.«
    Saranna lief zu Daniel und raunte ihm zu: »Sag mir, dass es nicht wahr ist!«
    In seiner Verzweiflung sagte er gar nichts und verlor sie in der Menge rasch aus den Augen.

    Bei der Verhandlung saß Daniel neben Plews auf der Anklagebank. Er musterte die Gesichter der Zuschauer, bis er Saranna entdeckte, die im hinteren Teil des Gerichtssaals ihre Tante stützte. Die Angst in ihren Augen erinnerte ihn an Tiere auf dem Weg zur Schlachtbank.
    Im Gegensatz zu ihm konzentrierte sich Maynard Plews allein auf den Richter. Er weigerte sich, seiner Familie in die Augen zu sehen, selbst in dem Augenblick, als er sich schuldig bekannte.
    Plews wurde vorgeworfen, eine größere Fälschung begangen zu haben, bei der Daniel wissentlich den Anweisungen seines Arbeitgebers Folge geleistet hatte. Alle Beteuerungen seines Herrn, dass sein Lehrling in diese Entscheidung nicht eingeweiht gewesen war, stießen auf taube Ohren.
    Als der alte Mann zu vierzehn Jahren in der Strafkolonie New South Wales verurteilt wurde, war Daniel sicher, dass diese Worte seinen eigenen Tod einläuteten. Dann sah der Richter ihm direkt in die Augen, und er zitterte am ganzen Leib.
    »Daniel Thomas Browne, das Gericht hat deine Jugend berücksichtigt. Deshalb wirst du lediglich für sieben Jahre in besagte Kolonie deportiert.«
    Durch den Lärm im Gerichtssaal hörte er eine dünne Mädchenstimme: »Daniel! Ich werde einen Weg finden, dich wiederzusehen. «
    Über den Köpfen der Menge sah Daniel, wie Saranna von ihrer Tante zum Schweigen gebracht wurde. Als ihr plötzlich bewusst
wurde, dass die Leute sie anstarrten, ließ sie zu Tode beschämt über ihren Ausbruch den Kopf hängen.
    Daniel wandte sich ab. Wie viel Mut kann man schon von einer Maus erwarten ?

    Nebel lag über der Straße. Dunkle Fetzen von Bäumen, die aus dem Dunst lugten, und das Muhen einer Kuh in der Ferne verrieten Daniel, dass man sie über eine verlassene Straße außerhalb von Chester führte.
    Er war mit Fußfesseln an eine Reihe von Häftlingen gekettet, die auf dem Weg zu einer schäbigen Gefängnisanlage an der Themse waren. Er wusste, dass sein Master sich irgendwo hinter ihm herschleppte, denn er konnte seinen trockenen Husten hören. Die Verhandlung hatte ihn über Nacht zu einem alten Mann gemacht. Daniel war seinem Blick ausgewichen, weil er wusste, dass er ihn gedeckt hatte, obwohl er von seiner Schuld wusste. Er versuchte, sich einzureden, dass er nur aus Versehen an der Sache beteiligt gewesen war, wurde aber immer wieder von Scham überwältigt, weil er mit seinem Schweigen Plews und Saranna verraten hatte. Durch seine Feigheit hatte er ihrer aller Leben für immer zerstört.
    Trotz Sarannas Gefühlsausbruch im Gerichtssaal hatte sie weder ihn noch ihren Vater im Gefängnis besucht. Daniel vermutete, dass sie es nicht einmal versucht hatte, aus Angst, von einer respektablen Person gesehen zu werden.
    Verbittert dachte er an die Ironie des Datums: 15. Juli, sein geplanter Hochzeitstag. Nagender Hunger machte ihm am meisten zu schaffen. Seit Tagen hatte er kaum genügend Rationen erhalten, um zu überleben, und

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