Die Blüte des Eukalyptus
er mit seinem Lob nicht zurück. Es entging ihm nicht, dass der Schnurrbart seines Gastgebers daraufhin belustigt zuckte. Sein erster Schluck Likör im Leben entspannte ihn dermaßen, dass er auch die angebotene Zigarre nicht ausschlug.
»Du hast dich in den letzten Monaten tapfer geschlagen, mein Junge, du warst ein guter Lehrling und hast schnell begriffen, wie man ein beschädigtes Bild restauriert.«
»Ich bin sehr dankbar, unter Ihrer fachmännischen Anleitung die Gelegenheit dazu bekommen zu haben.«
»Wer weiß, vielleicht übernimmst du ja eines Tages meine Geschäfte. «
Daniel war wie vom Donner gerührt. »Dieses Ziel übersteigt meine Fähigkeiten bei Weitem, Sir.«
»Bescheidenheit ist eine Zier, wie es so schön heißt, aber du bist doch auch ehrgeizig.«
»Ich versichere Ihnen, Sir …«
»Gegen Ehrgeiz ist nichts einzuwenden.«
»Das will ich nicht abstreiten, Sir, aber ich habe so gut wie keine Ausbildung. Ich wurde in einem Armenhaus geboren und trage den Namen meiner Mutter. Nie könnte ich auch nur ansatzweise darauf hoffen …«
»Unsinn. Viele junge Männer aus bescheidenen Verhältnissen haben ihren Weg gemacht. Ich selbst kam als junger Bursche ohne einen Penny in der Tasche aus Yorkshire. Oder sieh dir unseren Captain James Cook an. Der fing als kleiner Bauernsohn an. Und jetzt haben seine Entdeckungen in der südlichen Hemisphäre ihn zu einem der größten Seefahrer der Welt gemacht. « Er schenkte Daniels Glas noch einmal voll. »Ich habe größte Hochachtung vor Männern, die ihren Weg selbst bestimmen, mein Sohn.«
Daniel nutzte die Gelegenheit, um das Gespräch auf die Kunst zu lenken.
»In Ihren botanischen Werken über New South Wales habe ich eine erstaunliche Fauna und Flora entdeckt, die sich mit keiner anderen auf der Welt vergleichen lässt. Daraufhin habe ich angefangen, mit Farben zu experimentieren, um zu sehen, ob ich den Originalen nahekommen kann.«
Daniel hatte das Gefühl, dass sein Master ihn aufmerksam beobachtete.
»Aye, es gefällt mir, dass du so erpicht aufs Lernen bist, mein Junge. Ich brauchte Jahre, bis ich mich als würdig erwiesen hatte, Sarannas Mutter zu heiraten. Sie schlug andere Heiratsanträge aus und wartete eigensinnig, bis ich so viel verdiente, dass ich ihren Vater zufrieden stellen und ihr ein einigermaßen anständiges Leben bieten konnte. Heute, in meinem Alter wünsche ich mir einen Geschäftspartner. Versteh mich recht. Ich gehöre nicht zu den Leuten, die einem jungen Burschen die Verhältnisse, aus denen er stammt, vorhalten würden. Jedenfalls nicht, solange er ehrenhafte Absichten hat, die in den Hafen der Ehe münden.«
Daniel stockte der Atem. Ehe? Partnerschaft? Gehörten diese Angebote zusammen? Bevor er Zeit zum Antworten hatte, fuhr Plews fort.
»Doch zurück zum Geschäft. Ich würde gern deine Vorstellungen dazu hören, wie man diesen schweren Zeiten am besten begegnet. Finanziell haben wir eine schwierige Phase hinter uns. Seit Napoleon Bonaparte endgültig besiegt wurde, ist das ganze Land von Soldaten und Seeleuten überschwemmt, die Arbeit suchen. «
Daniel hatte Mühe, sich zu konzentrieren. Sein einziger Gedanke kreiste darum, was für eine großartige Chance es wäre, Partner in dieser Galerie zu werden: Hier würde er sich endgültig als Künstler etablieren können.
In den folgenden Wochen jedoch beobachtete Daniel einen bedenklichen Rückgang der Geschäfte. Er vermutete die Gründe für diese Entwicklung nicht allein bei der Nachkriegssituation; sicher wurde sie durch Plews’ zunehmende Zerstreutheit begünstigt.
In der Hoffnung, dieser Entwicklung entgegenzuwirken und das Vermögen seines Herrn ebenso zu mehren wie sein eigenes, verbrachte Daniel viele Stunden damit, einen Satz von sechs Landschaften aus dem achtzehnten Jahrhundert fachmännisch zu restaurieren. Der Künstler war jung gestorben und hatte eine begrenzte Zahl von Werken hinterlassen, die inzwischen als recht wertvoll eingestuft wurden. Eins war so wasserfleckig, dass Plews dem Besitzer bereits erklärt hatte, dass seine ursprüngliche Qualität unwiederbringlich verloren war. Als Daniel mit den anderen fünf fertig war, sah er sich das ruinierte Gemälde genauer an. Er wusste, dass es allgemeine Praxis bei Studenten war, die Werke berühmter Künstler zu kopieren; es war eine legitime Methode, die Geheimnisse ihrer Technik zu erlernen.
Ich könnte ja versuchen, den Stil des beschädigten Werks zu reproduzieren. Dabei ließe sich eine
Weitere Kostenlose Bücher