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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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monatlichen Blutung gefürchtet. Jetzt aber konnte sie es kaum erwarten, um sicher zu sein, dass Caleb Morgan sie nicht geschwängert hatte. Sie hatte sich immer nur nach ihrem Mann Gem gesehnt und trotzdem Ehebruch begangen. Würde das nun ihr ganzes Leben verändern?

    Nach drei Wochen war Caleb immer noch nicht zurückgekehrt. Auch ihre Blutung blieb aus. Die inneren Qualen nahmen Keziah jegliche Kraft, obendrein musste sie sich vor den Argusaugen der Haushälterin in Acht nehmen. Mrs. Wills hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Laken der unverheirateten Dienstmädchen zu untersuchen, um sicherzugehen, dass sie nicht schwanger waren. Diese Verletzung der Privatsphäre empörte Keziah, die übrigen Mädchen nahmen sie jedoch hin, erleichtert, wenn sie wieder einmal den Folgen eines kurzen Schäferstündchens im Stall entkommen waren.

    Keziah betrachtete den zunehmenden Mond und überdachte verzweifelt die Möglichkeiten, die sie hatte. Als sie zwei Wochen über die Zeit war, geriet sie in Panik und verkroch sich in ihre Dachstube. Sie schloss die Augen, um den Schmerz auszuhalten, und schnitt sich in den Arm, um ihre monatliche Blutung vorzutäuschen. Später bestätigte Mrs. Wills den Beweis auf ihrem Laken. Keziah spürte einen Anflug von Dankbarkeit, weil ihre List ihr genügend Zeit verschafft hatte, um nächste Woche, bevor sie sich heimlich nach Liverpool aufmachte, noch ihren Lohn für das letzte Vierteljahr in Empfang zu nehmen.
    Doch diese Galgenfrist war von kurzer Dauer. Als sie sich am gleichen Abend auszog, um ins Bett zu gehen, klopfte es an ihrer Tür. Warum suchte sie Mrs. Wills zu so später Stunde auf, wenn alle bereits schliefen?
    Das strenge Lächeln der Haushälterin verunsicherte sie noch mehr als ihre Beleidigungen.
    »Du hältst dich wohl für besonders schlau, Stanley, aber mich kannst du mit deinen Zigeunertricks nicht reinlegen. Der Master will dich in seinem Herrenzimmer sehen. Lass ihn nicht warten, wenn du weißt, was gut für dich ist.«
    Keziah zog sich hastig an und eilte nach unten, völlig darauf gefasst, sofort entlassen zu werden.
    Das Zimmer war nur spärlich beleuchtet. John Morgan saß an seinem Schreibtisch und bemerkte sie zunächst nicht. Er war soeben von einem Empfang zurückgekehrt, sein Abendanzug war mit mehreren Kriegsorden seines Regiments geschmückt. Seine Augen lagen im Schatten, doch die untere Hälfte des Gesichts wurde vom grünlichen Licht der Tischlampe erhellt. Keziah staunte über das leichte Lächeln, das um seine Mundwinkel spielte, als er sie schließlich aufforderte, Platz zu nehmen.
    Sie war auf der Hut. In all den Monaten, seit sie im Haus arbeitete, hatte der Master keine zehn Worte mit ihr gewechselt.
    »Wills hat mir berichtet, dass sie dich ›erwischt‹ hat. Keine Angst, mein Kind. Ich bin nicht ein Mann, der ein Dienstmädchen
auf die Straße setzt, weil der junge Caleb seinen Spaß mit ihm hat.« Er sah ihr in die Augen, und sein Blick war nicht unfreundlich. »Es wäre nicht das erste Mal, dass ich die Zeche bezahle, nachdem mein Sohn wieder einmal Unfug angestellt hat.«
    Keziah fühlte sich erniedrigt, als sie erfuhr, dass sie nur eine von vielen war, die Calebs Charme erlegen waren, trotzdem zwang sie sich, so zu tun, als machte es ihr nichts aus.
    »Die Angelegenheiten Ihres Sohns gehen mich nichts an, Sir.«
    »Ach, komm schon. In diesem Haus gibt es keine Geheimnisse. Mrs. Wills hat euch beide schon vor Monaten zusammen im Bett erwischt.« Er zuckte tolerant die Achseln. »Ah, junges Blut …«
    »Mein Lohn steht mir zu. Morgen gehe ich«, sagte sie stolz. »So wie ich es von Anfang an vorhatte.«
    »Soso. Ich hätte da einen sehr viel besseren Vorschlag für dich, Keziah.«
    Unwillkürlich zuckte sie zusammen. Nur Caleb hatte sie mit ihrem Vornamen angesprochen, und das auch bloß dann, wenn sie allein waren.
    John Morgan wählte seine Worte mit Bedacht. »Jetzt, da mein Sohn Cambridge verlassen hat, sind meine Gattin und ich der Meinung, dass er eine neue Ablenkung braucht. Ihr beide könnt euch weiterhin diskret miteinander amüsieren, unseren Segen habt ihr. Du bist eine kräftige und gesunde Frau. Allerdings hat dir die Natur nun einen ihrer kleinen Streiche gespielt. Aber keine Angst, du sollst für deine Unannehmlichkeiten reich entlohnt werden.«
    Unbekümmert zeigte er auf etwas, das wie eine juristische Urkunde aussah.
    »Ich will es dir vorlesen. Kurz gesagt, würde es all unsere Probleme lösen. Was für ein junges Ding

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