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Die Blueten der Freiheit

Die Blueten der Freiheit

Titel: Die Blueten der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Anthony
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dieselbe Leistung. Ich habe Euch Eure Spitze bereits geliefert. Und nun bittet Ihr mich, es noch einmal zu tun. Eins und eins ergibt immer noch zwei, Franzose.«
    »Ich sehe, Ihr tragt meinen Dolch an Eurem Gürtel. Wie Ihr schon sagtet: Eins und eins ergibt zwei.«
    De Grote legte die Hand auf den Griff des Dolches. »Eine sehr schöne Handarbeit.«
    Ich trat einen Schritt auf ihn zu. »Als Dank dafür, dass ich Eure Dienste wieder in Anspruch nehme, hätte ich ihn gerne wieder.«
    »Und ich hätte gerne, dass Ihr für immer verschwindet.«
    »Das kann ich Euch versichern. Sobald meine Spitze Flandern verlassen hat.«
    Der Hund knurrte und gesellte sich zu mir. De Grote machte einen Schritt zurück. »Ruft Euren Hund zurück.«
    »Bringt meine Spitze nach Frankreich.«
    »Ruft Euren Hund zurück! Diese Biester machen mir Angst.«
    »Meine Spitze?«
    Der Hund bellte so laut, dass ich zusammenzuckte.
    »Wir treffen uns auf dem Friedhof der Sint-Maartens-Kerk, Freitagnacht um elf Uhr. Ich werde veranlassen, dass Eure Spitze in einem Sarg versteckt wird. Ihr überquert damit die Grenze und bringt den Sarg zu dem Priester von Signy-sur-Vaux. Die Reise in die Ardennen ist etwas weiter, aber der Priester ist sehr entgegenkommend, und niemand wird Euch so weit von der Grenze entfernt vermuten.«
    »Ich warne Euch: Wenn Ihr nicht da seid, dann ist Euer Leben verwirkt.«

Kapitel 22
    Katharina Martens
    Lendelmolen, Flandern
    A m Montag erteilte mir die Schwester wie erwartet einen neuen Auftrag.
    »Wir haben eine außergewöhnliche Bestellung erhalten. Ich habe der Mutter Oberin gesagt, dass wir sie nur annehmen, weil ich weiß, dass du es schaffen wirst.«
    Hatte sie gerade gesagt, dass es etwas Außergewöhnliches war? Ich hatte sie nicht richtig verstanden, denn in meinen Ohren summte es. Ich konnte keine Spitze mehr herstellen, die nicht gewöhnlich war.
    »… ich stecke dir das Muster hierher.«
    Ich saß da, als sie mir mein Kissen abnahm und das Muster darauf befestigte. Ich saß da, als sie mir das Kissen wieder auf den Schoß legte. Ich saß da, als sie mir den Arm tätschelte und schließlich wieder fortging. Ich konnte nichts tun. Ich konnte nichts erkennen, und ich wusste nicht, was ich zu tun hatte. Da erkannte ich, wie mein weiteres Schicksal verlaufen würde. Warum sollte es mir anders ergehen als Mathild?
    Ich saß da und drehte und kreuzte meine Spulen zu einem Kreis, den ich beim nächsten Kreuzen und Drehen wieder auflöste. Den ganzen Tag arbeitete ich daran, meine Arbeit wieder zunichtezumachen, und betete, dass die Schwester es nicht bemerken würde.
    Sie tat es nicht.
    Am nächsten Tag, einem Dienstag, kam Heilwich zu mir, und ich erklärte meiner Schwester, dass ich fertig war.
    »Aber doch nicht mit der Spitze!«
    »Ich habe sie am Samstag fertiggestellt.«
    »Aber du darfst noch nicht mit der Spitze fertig sein. Ich habe das Geld noch nicht beisammen!«
    »Die Schwester hat mir ein neues Muster gegeben.«
    »Und?«
    »Ich kann es nicht sehen und weiß nicht, was ich machen soll. Also habe ich so getan, als ob. Den ganzen gestrigen Tag und auch heute habe ich nur so getan, als ob.«
    »Dann musst du auch weiterhin so tun, als ob, Katharina. Versprich mir, dass du weiterhin so tun wirst, als ob.«
    »Ich weiß nicht, wie lange ich es noch schaffen werde. Was ist, wenn die Schwester es bemerkt?«
    »Ich werde dafür beten, dass sie nichts bemerkt. Wenn ich heute Nachmittag nach Kortrijk zurückkomme, dann bete ich in Pater Jacqmottes Zimmer den Rosenkranz für dich.«
    »Den Rosenkranz? Für mich?«
    »Was immer auch passiert … verlasse das Kloster auf keinen Fall. Lass nicht zu, dass sie dich hinauswerfen.«

    Ich versuchte es. Ich versuchte wirklich, zu verhindern, dass sie mich hinauswarfen, doch am nächsten Tag bemerkte die Schwester, dass ich nur so getan hatte, als ob.
    »Was …« Sie riss mir das Kissen aus den Händen. Die Spulen fielen klappernd zu Boden. »Was soll das?«
    Und während ich dort saß und hörte, wie die Spitzenmacherinnen um mich herum ihrer Arbeit nachgingen, traf ich eine Entscheidung. Ich beschloss, dass ich nicht so enden wollte wie Mathild. Ich würde nicht zulassen, dass mich die Schwester anschrie und aus meinen Holzschuhen zerrte, um ihr dann so demütig hinterherzutrotten wie … wie … eine Spitzenmacherin. »Was ist mit Mathild geschehen?«
    Ich hörte das Geräusch ihrer Schuhe auf dem Boden, als die Schwester innehielt. »Was hast du …«
    »Was ist

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