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Die Blueten der Freiheit

Die Blueten der Freiheit

Titel: Die Blueten der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Anthony
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wissen.«
    Zwei Tage. Sicher würde in den nächsten zwei Tagen jemand sterben. »Gut.«
    Als er ging, tat ich wieder das, was ich getan hatte, bevor er gekommen war: Ich fegte den Boden. Zwei Tage von nun an. Das sollte funktionieren. Sicher würde es genügend Möglichkeiten geben. Wenn er drei Tage zuvor gekommen wäre, hätte ich den Auftrag bereits erledigen können. Doch irgendwo würde irgendjemand sterben. Und wenn nichts geschah und niemand starb, dann gab es – wenn ich die Zeichen richtig gedeutet hatte – immer noch den alten Herry. Er würde zu diesem Zeitpunkt bereits sehr lange tot sein. Und etwas, von dem er unmöglich etwas wissen konnte, würde ihm auch keinen Schaden mehr zufügen.

    Als ich zu dem alten Herry kam, drängte sich Marguerite an mir vorbei zur Tür hinaus. »Du bist spät dran! Und wo hast du gestern gesteckt?«
    »Ich habe mich um Pater Jacqmotte gekümmert. Das ist meine eigentliche Aufgabe, weißt du?«
    »Nun … ich meinte bloß …« Sie reckte das Kinn in die Höhe und wickelte sich den Mantel enger um die Schultern. »Ich gehe aus.«
    Ich ließ sie gehen. Danach sah ich nach Herry.
    Der arme Kerl. Während des einen Tages, seit ich ihn zuletzt gesehen hatte, hatte er zu röcheln begonnen, und seine Wangen hatten eine graue Farbe angenommen. Ich rollte ihn zu Seite und wechselte sein Lager und sein Laken. Dann löffelte ich ihm etwas Suppe in den Mund … oder versuchte es zumindest.
    »Du musst das hier essen.«
    Er sah mir in die Augen.
    »Du musst einfach. Du willst es doch nicht für Marguerite übrig lassen. Ich wette, dass sie heute sicher irgendein junger Mann zum Abendessen einlädt.«
    Er blinzelte.
    Ich hielt den Löffel an seine Lippen.
    Er öffnete den Mund und hätte einen Löffel gegessen, hätte er nicht genau in diesem Moment um Atem ringen müssen.
    Ich packte sein Hemd, zog ihn in eine aufrechte Position und klopfte ihm auf den Rücken, bis er aufhörte, nach Luft zu schnappen. Dann bettete ich ihn wieder auf sein Lager.
    »Was soll bloß aus uns werden, Herry?«
    Die einzige Antwort, die ich bekam, war ein Keuchen.
    »Ich muss meine Schwester retten.« Das würde wohl jeder verstehen. »Sie haben sie zu den Nonnen gegeben, weißt du? Sie ist in dem Kloster drüben in Lendelmolen, wo sie die Spitze machen.«
    Wenn ich mich nicht täuschte, sah er mich voller Mitleid an. »Sie ist nun dreißig Jahre alt. Du weißt, was das heißt. Sie werden sie bald auf die Straße werfen. Das machen sie immer. Wie viele von diesen armen Spitzenmacherinnen haben wir bereits dort draußen gesehen, wie sie um Geld betteln und sich ihre Röcke über den Kopf ziehen, bloß für ein Stückchen Brot?«
    Ich wusste, dass er sie genauso wie ich gesehen hatte. Der Herr sei Herry Stuer gnädig, denn ich wusste, dass er stets nur bei den anständigen Huren gewesen war. Bei denjenigen, die es freiwillig machten.
    »Ich habe ihnen Geld für sie angeboten. Ich habe angeboten, sie zurückzukaufen, als wäre sie eine Kuh. Weißt du, was sie gesagt haben? Sie sagten, ich hätte nicht genug Geld. Das war vor fünf Jahren. Und weißt du, was ich seitdem getan habe? Ich habe hart gearbeitet, um den Rest zusammenzubekommen … und das war nicht wenig, nur damit wir uns richtig verstehen. Ich habe Dinge getan, Herry, von denen du gar nichts wissen willst.« Dinge, an die ich nicht denken wollte.
    Ich stemmte mich vom Boden hoch und nahm einen Besen zur Hand. Wenn ich meine Zeit schon hier verbrachte, warum sollte ich dann akzeptieren, dass es aussah wie in einem Schweinestall? Ich fegte den Boden. Dabei scheuchte ich ein Nest voller Mäuse auf. Ich jagte sie zur Tür hinaus und fegte ihren Unrat hinter ihnen her.
    Als ich zu Herrys Lager kam, legte ich eine Pause ein, lehnte den Besen gegen die Wand und setzte mich neben ihn. »Ich hätte es niemals getan, wenn ich das Geld nicht gebraucht hätte. Du hättest mich verstanden. Es gibt Menschen, für die würde man alles tun. Katharina ist die einzige Familie, die ich noch habe. Stell dir vor, sie wäre deine Schwester. Du würdest nicht zulassen, dass sie auf der Straße lebt und sich für ein Stück Brot verkauft. Nicht, wenn du etwas dagegen tun kannst.«
    Natürlich würde er das nicht zulassen.
    »Es war nicht so schwierig – das, was ich getan habe. Und es schien mir auch keinen allzu großen Unterschied zu machen.«
    Der arme Herry. Er lag so still da, und es gab niemanden, der ihm seine Füße zudeckte. Wäre ich seine Frau gewesen,

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