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Die Blueten der Freiheit

Die Blueten der Freiheit

Titel: Die Blueten der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Anthony
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mit Mathild geschehen?«, fragte ich so laut ich es nur wagte.
    Es war nichts zu hören außer den Tieren, die ein Stockwerk tiefer auf ihrem Heu herumkauten. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich geglaubt, ich sei vollkommen alleine. Doch dann packte mich die Schwester am Arm.
    »Aua! Was ist mit Mathild geschehen? Ihr habt sie hinausgeworfen, nicht wahr? Sie hat für Euch Spitze hergestellt, und als sie nichts mehr sehen konnte, habt Ihr sie einfach hinausgeworfen!«
    »Sei still. Du wirst hier nicht solche Dinge behaupten! Du wirst überhaupt nichts sagen!« Sie versuchte, mich von der Bank zu zerren, doch ich ließ mein Kissen zu Boden fallen und stemmte mich so verbissen nach hinten, dass sie aufgab.
    »Wisst ihr, was mit euch passieren wird? Was mit uns allen passiert, wenn sie hier mit uns fertig sind?« Ich versuchte, so laut zu sprechen, dass mich sogar die Kinder am anderen Ende des Raumes hören konnten. »Sie werfen uns auf die Straße.«
    Eines der jüngeren Mädchen begann zu weinen. »Ich will zu meiner moeder! «
    »Sei jetzt still!«, flüsterte die Schwester hasserfüllt. »Sieh nur, was du angerichtet hast!«
    »Keine von euch wird entkommen. Ihr werdet alle erblinden. So wie ich. Und Elizabeth und Aleit und Johanna. Beatrix, Jacquemine und Martina.«
    »Sie lügt.«
    »Das tue ich nicht! Ich schwöre es bei der Jungfrau Maria. Ich war die jüngste der Spitzenmacherinnen, als ich hierherkam. Und nun bin ich die älteste. Was ist mit all den anderen passiert?«
    »Lügen!«
    »Was wird mit euch allen passieren?«
    Die Schwester packte mich mit solcher Kraft, dass ich keine andere Wahl hatte, als das zu tun, was sie wollte. Und sie wollte mich aus dem Raum zerren. Ich wäre beinahe die Treppe hinuntergefallen, hätte sie meinen Arm nicht so fest umklammert.
    Sobald wir die Werkstatt verlassen hatten, begann sie zu kreischen. »Hilfe! Jemand muss mir helfen!«
    Ich wand mich, um mich aus ihrem Griff zu befreien. »Was ist mit ihnen geschehen, Schwester? Was ist mit Elizabeth geschehen? Und mit Aleit und Johanna?«
    »Helft mir!«
    Ich hörte, wie Türen aufgerissen wurden. Hörte das Poltern von Schuhen auf den Pflastersteinen. Heilwichs Warnung dröhnte in meinem Kopf. Ich riss mich von der Schwester los und lief auf den einzigen Zufluchtsort zu, den ich kannte: Auf den dunklen Umriss der Kapelle, der sich vom Himmel abhob. Ich packte das Tor, riss es auf und lief direkt auf die Jungfrau Maria zu. Meine Hände glitten über die Steinsäulen, und ich blieb nicht stehen, bis ich sicher war, dass sie sich genau vor mir befand. Dann kroch ich hinter die Statue. Ich hatte schon einmal an diesem Ort Zuflucht gesucht. Ich tastete nach dem Mauervorsprung, setzte meinen Fuß darauf und zog mich hoch. Es war gerade genügend Platz, um mich zwischen die Statue und die Wand zu pressen, jedoch nicht genug, um es noch jemandem zu erlauben, zu mir vorzudringen. Wenn ich wieder hervorkäme, dann bloß, weil ich es wollte, und nicht jemand anderer.
    Sobald ich meine Position eingenommen hatte, begann ich wieder, meine Fragen zu stellen. In der Kapelle stieg meine Stimme bis zur Decke empor und wurde von den Wänden zurückgeworfen. Es klang, als würde ich zehn Fragen gleichzeitig stellen, und nicht bloß eine. »Wo ist Elizabeth?«
    Wo ist Elizabeth, wo ist Elizabeth, wo ist Elizabeth?
    »Und wo ist Aleit?«
    Wo ist Aleit, wo ist Aleit, wo ist Aleit?
    Die Kapelle war mittlerweile voller Menschen. Ich konnte sie nicht sehen, aber ich konnte sie hören.
    »Sei still!«
    »Wovon spricht sie?«
    »Kann nicht jemand dafür sorgen, dass sie zu schreien aufhört?«
    Als ich das nächste Mal etwas sagte, versuchte ich, noch lauter zu sprechen.
    »Was ist mit den anderen Spitzenmacherinnen geschehen? Wo ist Johanna?«
    »Es gibt keinen Grund, hier über solche Dinge zu sprechen. Ich werde der Mutter Oberin davon berichten. Jawohl, das werde ich tun«, antwortete die Schwester. Sie schien sich genau vor der Statue zu befinden.
    »Ja, sagt es ihr! Und dann fragt sie auch gleich, was mit Beatrix und Jacquemine geschehen ist!«
    Die Schwester hielt ihr Wort. Es dauerte nicht lange, und die Mutter Oberin erschien. Bereits einige Minuten später hörte ich, wie der Saum ihres Kleides über den Boden schleifte. Ich roch den kühlen Geruch ihres Parfums, der sich in dem Raum um mich herum ausbreitete.
    »Komm sofort heraus!«
    »Nee.«
    »Du bist sehr dickköpfig.«
    »Sagt mir, was mit Mathild geschehen ist.«
    »Mit

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