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Die Blume der Diener

Die Blume der Diener

Titel: Die Blume der Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delia Sherman
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vor die Tür zu setzen, so wie es auch dessen früherer Meister zweifellos getan hatte. Doch dann erinnerte sich Master Hardy an die ausgezeichnete Füllung, die William für gebratenen Schwan zuzubereiten wusste, und an die Art, wie William eine gesalzene Hammelkeule anzurichten vermochte, sodass selbst der feinste Gaumen sie nicht von Wildbret unterscheiden konnte.
    Als er die Küche betrat, dachte Master Hardy, dass sich der Knabe eigentlich sehr bescheiden betrug, auch wenn man sich über seine Aufmerksamkeit für diesen schäbigen Küchenjungen Ned wundern musste. Nun, es stand ihm nicht zu, einen Mann für vergangene Sünden zu verdammen, und es gehörte sich für einen Christenmann nicht, einem reuigen Sünder die Nächstenliebe zu versagen. Um der Nächstenliebe willen, schloss Master Hardy, würde er den Jungen behalten. Aber er musste ihm unbedingt befehlen, sein geheimnistuerisches Gehabe abzulegen.
    Folglich zog Master Hardy William eines späten Abends, als die Herdfeuer mit Asche bestreut waren und die Küchenjungen unter den Tischen schnarchten, in die Kräuterkammer und setzte ihn auf einen dreibeinigen Stuhl. Zweimal öffnete er den Mund und wollte seine vorbereitete Rede beginnen. Zweimal machte er den Mund wieder zu und lief verlegen in der Kammer umher. Dabei streifte er mit dem Kopf die von den Deckensparren herabhängenden Kräuterbündel. Endlich fragte William ihn höflich, was er denn von ihm wollte, und Master Hardy fasste sich ein Herz.
    »Ich fühl mich verpflichtet, dir zu sagen, dass ich dein Geheimnis kenn«, begann er und bemerkte erfreut, dass William zusammenfuhr und bleich wurde. »Schau, ich bin kein Priester und darf nicht über die Sünden der Menschen richten; daher will ich dich nicht verraten, so wenig ich auch deine … unnatürlichen Gelüste verstehen mag.«
    Nun starrte William ihn an und errötete allmählich tief. Qual und Scham standen ihm so deutlich ins bartlose Gesicht geschrieben, dass Master Hardy es wahrlich erbarmte. Doch um seines Seelenheils willen musste es gesagt werden, und zwar in aller Deutlichkeit, damit der Knabe Master Hardys Nächstenliebe nicht für Beihilfe hielt. »Ich dulde keinerlei unheilige Vorgänge in meiner Küche. Du magst bleiben und bist gar willkommen – bist ein guter Koch und’s täte mir Leid, deine galentine zu verlieren. Aber ich will keine Klagen hören – weder von den Pagen noch von den Küchenjungen. Und sieh zu, dass du zu dem jungen Ned eine Armeslänge Abstand hältst.«
    Während des letzten Teils dieser Rede beugte William ehrerbietig den Kopf und zitterte, als kämpfe er mit den Tränen. Ermutigt verlieh Master Hardy der frommen Hoffnung Ausdruck, dass William beizeiten zu einer gottgefälligeren Lebensweise finde. Mit erstickter Stimme versicherte William ihm, er werde ernsthaft darüber nachdenken. Bei seiner Hoffnung auf die Erlösung schwor er, er wolle Master Hardy keinen Grund geben, seine Freundlichkeit bedauern zu müssen.
    »Ihr braucht nicht zu befürchten, dass Ned durch mich ein Leid geschieht, Sir«, sagte er unsicher. »Ich betrachte ihn als jüngeren Bruder, der sich zu einem guten Koch entwickelt. Ich hatte nur vor, sein naturgegebenes Talent für diese Kunst zu fördern.«
    »Nun, dann magst du ihn zum Lehrling nehmen, aber sieh dich vor, dass er sich nicht in dich vernarrt. Du kennst das Zungengeklapper in der Küche.«
    William lächelte kläglich und nickte. Master Hardy war erleichtert darüber, dass das Zwiegespräch so schmerzlos verlaufen war. Er erwiderte Williams Lächeln, klopfte ihm auf die Schulter und entließ ihn. Der Küchenmeister war mit sich und dem Werk dieses Abends zufrieden.

Kapitel Vier

    Der Winter hielt Einzug. Verdorrter Efeu tappte flehend gegen die Läden von Margarets hohem Turm, während Wächterwinde um die Ecken winselten und seufzten. Die Zauberin aß nur wenig und wie ihre Füchsin schlief sie tagelang; sie war eingehüllt in einen tiefen Winterschlaf. Während der wachen Stunden las sie, aber öfter noch beschäftigte sie sich mit dem Spiegel. Er diente ihr als Lehrer, Gefährte, Werkzeug und Fenster zur anderen Welten. Er erlaubte ihr, die Rituale fremder Zauberer und Nekromanten auszuspähen und auf diese Weise Geheimnisse zu erfahren, die niemand sie freiwillig gelehrt hätte. Er half ihr, die Gruben der Hölle zu durchpflügen und die geheimen Namen von Dämonen zu erforschen sowie den Takt des Sternentanzes zu studieren.
    Wahrsagerei und Lektüre ergaben ein

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