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Die Blume der Diener

Die Blume der Diener

Titel: Die Blume der Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delia Sherman
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William dem Hähnchen sein Gefieder zurück. Ned stand neben ihm und reichte ihm die Federn, eine nach der anderen.
    In dieses Bild männlicher Ruhe geriet Bess, die hübscheste der Wäscherinnen. Sie erschien im Türbogen und gab mit ihrer hohen, klaren Stimme kund, dass Mistress Rudyard der Lavendel für die königlichen Laken ausgegangen sei. Könnte Master Hardy bitte den Vorratsraum öffnen und ihr ein Bündel geben? Der Koch des Königs vergaß seine Torte und die Lehrlinge ließen die Soßen anbrennen, denn Bess – achtzehn Jahre alt, schwarzäugig und drall wie eine Häsin – war ein Anblick, der eines jeden echten Mannes Blut in Wallung brachte. Die Hitze in der Wäscherei hatte ihr dunkles Haar gekräuselt, sodass es nun in feuchten, schwarzen Locken ihr Gesicht einrahmte. Die Bänder ihres Kittels waren geöffnet und enthüllten den runden, weißen Hals und die Ärmel waren hoch über die mit Grübchen versehenen Ellbogen gerollt. Als Bess zufrieden feststellte, dass aller Augen auf ihr ruhten, trippelte sie quer durch die Küche an Master Hardys Seite.
    Ein Augenpaar – das hübscheste im Raum – hatte ihr indes keine Beachtung geschenkt. Als Bess an William vorüberging, hielt sie an und sandte ihm einen beerensüßen Blick über den engen Holztisch. »Gott geb Euch einen guten Tag, Sir«, sagte sie.
    William war gerade ganz damit beschäftigt, die Federn mit warmem Fett an seinem Greif anzubringen und gab daher weder Blick noch Gruß zurück. Bess runzelte die Stirn, stürmte dann um den Tisch herum und wollte das Kunstwerk betrachten. Als sie William erreicht hatte, stolperte sie listig, sodass William gezwungen war, sie aufzufangen, denn sonst hätte sie seinen Greif samt der Federn und allem anderen mit sich zu Boden gezogen. Die Lehrlinge seufzten neidisch.
    »Verzeiht, Master Flower«, sagte sie atemlos und drückte ihm ihren weichen Busen in den Arm. »Weiß auch nicht, warum ich so ungeschickt bin.«
    William schaute zuerst in ihr rosiges Gesicht und dann auf sein entremets , das ganz krumm geworden war. »Seht Euch vor, Mistress«, sagte er mit höflicher, aber kalter Stimme. »Die Fliesen sind feucht und glitschig.« Er stellte Bess auf, winkte Ned zu und kehrte zu seinem Greif zurück. Gegen Bess’ wogenden Busen und glühende Wangen war er so unempfindlich wie ein Mönch mit Tonsur.
    Master Hardy beobachtete diese kleine Nebenhandlung höchst verwirrt, »’s ist nicht natürlich«, sagte er zu sich selbst. Hier war ein junger Mann von offenbar hoher Geburt; er war von seinem früheren Zuhause fortgeschickt worden und hatte um eine Anstellung im königlichen Haushalt gebettelt, obwohl er beinahe so gut kochen konnte wie Master Hardy selbst; ein junger, hübscher Mann, der einen Liebesring und das juwelenbesetzte Abbild eines älteren Edelmannes um den Hals trug; ein Knabe, der sich den Avancen der begehrenswertesten Dirne aus der königlichen Wäscherei widersetzte. Es schien, als hätten die Küchenratten nicht ganz ohne Grund gequiekt.
    Sein Tagtraum wurde von Bess unterbrochen; ihre Stimme bebte und sie war den Tränen nahe. »Den Lavendel bitte, Master Hardy. Wenn es Euch beliebt.«
    Der Koch des Königs machte den Mund zu, der vor lauter Nachdenken halb offen gestanden hatte, und führte sie in den Vorratsraum. Auf dem Weg dorthin lächelte er sie warmherzig an und drückte ihren drallen Arm, aber ihr Gesicht blieb so umwölkt, dass Master Hardy sich dazu hinreißen ließ, ihr zusammen mit dem Lavendel ein paar Küsse zu geben. Um die Wahrheit zu sagen, beschäftigten sich Master Hardys Gedanken selbst während dieser Küsse mehr mit Williams Kaltblütigkeit als mit Bess’ warmem Mund.
    Master Hardy ließ das Mädchen los, tätschelte ihr geistesabwesend den Hintern, folgte ihr in die Vorhalle und verschloss den Vorratsraum. Edelblütige Bastarde, dachte er, fanden häufig den Weg in die Küche eines Hochwohlgeborenen – man sehe sich nur Hal Clemin und Wat Fitzhugh an. Wenn ein solcher Bastard flink und gerissen war, konnte er sich durch die Ränge des Haushalts hocharbeiten und bald an der herrschaftlichen Tafel das Geflügel tranchieren oder das Fleisch vorlegen und dabei irgendeinem Adligen auffallen, der ihm vielleicht einen solchen Ring und ein solches Bild schenken würde, wie William sie besaß. Unter gewissen Umständen …
    Da Master Hardy ein gottesfürchtiger Mann war, bestand sein erster Impuls darin, den jungen Flower zu packen, ihn kräftig durchzuprügeln und ihn

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