Die Blume von Surinam
Erika war schließlich alleinstehend, ihre Tochter entwickelte sich allmählich zu einer hübschen jungen Frau, was Minou längst war.
Erika lachte. »Mach dir um mich und Hanni keine Sorgen. Sie wird in ein paar Tagen auf eine Missionsstation an den Parafluss reisen, um dort zu lernen. Außerdem sind wir weiß, uns lässt man in Ruhe. Und Minou hat einen Partner, der sie beschützt.«
Juliette war ehrlich überrascht. »Ach, hat sie? Und Hanni will fort aus der Stadt? Erika, ich habe ein schlechtes Gewissen, ich sollte mich mehr um euch kümmern. Ich weiß gar nicht mehr, was bei euch vorgeht.«
Erika winkte ab. »Juliette, du hast wirklich genug zu tun, mach dir keine Sorgen. Aber für Sarina muss ich mir etwas einfallen lassen. Am liebsten wäre es mir, wenn ich sie als Haushälterin irgendwohin vermitteln könnte. Ich glaube, in der Stadt ist sie einfach nicht sicher.«
»Wir können sie auf keinen Fall zurück nach Rozenburg nehmen. Ich befürchte, unsere indischen Arbeiter tragen ihr noch nach, mit der Tradition gebrochen zu haben.«
»Nein, das wäre keine gute Idee. Aber vielleicht hörst du ja mal etwas. Melde dich doch bei uns, wenn jemand eine freie Stelle hat.«
»Ich werde mich umhören, versprochen. Ich weiß, dass Sarina eine sehr gewissenhafte und anständige Arbeiterin ist, ich kann sie also wirklich empfehlen.«
Der Blick, den Erika ihr zuwarf, drückte Dankbarkeit aus. Dann seufzte sie. »Und du? Wirst du mit all dem fertigwerden?«
Julie hatte sich die Frage schon selbst oft gestellt. Und keine eindeutige Antwort gefunden. Manchmal hatte sie das Gefühl,dass ihr die Dinge über den Kopf wuchsen. Andererseits hatte sie keine Wahl. Und sie wusste, wofür sie kämpfte. »Ja, ich denke … ich muss.«
»Wenn irgendetwas ist, lass es mich wissen, ja?«
Julie sah ihre Freundin dankbar an. Wie schmerzlich war es doch, dass sie sich so selten sahen und die meiste Zeit so weit voneinander entfernt waren. Aber die Gewissheit, in Erika eine gute Freundin zu haben, spendete Julie Trost.
Kapitel 17
K arini!«
Karini fuhr erschrocken herum. Es war bereits dunkel in den Straßen von Paramaribo. Sie hatte für Misi Gesine ein Kleid von der Schneiderin holen müssen und das Stadthaus nun fast wieder erreicht.
»Julius?« Karini traute ihren Augen nicht. Dort stand er, lässig an den Stamm einer Palme gelehnt, als hätte er sie erwartet.
»Schön, dich mal wiederzusehen«, sagte er und trat auf sie zu.
»Ja, ich … wir … mussten damals sehr überraschend abreisen. Ich habe dich gesucht, aber … du warst nicht zu finden.«
»Ja, ich war eine Zeit lang nicht in der Stadt. Du bist gewachsen, kleine Karini …«
Karini war nervös. Trotz aller Freude entging ihr nicht, dass er mit schwerer Zunge sprach und lallte. Er trat noch einen Schritt auf sie zu, deutlich schwankend. Karini fuhr der Schreck in die Glieder: Julius war betrunken.
»Ich … ich muss gehen … ich werde erwartet«, stieß sie hervor und rannte an ihm vorbei in Richtung Haus. Doch er holte sie schon nach wenigen Schritten ein und packte sie am Arm.
»Na, wer wird sich denn so zieren«, lallte er, »ich dachte, wir machen dort weiter, wo wir beim letzten Mal aufgehört haben.« Er versuchte, Karini an sich zu ziehen. Karini erschauderte. Nichts in dieser Situation erinnerte an den Julius, den sie kannte. Seine Kleidung war zerlumpt und zerrissen, er roch sehr streng und war umgeben von einer Schnapsfahne.
»Lass mich los! Du bist ja betrunken.« Karini versuchte, sich zu befreien. Entsetzt bemerkte sie, dass er noch fester zupackte und versuchte, sie zu küssen.
»Nicht!« Karini wand sich und ließ dabei das Kleid von Misi Gesine fallen. Julius trampelte achtlos darauf herum, in dem Versuch, sie wieder an sich zu ziehen.
»Komm jetzt her.« Er versuchte mit der freien Hand nach ihrer Brust zu grabschen.
Karini gelang es, eine Hand zu befreien. Sie holte aus und schlug ihm, so fest sie konnte, auf die Wange. Kurz hielt er verwundert inne, dann holte auch er aus und schlug ihr mit voller Wucht ins Gesicht. Karini stürzte und Julius zog sie lachend wieder auf die Füße und presste sie an sich. Sie spürte seine Erregung durch seine lumpige Hose. Seine Augen glänzten lüstern.
»Na komm, kleine Karini, nun hab dich doch nicht so.«
»Hey … Hey … lass sofort das Mädchen los«, ertönte plötzlich eine Stimme.
Zu Karinis Überraschung tauchte Masra Henry durch die Pforte zum Hinterhof auf.
»Aaaaah, schau an,
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