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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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als große Rechtecke eingezeichnet, deren Grenzen stets schnurgerade verliefen. Jean hatte viele dieser Rechtecke mit einem Kreuz markiert als Zeichen dafür, dass sie aufgegeben worden waren. Wim bemerkte erstaunt, dass es deutlich mehr markierte als freie Rechtecke gab. Gerade kennzeichnete Jean die Bereiche, die Karl Leevken seinerzeit, kurz nach der Hochzeit mit Juliette, von den Marwijks übernommen hatte. Die Plantage Watervreede schrumpfte zusehends.
    Jean richtete sich im Sessel auf. »Mach dir keine Sorgen, Thijs. Es ist trotzdem noch einiges an Land vorhanden, und soweit ich mich erinnere, hat das ehemalige Sklavenpaar, das dort wohnte, einige kleine Kostäcker auch noch bewirtschaftet. Ich weiß allerdings nicht, ob sie noch leben.« Jean lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Ich befürchte aber, dass das Haus dir nicht so viel Komfort bieten wird wie dieses hier.«
    Thijs winkte ab. »Es würde mir schon reichen, wenn es zunächst einmal noch halbwegs bewohnbar wäre. Ich habe mich schon nach Handwerkern umgehört, die es wieder instand setzen könnten. Für die ersten Wochen muss es dann eben erst einmal so gehen.«
    Jean nickte. »Du wirst einige der Kreeke verbreitern und vertiefen müssen. Momentan sind die Anlagen auf Springfluten ausgelegt, führen also nur zu bestimmten Zeiten genug Wasser.Wenn du die Mühle mit Wasserdampf betreiben willst, brauchst du einen regelmäßigen Wasserzufluss.«
    »Ja, das habe ich befürchtet. Es ist allerdings gar nicht mehr so einfach, Arbeiter anzuwerben. Die ehemaligen Sklaven sind ja etwas … wählerisch geworden, was ihre Tätigkeiten angeht.«
    Jean beugte sich wieder etwas vor. »Ich habe mit meiner Frau bereits darüber gesprochen. Wir könnten dir einige von unseren Arbeitern leihen. Sie haben bereits Erfahrung im Kanalbau, auch wir haben Bewässerungsgräben. Dann müsstest du dafür keine anderen Arbeitskräfte anheuern. Um Arbeiter für die Felder musst du dich später allerdings selbst kümmern, wir können keine entbehren.«
    Wim fand dieses Angebot von Jean sehr großzügig. Thijs schien es ebenso zu sehen. »Das ist sehr freundlich von dir und wird mir eine große Hilfe sein. Wann gedenkst du wieder nach Rozenburg zu reisen? Ich plane meine erste Fahrt nach Watervreede in ungefähr einer Woche.«
    »Ja, ich denke, wir werden auch um die Zeit abfahren. Was meinst du, Wim?«
    Wim nickte zustimmend. Ihm war es im Grunde egal, wann sie zur Plantage aufbrachen. Gesine würde es sicherlich nicht passen, die Stadt zu verlassen. Wenn sie sich in Paramaribo schon langweilte, würde ihre Zufriedenheit auf der Plantage nicht steigen, schließlich ging es dort noch beschaulicher zu als in der Stadt. Aber er würde sie mitnehmen müssen. Allein der Gedanke daran ließ ihm die Haare zu Berge stehen. Wie sollte er ihrem stetigen Gezeter auf der Plantage entkommen? Wieder und wieder hatte er die Möglichkeiten durchdacht, bis ihm schließlich eine Idee gekommen war. Er hatte sie bisher nicht zur Sprache gebracht, aber jetzt schien der richtige Zeitpunkt gekommen.
    »Thijs, wenn du erlaubst, würde ich dich gerne auf deiner Reise nach Watervreede und in der ersten Zeit dort begleiten.« Als Thijs und auch Jean ihn überrascht ansahen, fuhr er schnell fort: »Ichhabe dir doch erzählt, dass mein Schwiegervater in Amsterdam regelmäßig Berichte von mir erwartet. Und mir kam die Idee, dass es interessant wäre, deine Geschichte von Beginn an zu dokumentieren.«
    Thijs lachte. »Gerne! Wir haben immerhin schon einmal einen Mastbruch zusammen erlebt. Also: auf in das nächste Abenteuer.«
    Jean lachte auch. »Willst du das wirklich, Wim? Na ja, Rozenburg ist nicht weit entfernt, und wenn dir der Aufenthalt auf Watervreede zu abenteuerlich wird, bist du bei uns immer willkommen.« Er schmunzelte. »Deine Frau wird es ja sicherlich vorziehen, bei uns Quartier zu beziehen.« Wim hatte einen kurzen Moment das Gefühl, Jean habe ihm zugezwinkert.
    Dann erhoben die Männer ihre Gläser.
    »Im Übrigen«, Thijs’ Miene wurde wieder ernst, »solltet ihr noch wissen, dass ich Pieter Brick einen Verwaltungsposten auf Watervreede angeboten habe.«
    Wim entging nicht, dass Jean kurz zusammenzuckte. Juliettes Mann schwieg einen Moment, nickte dann aber.
    »Das kannst du halten, wie du willst. Pieter hat sicherlich eine gewisse Erfahrung, aber … Du solltest ihn gut im Auge behalten.«
    Wim ahnte, dass Juliette auf diese Nachricht nicht so gefasst reagieren würde.
    »Das werde

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