Die Blume von Surinam
ich.« Thijs faltete die Karte zusammen, »Dann brauche ich jetzt nur noch eine Haushälterin, denke ich. Vielleicht hat deine Gattin eine Empfehlung?«
»Ich werde sie fragen.«
Kapitel 19
M isi Juliette. Besuch.«
Kiri stand in der Tür zum Salon, und Julie wusste auf den ersten Blick, dass es kein willkommener Gast war. »Kiri?«
»Mijnheer Brick möchte die Misi sprechen«, sagte Kiri mit kühler Stimme.
»Pieter ist hier?« Julie spürte gleich ein flaues Gefühl im Magen.
Jean war mit Wim noch bei Thijs Marwijk, die Jungen waren außer Haus verabredet, und Gesine befand sich auf ihrem Zimmer. Bevor sie aber reagieren konnte, stand Pieter bereits in der Tür, übergab Kiri mit einem höhnischen Grinsen Hut und Mantel, betrat den Salon und setzte sich lässig, ohne eine Aufforderung abzuwarten, in einen der Sessel.
»Schwiegermutter, wie schön, dich anzutreffen«, sagte er.
»Lass das, Pieter«, fauchte sie ihn an.
»Oh, warum so unhöflich?«
»Was willst du? Warum bist du hier?«
»Juliette … nach all den Jahren, die ich fort war, woran du nicht ganz unschuldig bist, wird es mir doch wohl erlaubt sein, meinen Sohn zu besuchen und mich nach dem Stand der Dinge in der Kolonie zu erkundigen.« Er schlug die Beine übereinander, schnippte mit den Fingern und rief im Befehlston in Richtung Kiri: »Bring mir etwas zu trinken!«
Kiri rührte sich nicht vom Fleck.
»Etwas widerborstig, deine Sklavin.« Er schüttelte tadelnd den Kopf.
»Kiri, bring bitte Pieter etwas zu trinken.«
Jetzt machte Kiri auf dem Absatz kehrt und verschwand.
»Du warst immer schon etwas lasch mit den Negern, Juliette. Und offensichtlich hast du in den letzten Jahren nichts dazugelernt.«
Julie verschränkte die Arme vor der Brust. Sie fror, wollte Pieter gegenüber aber keine Schwäche zeigen. Dieser allerdings schien genau zu spüren, was in ihr vorging.
»Ein bisschen kalt, wenn der Schatten der Vergangenheit auftaucht, hm? Ach, zier dich nicht so … «
»Ich ziere mich nicht.« Julie zwang sich, seinem Blick standzuhalten. »Ich möchte, dass du wieder aus unserem Leben verschwindest«, stieß sie hervor.
Pieter aber lächelte süffisant. »Ich gehöre zu deinem Leben dazu. Und wenn du das in den letzten Jahren verdrängt hast, solltest du dich jetzt langsam mit dem Gedanken anfreunden.«
Kiri huschte mit einer Karaffe und einem Glas in den Salon, schenkte Pieter ein und bedachte Julie mit einem fragenden Blick. Juliette nickte zur Antwort und Kiri verließ den Raum.
»Also: Was willst du?« Julie hätte jetzt auch ein Glas Dram gebrauchen können, ihre Knie waren weich und ihr Herz schlug bis zum Hals. Trotzdem zwang sie sich, Pieter in die Augen zu sehen.
»Ich werde dir sagen, was ich will: Ich werde mich in Surinam wieder häuslich einrichten. Das heißt, dass ich meinen Sohn öfter sehen möchte. Und«, er lehnte sich siegessicher in seinem Sessel zurück, »wir sollten beizeiten darüber sprechen, ob er nicht ganz zu mir zieht.«
»Kommt gar nicht infrage, was bildest du dir eigentlich ein?« Julie würde Martin jetzt nicht in die Fänge dieses Mannes übergeben! Sie wusste nur zu gut, dass Pieter nichts ohne Hintergedanken tat, es ging ihm sicher nicht um Martin als Mensch, die kaltherzige Begrüßung nach so vielen Jahren hatte Bände gesprochen. Julie hätte Martin nichts sehnlicher gewünscht, als dass Pieter in der Tat als neuer Mensch zurück nach Surinam gekehrtwäre, vielleicht hätte sie ihn dann sogar ziehen lassen können. Aber Pieter war immer noch der Alte, das spürte sie, und sie würde Martin beschützen.
»Was ich mir einbilde?« Seine Stimme klang jetzt drohend. »Hör mir gut zu: Soweit ich mich erinnere, warst du diejenige, die sich Dinge eingebildet , wenn nicht sogar unter Verfolgungswahn gelitten hat.« Er lachte auf. »Deine irrsinnigen Anschuldigungen gegen mich, ich hätte den Tod meiner Frau hingenommen und medizinische Versuche an den Sklaven durchgeführt …« Er schüttelte den Kopf. »Das, Juliette, hat mich die besten Jahre meines Lebens gekostet.«
Juliette traute ihren Ohren nicht. »Du hast meine Kinder entführt und auf meinen Mann geschossen. Oder habe ich mir das auch eingebildet?«
»Ich habe meinen Sohn mitgenommen. Dass dein Bastardkind und dein Liebhaber dazwischenfunkten, dafür konnte ich doch nichts.«
»Ach, das war doch alles geplant, du wolltest mittels Erpressung …«
»Ich wollte mein Recht! Meine Frau war die rechtmäßige Erbin von Rozenburg,
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