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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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alten Augen hatten förmlich gestrahlt. »Oh ja, Masra! Deka ist verheiratet auf einer Plantage am Parafluss. Und Pente hat Arbeit auf den Goldfeldern. Sie kommen zweimal im Jahr«, hatte sie eifrig berichtet.
    »Zweimal im Jahr? Hat dir denn hier all die Jahre niemand geholfen?«
    Wim hatte gespannt auf die Antwort gewartet, aber Hestia hatte gezögert. Dann hatte sie schließlich den Kopf gewiegt. »Na ja, machmal kommen Buschneger und wollen tauschen«, hatte sie langsam gesagt, »ich tausche, wenn sie etwas helfen … und … Masra, bitte nicht böse sein«, es war ihr sichtlich schwergefallen, ihre Gedanken in Worte zu fassen, dann aber hatte sie leise hinzugefügt: «Es gibt einen Streuner, er hat in den letzten Monaten auch geholfen, für etwas Mehl und ein paar Fladen.«
    Wim hatte die alte Frau erstaunt gemustert, aber in ihrer Miene hatte keine Spur von Angst gelegen. Thijs hatte offensichtlich ähnliche Gedanken gehabt: »Ein Streuner? Hestia, hast du keine Angst vor solchen Gestalten?«
    Die Alte aber hatte nur die Achseln gezuckt und den Kopf geschüttelt. »Hier ist nichts mehr zu holen, Masra, und … das Landist wie ausgestorben, es kommen nur noch selten Menschen hier vorbei.«
    Nach dem Essen hatte Thijs in der alten Scheune nach Werkzeug gesucht und war zunächst mit zwei großen Schlagmessern zurückgekehrt.
    Eines davon hatte er Wim gereicht, nicht ohne ihn grinsend zu warnen: »Pass auf, dass du dir damit nicht selbst ins Bein schlägst.«
    Wim hatte das Messer prüfend in der Hand gewogen und war erstaunt über dessen hohes Gewicht gewesen. Es lag schwer in der Hand, ließ sich aber gut führen, wenn er mit genügend Schwung ausholte. Die beiden Männer hatten sich sofort daran gemacht, im oberen Stockwerk die Fenster frei zu schlagen. Unablässig hatten sie auf die Kletterpflanzen eingedroschen und das Grünzeug einfach hinausgeworfen. Kaum hatten sie die ersten Fenster gesäubert, war Sarina mit einer Rolle neuer Gaze unter dem Arm hereingekommen.
    »Masra Thijs, die lag noch in der Vorratskammer.«
    »Danke, Sarina, damit können wir die Fenster gleich wieder verschließen.«
    »Die Frau denkt mit, und sie ist nicht dumm«, hatte Thijs bemerkt, nachdem Sarina wieder verschwunden war. »Ich denke, sie wird uns hier eine echte Hilfe sein.«
    Wim hatte bereits bemerkt, dass Thijs Sarina häufig beobachtete. Mit einer Sanftmut im Blick, die Wim nur zu gut von Hendrik kannte. Hendrik … Wim hatte eine tiefe Sehnsucht gespürt, wie so oft, wenn er an ihn dachte. Was er allerdings, so gut es ging, vermied, wann immer möglich verbannte er alle Gedanken an ihn. Überhaupt war der geistige Abstand zu den Niederlanden inzwischen so groß geworden wie der reale. Seine Schwestern, das Kontor und seine Zukunft dort, all das war in weite Ferne gerückt. Ganz tief in seinem Inneren lauerte aber eine Stimme, diewarnend flüsterte, dies sei nur ein Aufenthalt auf Zeit, eines Tages müsse er sich all dem wieder stellen. Der Gedanke, mit Gesine irgendwann wieder ein Schiff besteigen und sein Leben in den Niederlanden fortführen zu müssen, bereitete ihm Schrecken.
    Also hatte Wim sich auf die glänzende Schneide des Schlagmessers konzentriert, auf jede Muskelfaser, die er nutzte, und versucht, die Gedanken in seinem Kopf zum Schweigen zu bringen. Schlag um Schlag, Schweißtropfen um Schweißtropfen hatte er sich bemüht, dieses alte Leben abzuschütteln.
    Als sie in drei Zimmern alle Fenster gegen die nächtliche Insektenschar abgedichtet hatten, war Sarina mit einigen frischen Laken auf dem Arm und einem Eimer Wasser in der Hand hereingekommen.
    »Ich mache die oberen Räume jetzt sauber, Masra Thijs.« Thijs hatte nur genickt und sehr zufrieden gewirkt.
    Nun saß Wim auf der Veranda und ließ seinen Finger fast zärtlich über das Notizbuch streichen. Es fühlte sich sehr gut an, wieder etwas zu schreiben. Etwas Eigenes, nicht etwas, das ihm auferlegt worden war. Auch hier begann ein neuer Abschnitt in seinem Leben.
    Die erste Nacht auf Watervreede gestaltete sich überraschend angenehm. Die Betten waren weich und bequem und vor allem sauber. Wim fiel schnell in einen tiefen erholsamen Schlaf.
    Am nächsten Morgen schmerzten zwar seine Arme und Hände von dem ungewohnten Umgang mit dem Schlagmesser, aber nach einem guten Frühstück freute er sich schon wieder auf die körperliche Arbeit. Voller Tatendrang nahm er mit Thijs den Kampf gegen die Natur auf.
    Im unteren Stockwerk waren die Fenster nicht so

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