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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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nickte Julie zu und beugte sich dann sofort über die Patientin. Nach einer kurzen Untersuchung gab Aniga ein paar knappe Anweisungen. Dass sie diese ihrer Misi auftrug, fiel nicht ins Gewicht.
    »Heißes Wasser, Tasse, Tücher, etwas Schweineschmalz und ein kleiner Sack mit Bagasse«, murmelte sie, ohne den Blick von Erika zu wenden.
    Julie bemühte sich, alles zu behalten. Die beiden letzten Zutaten jedoch ließen sie stutzen. »Bagasse und Schweineschmalz?«
    »Ja, Misi, bitte schnell.«
    Julie eilte nach unten, wo sie in der Eingangshalle auf Liv, Karini, Inika und den jungen indischen Mann traf. Schnell trug sie Liv auf, das von Aniga Geforderte zu besorgen. Karini schickte sie los, aus der Zuckermühle Bagasse zu holen, jenen faserigen Stoff, der nach dem Pressen vom Zuckerrohr übrig blieb. Er wurde zu Ballen gepackt und dann als Brennmaterial für die großen Kochzuber genutzt, in denen der Zuckersaft zu Melasse einkochte.
    Julie schärfte beiden ein, sich zu beeilen, und sie liefen los. »Aniga wird ihr helfen, hoffe ich«, sagte Julie mehr zu sich selbst. Dann legte sie Inika, die etwas verloren neben ihr stand, die Hand auf die Schulter. »Alles wird gut, Mädchen. Wie lange ist sie denn schon krank?«
    »Misi Erika hat vor zehn Tagen hohes Fieber bekommen … wir haben gleich nach dem Arzt gerufen, er hat aber nicht viel helfen können.«
    Julie nickte. Sie wusste, wie schwer die Behandlung des Tropenfiebers den weißen Ärzten manchmal fiel. Dabei befiel es im Grunde fast jeden Bewohner Surinams früher oder später einmal. Auch sie selbst hatte oft damit gekämpft. Gottlob war sie aber seit Helenas Geburt von Fieberschüben verschont geblieben. Aniga würde ihr Möglichstes tun und hoffentlich auch Erika helfen, wie so vielen anderen zuvor.
    »Gut, dass ihr sie hierhergebracht habt.« Julie war dem Mädchen wirklich dankbar. Zumal sich Inika dadurch selber in große Gefahr gebracht hatte. Ob ihr das nicht bewusst war? Was, wenn die indischen Arbeiter … Julie seufzte. Nun war Inika da, und sie würde die Situation irgendwie lösen müssen. Nur wie? Ratlos blickte sie das Mädchen an.
    »Inika«, begann sie zögerlich, »ich weiß nicht, ob es so gut war, dass ausgerechnet du hierhergekommen bist. Ich habe keine Ahnung, wie deine Leute darauf reagieren werden.«
    »Misi, ich … wir denken, das wird kein Problem sein.« Inika trat nun zwei Schritte vor.
    Julie traute ihren Augen nicht. Erst jetzt fiel ihr auf, dass Inika die Zeichen einer verheirateten Hindu trug. Ihr Scheitel war rot gefärbt und sie trug auf der Stirn zwischen den Augenbrauen wieder einen roten Punkt.
    »Ich wusste ja nicht … du hast wieder geheiratet?«
    Inika lächelte und zog Bogo am Ärmel vor. Der junge Mann genierte sich offensichtlich.
    »Ja, Bogo und ich haben geheiratet. Meine Ehre dürfte damit wiederhergestellt sein, daher werden mir die anderen nichts mehr tun.«
    Julie war überrascht, sich aber keineswegs so sicher wie Inika. Sie hatte noch den aufgebrachten Mob indischer Arbeiter vor Augen, der die Frauen aufgefordert hatte, ihren Männern ins Grab zu folgen. Julie entschied, Vorsicht walten zu lassen.
    »Liv soll euch gleich etwas zu essen geben, ihr habt sicherlich Hunger und Durst. Und dann übernachtet ihr in einer der Hütten vorne im Dorf, bei den Schwarzen. Am besten in der Hütte von Dany und Karini. Dany ist, soweit ich weiß, wieder bei seinem Vater im Maroondorf, und Karini schläft bei Misi Gesine im Gästehaus. Sie wird euch die Hütte zeigen.« Sie betrachtete Inika nachdenklich. Das Mädchen hatte schon so viel erlebt und wirkte so zerbrechlich. Mit Nachdruck fügte sie hinzu: »Ich werde die Vorarbeiter bitten, ein Auge auf euch zu haben. Sollte im Dorf auch nur die kleinste Schwierigkeit auftreten, kommt ihr sofort in das Plantagenhaus. Auch wenn es mitten in der Nacht ist, hörst du?!«
    »Ja, Misi. Danke, Misi.« Inika senkte den Blick.
    Karini und Liv kamen mit den Zutaten für Aniga zurück, und Julie brachte sie mit Liv gleich hinauf an Erikas Krankenlager.
    »Danke, Misi, und nun gehe, Misi, ich rufe, wenn fertig«, bekundete Aniga.
    Julie wollte schon protestieren, folgte dann aber Liv nach unten, wo sie ihr auftrug, Inika und ihren Mann mit Essen und Trinken zu versorgen. »Und bring bitte eine Karaffe Dram in den Salon. Und Karini, ich möchte, dass Inika und ihr Mann in eurer Hütte schlafen.« Sie sah, dass Karinis Augen sich vor Entsetzen weiteten, der Vorschlag schien ihr ganz und gar

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