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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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Karini?« Beim Anblick des nackten, geschundenen Mädchens auf dem Boden taumelte Gesine zurück und klammerte sich an den Türrahmen. »Oh Gott …«
    Das hatte Julie gerade noch gefehlt. »Gesine, geh ins Haus!«, herrschte Julie sie streng an.
    Inika schwankte tagelang zwischen Leben und Tod. Aniga tat alles, was in ihrer Macht stand, und versorgte die Wunden. Als Inika schließlich die Augen aufschlug und sich fragend umschaute, traf Julie ihren Blick. Julie wurde sofort gewahr, dass sich dieses Mädchen verändert hatte.

De geest van de zwarte man
    Der Geist des schwarzen Mannes

    Surinam 1879–1880 Plantage Watervreede, Plantage Rozenburg, Paramaribo

Kapitel 1
    K arini war stolz, während der letzten drei Monate auf Watervreede so gut mit Misi Gesine ausgekommen zu sein. Damals war alles sehr schnell gegangen. Nachdem Misi Gesine sich fürchterlich über Inikas Zustand erschreckt hatte, hatte sie ihren Mann sogar gedrängt, so schnell wie möglich nach Watervreede überzusiedeln. »Hier gibt es so viele Wilde«, hatte sie gezetert. Dass alle anderen wussten, wer Inika das angetan hatte, schien sie nicht zu bemerken. Und auch Misi Juliettes Hinweis, dass keine Gefahr mehr drohe, glitt an ihr ab. Karini hatte sich über Misi Gesine geärgert: Anstatt auch nur einmal an Inika zu denken, die mit dem Tod kämpfte, dachte die Misi nur an sich. Die Stimmung auf Rozenburg war sehr bedrückt gewesen, aber Karini wäre am liebsten dort geblieben, um Inika zumindest in dieser schweren Zeit Beistand leisten zu können. Aber sie hatte zugesagt, mit Misi Gesine nach Watervreede zu gehen, und schon bald das Boot mit Misi Gesine, Masra Wim und Masra Thijs bestiegen.
    Auf Watervreede ließ das Geschehene sie alle nicht los. Masra Thijs hatte die unheilvolle Aufgabe, Sarina zu berichten, was ihrer Tochter widerfahren war. Die Inderin war tief getroffen, lehnte aber das Angebot ab, nach Rozenburg zu ihrer Tochter zu fahren. Karini wusste, wie schwer Sarina das fiel, doch die Angst vor ihren Landsleuten war stärker. Masra Wim hingegen stürzte sich in die Arbeit, auch ihn hatte der brutale Vorfall schockiert.
    Misi Gesine fand ihre ganz eigene Art, sich auf andere Gedanken zu bringen. Mit gekünstelter Fröhlichkeit machte sie sichgleich nach ihrer Ankunft daran, dem Plantagenhaus die Handschrift einer Frau zu verleihen. Möbel wurden umgestellt, alte Teppiche entsorgt, Fenstervorhänge umgenäht und neu gestaltet. Misi Gesine stand dabei allerdings meist in der Mitte des jeweiligen Raumes, während Karini und Sarina ihre Anweisungen ausführten.
    Dann schlich sich auf Watervreede allmählich ein Alltag ein. Jeder freute sich auf den August, wo eine Zusammenkunft aller anlässlich der eintreffenden Dampfmaschine geplant war.
    Masra Thijs und Masra Wim hatten gute Vorarbeit geleistet. An den großen Haufen Lianen und Kletterpflanzen, die später auf dem Wirtschaftshof verbrannt worden waren, hatte Karini erahnen können, wie das Haus vormals ausgesehen haben musste. Was die Gestaltung der vorderen Veranda anging, hatte es einen kurzen garstigen Wortwechsel zwischen den Masras und Misi Gesine gegeben. Misi Gesine war nicht sehr angetan von den großen Orchideen, die von der Decke der Veranda herabhingen. Die Masras bestanden aber beide darauf, die Pflanzen dort zu belassen. Karini fand die Blumen auch sehr schön, zudem verströmten sie am Abend einen angenehmen, süßlichen Duft. Die Orchideen blieben schließlich, wo sie waren.
    Die Arbeiter, die von Rozenburg mit herübergekommen waren, hatten in Windeseile ihre eigenen Hütten instand gesetzt und sich dann an das Dach des Gästehauses gemacht.
    Nun nahte der August und die Ankunft der Dampfmaschine mit großen Schritten. Alle Arbeiten auf der Plantage wurden mit betriebsamer Eile vorangetrieben. Masra Wim hatte von einem fahrenden Händler am Fluss Unmengen neuer singeis, länglicher Dachschindeln aus hartem Holz, gekauft, wie sie überall im Hinterland verwendet wurden, und die Arbeiter angewiesen, die Hütten damit einzudecken.
    »Die Palmwedel verrotten doch viel zu schnell«, hatte er gesagt.
    Auch Karini hatte eine kleine Hütte bekommen, auf der nun s ingeis lagen. Karini mochte das Geräusch des Regens, der auf das dichte Dach prasselte; Dächer mit Palmenwedeln neigten eher zum Tropfen.
    Den Händlern war nicht verborgen geblieben, dass die Plantage wieder urbar gemacht wurde, und so legten sie nun des Öfteren an, um ihre Waren anzupreisen. Masra Thijs hatte viele

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