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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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weitere Dinge gekauft, sogar vier brüllende Ochsen hatte er einem Händler abringen können, der die Tiere eigentlich zum Schlachten in die Stadt bringen wollte.
    Inzwischen war die Zugkraft der Tiere zur geschätzten Hilfe auf der Plantage geworden. Neben den Ochsen befanden sich auf dem Plantagengrund auch einige Hühner sowie zwei Jagdhunde, die der Masra von einem Maroon erworben hatte. Die Plantage erwachte langsam zum Leben.
    Karini war stolz auf die Fortschritte auf Watervreede und freute sich auf die Reaktion der anderen, wenn sie die einst fast verfallene Plantage in neuem Glanz erstrahlen sehen würden. Und sie war zudem stolz, weil sie das erste Mal in ihrem Leben außerhalb des Schattens von Rozenburg, ihrer Eltern und fern ab von Masra Henry und Masra Martin etwas geschafft hatte. Sie fühlte sich viel erwachsener als noch vor wenigen Monaten, und Watervreede war ihr ein Heim geworden. Obwohl Misi Gesine immer noch anstrengend war.
    Mit Spannung hatte Karini die Ankunft von Misi Juliette, Masra Henry und Masra Martin erwartet. Die letzten Tage hatten sich zäh in die Länge gezogen, und als eines Mittags Anfang August schließlich nur Misi Juliette, Misi Helena, Masra Jean und Masra Henry aus dem Boot stiegen, schlug Karinis Vorfreude in Sorge um. Masra Martin war nicht mitgekommen. Sie ahnte, dass es Unbill gegeben hatte und auch noch geben würde.
    Nach dem Abendessen kam Masra Henry zu ihr. »Lass uns zum Fluss gehen«, sagte er fröhlich.
    Wie in alten Zeiten liefen sie los und erreichten atemlos das Flussufer. Von den Bananenstauden vor Blicken aus Richtung des Plantagenhauses geschützt, setzten sie sich und beobachteten den Sonnenuntergang.
    »Bist du zufrieden hier auf Watervreede?« Der Blick, den Masra Henry ihr zuwarf, schien besorgt. »Ich meine … es war sehr ungewohnt ohne dich in der Stadt. Und als ich dann vor einer Woche mit deiner Mutter endlich auf Rozenburg ankam und wir hörten, dass du mit Gesine nach Watervreede gegangen bist …«, er brach ab.
    Karini fühlte sich geschmeichelt. Er schien sich tatsächlich um sie zu sorgen, vermisste sie sogar. »Mir geht es gut. Es gefällt mir hier, und ich brauche ja auch nur leichte Arbeiten zu machen«, Karini lachte leise. »Haare hochstecken hier, neues Kleid rauslegen da, Getränke holen. Die schweren Arbeiten im Haus und das Kochen übernimmt Sarina.«
    »Du bist also Gesines Dienstmagd«, resümierte Masra Henry leise.
    Karini zuckte zusammen. Seine nüchterne Feststellung versetzte ihr einen Stich, auch wenn er recht hatte. Aber immerhin bin ich schon Dienstmagd und nicht mehr nur einfaches Küchenmädchen, dachte sie trotzig. »Ja«, antwortete sie betont gelassen und wechselte das Thema.
    »Was ist mit Masra Martin?«
    Masra Henry zuckte die Achseln. »Ach der … Martin hat sich entschieden, bei seinem Vater zu wohnen. Er kommt gemeinsam mit ihm hierher, wenn die Dampfmaschine gebracht wird.«
    Karini war nicht wirklich überrascht, sie konnte Masra Martins Entscheidung in gewisser Weise sogar nachvollziehen. Aber Misi Juliette sah das sicher anders.
    »Wie hat deine Mutter reagiert, als Masra Martin nicht mit dir kam?«
    »Mutter hat sich zuerst sehr aufgeregt, sich dann aber beruhigt.Ich meine … ich kann schon verstehen, dass Martin bei seinem Vater sein will. Ich … ich habe meinen Vater ja auch nie kennengelernt«, sagte Masra Henry nachdenklich.
    »Masra Jean ist doch jetzt dein Vater.« Karini sah ihn vorwurfsvoll an. Sie fand ihn in diesem Moment kleinlich, schließlich würde er seinen Vater in Zukunft täglich um sich haben. Im Gegensatz zu ihr selbst. Ihr Vater lebte jetzt bei den Maroons, und er würde selbst bei ihren seltenen Besuchen auf Rozenburg meist nicht da sein. Sie spürte, wie eine Welle von Wehmut sie durchfuhr und mühte sich, sich auf Masra Henry zu konzentrieren.
    »Ja, aber nicht mein leiblicher«, sagte er jetzt und verzog das Gesicht.
    Karini wollte dieses Argument nicht gelten lassen. »Aber einen besseren Vater hättet ihr beide doch nicht haben können!«
    »Ja, stimmt, ich klage ja auch nicht, aber Martin hat halt noch einen … einen echten Vater.« Er schien betrübt.

Kapitel 2
    J ulie war die Fahrt nach Watervreede nicht leichtgefallen, das Geschehene lastete schwer auf ihrem Herzen und hier musste sie Sarina nochmals von den Vorfällen auf Rozenburg berichten. Julie konnte sie aber insofern beruhigen, als dass Inika sich stetig auf dem Weg der Besserung befand. Zumindest, was die

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