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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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Watervreede aufgebrochen waren, war Karini erleichtert. Sie hatten ihr also geglaubt. Am liebsten hätte sie es ihnen gleichgetan, auch wenn Masra Pieter dort war. Die Sorge um die Kranken war größer als die Angst. Sie verspürte die gleiche Wut, wie damals, als der Lehrer der Jungen sie geschlagen hatte. Sie würde ihm entgegentreten, sie würde den anderen sagen, was er getan hatte. Und Misi Juliette und Masra Jean würden sie sicher beschützen.
    Doch Kiri hielt sie auf. »Du wirst auf keinen Fall noch einmal dort hingehen. Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass das kein Ort für dich ist.« Kiris Stimme klang unerbittlich und doch trat sie nun an ihre Tochter heran und nahm sie in den Arm.
    Karini genoss den Moment, spürte die Wärme des Körpers ihrer Mutter, ihre Hand, die ihr sanft über den Kopf strich. »Jetzt sag mir: Wer hat dir das angetan?«, hörte sie ihre Mutter in ihr Haar murmeln.
    Karini schmiegte sich an sie. »Masra Pieter.«
    Sofort hörte die Hand auf, über ihren Kopf zu streichen. Überrascht bemerkte Karini, dass Kiris Körper sich spannte.
    »Also doch! Ich wusste es, dieser … dieser … Hat er dir sonst noch etwas angetan? Hat er dich … «, stieß sie hervor.
    Karini hatte ihre Mutter noch nie so wütend und aufgebracht erlebt. »Nein …« Karini wusste nicht, worauf ihre Mutter hinauswollte.
    Kiri löste sich aus der Umarmung und schob Karini auf Armlänge von sich weg. »Und Masra Martin …? Hast du mit ihm etwa …?« Ihr Blick war jetzt prüfend.
    »Nein! Mutter, was ist denn los?«
    Erstaunt bemerkte Karini, wie ihre Mutter förmlich in sich zusammensackte. Als sie schließlich den Blick hob, sah sie ihre Tochter mit traurigen Augen an.
    »Er ist dein Halbbruder.«
    »Was?« Karini glaubte, sich verhört zu haben. »Mein Halbbruder? Aber … aber Vater?«
    Kiri seufzte. Sie ließ sich schwerfällig auf dem Boden nieder, das Gespräch kostete sie sichtlich Kraft. Dann klopfte sie mit der Hand neben sich auf den Boden. Karini setzte sich langsam. Die Gedanken rasten in ihrem Kopf.
    »Karini, hör mich an. Masra Martin ist dein Halbbruder … aber egal, was gewesen ist … ihr … ihr könnt nicht … das darf nicht sein.«
    »Du meinst … Masra Pieter …?« Karini schoss ein Gedanke durch den Kopf, der langsam Gestalt annahm. Vergessen waren in diesem Moment ihre körperlichen Schmerzen, denn in ihrer Seele brannte plötzlich ein loderndes Feuer. War Dany am Ende gar nicht ihr Vater? Und hatten ihre Eltern sie etwa all die Jahre belogen? Aber dann hätte Masra Pieter ja …
    »Er hat mich vergewaltigt, damals … hier auf der Plantage … immer und immer wieder … und ich …«, hörte sie jetzt die leise Stimme ihrer Mutter neben sich. Sie weinte.
    »Oh Gott, warum hast du denn nichts gesagt?« Karini strich ihr liebevoll übers Haar.
    »Karini, ich konnte nichts dagegen tun, die Misi wäre sonst in Gefahr gewesen. Der Masra … er hat immer gedroht …«
    »Was hat er gedroht? Hatte er dich mit irgendetwas in der Hand, Mutter?«
    Kiri nestelte an ihrem Kleid. Ihre Mutter kam ihr plötzlich um Jahre gealtert und sehr zerbrechlich vor. »Masra Pieter hat immer gewusst, dass Masra Henry nicht der Sohn von Masra Karl war, sondern von Masra Jean. Wäre das aber herausgekommen, hätte Misi Juliette die Plantage und alles verloren. Masra Pieter hat Misi Juliette und mich damit erpresst. Nicht einmal die Misi weiß, dass der Masra mich damals … «
    »Oh Mutter, warum hast du denn nie … ich bin also … und Masra Henry ist gar nicht …?«
    »Karini, was … wie hätte ich dir das denn sagen sollen?« Sie strich ihrer Tochter zärtlich über die Wange. Dann wurde ihr Blick ernst. »Du gehst auf keinen Fall zurück nach Watervreede und … und am besten gehst du fort. Fort von Rozenburg … du solltest ins Maroondorf gehen, dort bist du sicher.«
    »Nein!« entfuhr es Karini. In das Maroondorf wollte sie auf keinen Fall. Sie konnte doch jetzt nicht ihrem Vater … Dany … gegenübertreten. Sie musste zunächst über das Gehörte nachdenken. »Mutter, ich kann das nicht. Nicht jetzt …«
    »Aber hier kannst du nicht bleiben, glaub mir. Es ist zu deiner Sicherheit, wer weiß, was noch passiert.« Kiri zögerte kurz. »Oder du gehst in die Stadt. Ja, vielleicht ist das eine gute Idee. Solange Masra Pieter Watervreede nicht verlässt, bist du dort sicher. Ich beschaffe sofort ein Boot.«
    Karini wusste, dass ihre Mutter recht hatte. Hier war es zu

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