Die Blume von Surinam
spürte, wie sich pure Freude in ihr ausbreitete, und musste sich zusammenreißen, nicht laut zu jubeln. Auch in Masra Martins Gesicht lag jetzt ein Lächeln. »Danke, Misi Juliette, ich werde immer mein Bestes geben«, antwortete Inika fröhlich.
»Gut. Dann bleibst du also hier. Ich bin müde und werde mich noch etwas ausruhen, bevor wir aufbrechen.« Misi Juliette nickte ihr kurz aufmunternd zu, bevor sie sich auf den Weg ins Haus machte.
»Inika, hol uns doch bitte einen Dram«, bat Henry. Inika bemerkte irritiert, dass er sich mit keinem Wort an der Diskussion beteiligte, sondern nur schweigend im Hintergrund gesessen hatte. Sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht recht deuten, aber er wirkte nachdenklich. Sie eilte sich, die Karaffe und zwei Gläser zu holen. Als sie wieder auf die Veranda trat, waren Masra Martin und Henry in ein Gespräch vertieft.
»Willst du wirklich hierbleiben oder kommst du irgendwann zurück nach Rozenburg?« Henry sah seinen Ziehbruder durchdringend an. Inika füllte die Gläser so langsam wie möglich, sie interessierte sich durchaus für die Antwort.
»Nein, ich werde zunächst hierbleiben, bis Thijs Marwijk wieder gesund ist. Aber dann … ich weiß nicht. Henry, seien wir doch mal ehrlich. Du, Jean, ich … drei Männer sind ein bisschen viel für eine Plantage. Vielleicht gehe ich in die Stadt, wer weiß?« Masra Martin verstummte und starrte vor sich hin. »Danke, Inika …«, sagte er schließlich.
Das war das Zeichen für Inika, sich zurückzuziehen. Sie hätte das Gespräch gerne noch eine Weile belauscht, aber eigentlich hatte sie auch so schon genug gehört. Sie nickte kurz und ging dann durch das Plantagenhaus zurück zum Kochhaus, verstautedie Karaffe wieder an ihrem Platz und setzte sich grübelnd auf die alte Holzbank am Tisch.
Noch einmal durchdachte sie ihren Plan. Nach allem, was sie von Masra Pieter erfahren hatte, bevor … sie schauderte … war Henry gar nicht der rechtmäßige Erbe von Rozenburg, sondern Masra Martin. Und dann … er war, gelinde gesagt, die bessere Partie. Inika schalt sich kurz selbst, weil sie diese Dinge so profan bedachte. Aber sie hatte sich nun einmal in den Kopf gesetzt, einen der beiden jungen Männer für sich zu gewinnen. Allerdings schienen Karini und Masra Martin einander nicht abgeneigt zu sein, aber da Karini ja nun anscheinend fort war … wäre Masra Martin für sie selbst vielleicht die bessere Wahl. Der Haken an der Sache war, dass Masra Martin gar nicht wusste, dass Henry nicht der rechtmäßige Erbe von Rozenburg war. Allerdings … wenn sie Masra Martin diese Information zur rechten Zeit gab, würde er sie vielleicht gegen Henry verwenden. Sicherlich täte ihr das ein bisschen leid um Henry, aber wenn sie erst einmal die Verbündete von Masra Martin war, würde sich für sie alles zum Guten wenden. Sie würde die Zeit auf Watervreede nutzen, um sein Vertrauen zu gewinnen.
Ja, so könnte es gehen. Allerdings würde Bogo auch hierbleiben. Sie seufzte und ärgerte sich einmal mehr darüber, dass sie den Burschen aus einer Idee heraus geheiratet hatte, auch wenn sie damals keine andere Wahl gehabt hatte. Jetzt lagen die Dinge anders.
Kapitel 5
D ie Zonsopgang hatte binnen eines Tages die Mündung des Surinam verlassen und war auf offenes Meer gelangt. Karini hatte Misi Gesine geholfen, sich in der Kabine einzurichten, und dann nach Aufforderung der Misi ihre Schlafmatte neben die Tür gelegt. Der Matrose, der Misi Gesine an Bord willkommen geheißen hatte, hatte Karini misstrauisch beäugt und Misi Gesine angeboten, Karini auf dem Matrosendeck schlafen zu lassen.
»Nein, junger Mann, wo denken Sie hin, das Mädchen bleibt bei mir, sie ist meine Zofe.«
Karini hatte sich insgeheim gefragt, ob es einen Unterschied zwischen den Tätigkeiten und der Stellung eines Dienstmädchens und der einer Zofe gab, aber das Wort gefiel ihr. Misi Gesine jedenfalls schien Karinis Gesellschaft zu gefallen, sie war durchweg gut gelaunt und ließ sogar vereinzelt ein Lob über ihre Lippen kommen. Sie schien sich wirklich zu freuen, wieder in ihre Heimat zu fahren. Am Abend, als Karini ihr die Haare bürstete, erzählte sie ihr von den Niederlanden. Auch wenn viele Dinge Karini vollkommen unbekannt waren, und andere sogar seltsam klangen, so wusste Karini dennoch einiges aus den Erzählungen von Misi Juliette und aus der Schule. Sie würde sich schon daran gewöhnen, an dieses Land.
Karini war durchaus traurig gewesen, als sie an
Weitere Kostenlose Bücher