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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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Gesicht verzog. Masra Henry hingegen blieb gleich am Arm seiner Mutter hängen und redete aufgeregt drauflos. Misi Juliette hörte ihm zu, strich Karini dabei aber kurz zur Begrüßung über das Haar. Karini ließ es geschehen, obwohl in ihr in den letzten Monaten eine gewisse Abneigung gegenüber den blanken gewachsen war. Der Schlag des Lehrers und Masra Martins Verhalten hatten ihr Vertrauen erschüttert. Aber galt das auch in Bezug auf Misi Juliette? Die Misi hatte ihr nie etwas Böses gewollt und sie sogar wie ein Kind des Hauses aufwachsen lassen. Sie wusste, dass auch ihre Mutter immer gut von der Misi behandelt worden war und große Stücke auf sie hielt, und auch ihr Vater Dany, der Aufseher auf der Plantage Rozenburg war, hatte mehr als einmal die gute Beziehung zu Misi Juliette und Masra Jean betont. Karini war hin- und hergerissen.
    »Karini, das ist Inika«, durchbrach die Stimme von Misi Juliette nun ihre Grübeleien. »Inika ist seit einigen Monaten hier auf der Plantage, ich fände es nett, wenn du ihr etwas helfen könntest und … ihr seid ja ungefähr gleich alt.« Misi Juliette schob Karini aufmunternd auf Inika zu, während sie an Kiri gewandt erklärte: »Sarina arbeitet jetzt mit im Haus. Liv hat sie gut eingewiesen.«
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Karini, dass ihre Mutter die Augenbrauen hob. Karini war selbst erstaunt, damit würden nun mit Kiri, Liv, Karini und dieser Inderin vier Frauen im Haus beschäftigt sein. Kurz überlegte sie, die Misi zu dieser Situation zu befragen, hielt dann aber den Mund. Es stand ihr nicht zu, die Entscheidung der Misi infrage zu stellen. Sicher würde sich eine Lösung finden. Sie ließ ihren Blick zu Masra Henry wandern und fing erstaunt die neugierigen Blicke auf, mit denen er und Masra Martin das Mädchen betrachteten. Karini fühlte sich unwohl und ließ ihren Blick zu Inika wandern. Sofort fielen ihr die mandelförmigen dunklen Augen mit den langen Wimpern und die schlanke Gestalt des Mädchens auf. Es schien zart und schmächtig wie eine junge Pflanze – die man hier allerdings an einem falschen Ort gesetzt hatte. Das Mädchen hatte langes blauschwarzes Haar, das teilweise von einem fast durchsichtigen orangefarbenenTuch bedeckt war. Dann trat Masra Henry an das Mädchen heran und begrüßte es mit einem Lächeln, das Karini bei ihm so noch nicht gesehen hatte. Ein kleiner, eifersüchtiger Stich traf sie im Herzen.
    »Hallo, ich bin Henry.« Er reichte ihr die Hand zum Gruß, und das Mädchen sah ihn verschüchtert an.
    Masra Martin hingegen rollte mit den Augen und machte sich ohne ein Wort oder einen Gruß direkt auf den Weg zum Plantagenhaus.
    Das indische Mädchen hatte derweil Masra Henry kurz zaghaft ihre zierliche Hand gereicht und starrte nun verlegen auf ihre nackten Füße. Karini entging nicht der entgeisterte Blick, den Misi Juliette Masra Martin hinterherwarf. Dann klatschte die Misi in die Hände und sagte in betont fröhlichem Ton: »Na, ihr werdet euch ja in den nächsten Tagen kennenlernen. Kommt, wir gehen rein. Ihr seid bestimmt hungrig.«
    Kiri und Karini machten sich auf den Weg zum Arbeiterdorf. Die indische Frau und das Mädchen folgten ihnen schweigend auf ihrem Weg vorbei am Plantagenhaus und am Wirtschaftshof.
    Karini war ehrlich erstaunt, seit ihrem letzten Besuch hatte sich im Dorf einiges sichtlich verändert. Die Hütten waren nun allesamt bewohnt, und der Anblick des Dorfes war von den zahlreichen Indern in bunter Kleidung geprägt. Karini brauchte einen Augenblick, um sich daran zu gewöhnen. Mit Schaudern dachte sie an die merkwürdigen Götterbilder, welche die Inder bei ihrem letzten Besuch durch das Dorf getragen hatten. Ihr waren diese Menschen nicht geheuer. Sie war froh, als sie mit ihrer Mutter zu ihrer Hütte kam und sie alles noch so vorfand wie bei ihrer Abreise. Nur ihr Vater war nicht da.
    »Dany ist im Wald.« Das Gesicht von Tante Faruga, ihrer Nachbarin, tauchte in der Türöffnung auf, gerade als Karini ihr weniges Gepäck in ein paar Kisten im hinteren Teil der Hütte verstaute.
    »Das hab ich mir schon gedacht«, hörte sie ihre Mutter antworten. »Hat er gesagt, wann er wiederkommt?«
    Tante Faruga schüttelte nur den Kopf. Karinis Mutter seufzte. Es war nicht ungewöhnlich, dass Dany für längere Zeit verschwand, aber Karini wusste, dass ihre Mutter sich gefreut hätte, ihn anzutreffen.
    Normalerweise durften Arbeiter die Plantage nicht ohne Genehmigung des Masra verlassen und mussten dies auch

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