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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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meiner Frau nehmen. Vergiss nicht, Kadir, das wird dir und deiner Frau das Leben leichter machen. Und um deine Tochter kümmere ich mich dann schon.«
    Für einen Moment schien die Welt stillzustehen. Um dann in rasender Geschwindigkeit um Inika herumzuwirbeln. Sie stützte sich mit der Hand an der Hüttenwand ab, um nicht zu fallen. Das konnte doch unmöglich wahr sein? Wie konnten ihre Eltern das tun? Und warum hatten sie ihr von den Plänen noch nichts erzählt? In ihrem Hals stieg ein heißes Brennen empor, sie drehte sich um und hastete davon. Tränen rannen über ihre Wangen, während ihre Füße wie besessen über den Boden trappelten.
    Inika rannte über den Wirtschaftshof, am Plantagenhaus vorbei in den vorderen Garten. Dort versteckte sie sich im Schatten des großen Mangobaumes am Ufer des Flusses. Sie setzte sich mit dem Rücken zum Stamm und umschlang ihre Knie mit den Armen. Trotz der tropischen Hitze war ihr unsäglich kalt. Sie zitterte regelrecht und versuchte, ihre Gedanken unter Kontrolle zu bekommen. Immer wieder schob sich ein Bild vor ihr inneres Auge.
    Baramadir. Er war dreißig Jahre älter als sie, wenn nicht sogar mehr. Er war groß, grob und benahm sich schlecht. Wie kamen ihre Eltern nur darauf, dass sie ihn heiraten sollte? Darauf konnte es nur eine Antwort geben: Baramadir war bekannt dafür, trotz aller Widrigkeiten immer viel Geld zu haben. Keiner wusste genau, wie es ihm gelang, immer ein bisschen mehr Geld zu verdienen als die anderen Inder, aber man munkelte so einiges.
    Doch Inika war es egal, ob Baramadir Geld hatte oder nicht. Sie hatte bis jetzt nicht einmal selbst ans Heiraten gedacht, wieso kam dann ihren Eltern diese Idee? Ging es ihnen so schlecht, dasssie ihre Tochter als Pfand abgeben mussten? Es war die einzige Erklärung. Gleich drückte Inika das schlechte Gewissen. Dann wäre es ihre Pflicht, ihren Eltern zu helfen. Aber doch nicht so! Zutiefst traurig ließ sie ihren Tränen freien Lauf.

Kapitel 10
    J ulie? … Julie?«
    Irgendwo aus weiter Ferne hörte Julie eine Stimme, die nach ihr rief. Aber es war so dunkel. Sie wollte schlafen, und zudem war ein dumpfer Druck in ihrem Kopf.
    »Julie, mach die Augen auf!«
    Julie erkannte die Stimme, es war Jean. Warum weckte er sie? Julie versuchte die Augen zu öffnen, doch ihre Lider waren schwer wie Blei. Je mehr sie sich anstrengte, desto größer wurde der Schmerz in ihrem Kopf. Sie wollte ihre Hand zur Stirn führen, doch auch ihr Arm schmerzte und gehorchte ihr nicht recht. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass sie keineswegs geschlafen haben konnte. Mit einem Ruck zwang sie sich, die Augen zu öffnen. Das Licht stach schmerzhaft, und sie versuchte, den Kopf abzuwenden, doch auch das tat weh. Was war nur los?
    »Julie! Dem Himmel sei Dank! Du bist wach.«
    Julie sah, wie sich eine Gestalt über sie beugte und ihr liebevoll über das Haar strich. »Was ist passiert?«, flüsterte sie. Ihr Mund fühlte sich trocken an, und sie meinte, Sand zwischen ihren Zähnen zu spüren. »Wasser … kann ich einen Schluck Wasser haben?«
    »Natürlich.« Jean schob vorsichtig seinen Arm hinter ihre Schulter, richtete sie etwas auf und hielt ihr ein Glas Wasser an die Lippen. Gierig trank sie ein paar Schlucke. Als sie die Lippen vom Glas löste, ließ Jean sie sanft zurück in die Kissen gleiten. Jede Faser ihres Körpers schmerzte. Wie war das möglich? Sie zwang sich, die Augen offen zu halten, und sah sich um. Sie lag inihrem Bett, daneben saß Jean mit besorgtem Blick, immer noch das Glas Wasser in der Hand. Hinter ihm erkannte sie die Gestalt von Aniga mit einem Lächeln auf den Lippen. Ja, sie sah irgendwie erleichtert aus.
    »Julie, ich habe mir solche Sorgen gemacht.« Jean stellte das Glas beiseite und nahm ihre Hand in seine. »Weißt du, was passiert ist?«
    Julie versuchte, sich zu erinnern. Sie war … sie war in die Felder geritten, um irgendetwas mit Jean zu besprechen. Sie hatte ihn nicht gefunden. Am Ende eines Weges hatte Fina gescheut und … sie hatte noch ein Fauchen gehört! Schlagartig war sie hellwach. »Fina? Was ist mit Fina?«
    Jean lachte auf. »Dem Pferd geht es gut, sie hat nur ein paar Kratzer, das wird verheilen. Du hast unsagbares Glück gehabt. Der Jaguar hätte dich auch … aber deine Stute hat ihm den Rest gegeben.«
    »Ein Jaguar? Und du meinst, sie hat ihn abgewehrt?«
    »Ja, er lag ein Stück von dir entfernt, mit zertrümmerten Knochen. Er wäre vermutlich sowieso verendet, aber wir haben ihn

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