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Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Blumenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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kommt, muss sie frei von jedem Tadel sein. Kein Schatten darf auf ihre Vergangenheit fallen.«
    Alix und Mathias sahen sich schaudernd an, weil sie beide an das schreckliche Ende von Béraude denken mussten.
    »Wir werden Mathilde in Fremdsprachen unterrichten«, fuhr Marguerite fort. »Am Hof gibt es nichts Unangenehmeres als ungebildete Hofdamen und Hoffräulein, die sich nicht mit den Botschaftern unterhalten können.«
    »Sollte Mathilde nach ihrer Mutter kommen, wird sie sehr schnell Spanisch, Italienisch und Englisch lernen und mühelos sprechen«, meinte sie an Mathias gewandt. »Ich will sie selbst unterrichten. Außerdem brauchen wir Stickerinnen, Musikerinnen, Dichterinnen …«
    »Gewiss doch«, unterbrach sie François und lachte wieder vergnügt. »Wir brauchen aber auch ausgezeichnete Reiterinnen, die an unseren Jagden teilnehmen können. Eure Tochter wird bestimmt eine hervorragende Reiterin, Alix. Und darum werde ich mich persönlich kümmern.«
    »Ich bin ganz Eurer Meinung, am Hofe sind die verschiedensten Fähigkeiten gefragt«, gab Alix zur Antwort. »So ist es auch in Italien. Florenz, Mailand, Neapel, Mantua, Ferrara – ein Hof ist prächtiger als der andere. Und der des neuen Königs von Frankreich muss der Schönste von allen sein!«
    Der König nickte zustimmend, als es an der Tür klopfte.
    »Ich darf den Duc de Bourbon melden, Madame la Comtesse.«
    »Er soll eintreten. Charles de Montpensier hat in unserer vertraulichen Runde ohnehin gefehlt.«
    Ein Schatten huschte hinter der geöffneten Tür vorbei, den Marguerite sofort erkannte. Es war Clément Marot. Aber sie sagte nichts und wartete erst einmal ab.
    Der Herzog von Bourbon, mittlerweile zum Großfeldmarschall von Frankreich ernannt, betrat reichlich forsch, das blanke Schwert in der Faust und bekleidet mit einer zobelgefütterten goldenen Robe, den Raum. Er warf Louise einen triumphierenden
Blick zu, dann sah er den jungen König an und schien einen Moment zu zögern. Wen musste er zuerst grüßen? Angeblich verlangte das neue Protokoll, dass der König vor allen anderen – also auch vor seiner eigenen Mutter – gegrüßt werden sollte.
    Louise musterte ihn ausgiebig, während er François begrüßte. Sie hatte wirklich einen schönen Liebhaber, aber in Zukunft müsste er sich etwas bescheidener geben. Das goldene Gewand war für ein familiäres Treffen mit dem König völlig deplatziert. Er sollte seinen Platz in der Rangfolge nicht vergessen und den König niemals überbieten wollen. Das würde sie ihm nachdrücklich zu verstehen geben, wenn sie sich später auf ihrem Zimmer trafen.
    »Wen habe ich denn draußen vorbeihuschen sehen, als Ihr hereingekommen seid, Charles?«
    »Das war der Sekretär von Madame d’Alençon.«
    »Darf ich ihn hereinbitten, Mutter? Ich weiß, Ihr schätzt seine Gegenwart sehr.«
    Charles de Bourbon winkte ärgerlich ab. Ein Dichter, der aus dem Volk kam, war gar nicht nach seinem Geschmack. Doch er wusste, dass Louise, anders als Königin Anne, bei wahren Künstlern nicht auf die Abstammung achtete.
    Alix kannte er bereits, weil sie einmal zur gleichen Zeit wie er nach Amboise eingeladen war, wo sie der Winter länger als geplant festgehalten hatte.
    Also grüßte er Alix und Mathias nur höflich und unterhielt sich dann mit François über den bevorstehenden Italienfeldzug, an dem sie beide teilnehmen würden. Louise konnte es nicht leiden, dass Charles de Bourbon ihren Sohn ständig in Gespräche über die italienischen Kriege verwickelte und damit nur die alten Chimären weckte, die auf dem französischen Königreich lasteten.
    Louise versuchte Charles ihr Missfallen über das Gesprächsthema zu signalisieren, aber der war glücklich, dass François angebissen hatte und beachtete sie gar nicht.
    Als schließlich Clément Marot gekommen war, strahlte Marguerite. Für sie war jetzt alles Poesie.
    Mathias hätte gern noch einmal über die großen Bestellungen der königlichen Familie gesprochen, und Alix wollte eigentlich Louise um ihren Rat bitten, weil sie einen Prozess gegen Maître Bellinois anstrengen wollte, der sich die Urheberschaft an ihren Teppichen Das höfische Leben unrechtmäßig angeeignet und den Wandteppich Galanterien gestohlen hatte.
    Doch der Abend verging, ohne dass sich die Gelegenheit dazu ergeben hätte, und sie sagte sich, dass sie wohl wieder einmal allein zurechtkommen müsste.

Glossar
    1)
    Im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts wurde der Trojanische Krieg mehrfach als

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