Die Blumenweberin: Roman (German Edition)
Gatten bestellen, was immer er will. Ich habe andere Wünsche.«
Wie gern hätte Alix eine Hand auf ihren Bauch gelegt, aber sie wollte die Aufmerksamkeit nicht auf ihre Schwangerschaft lenken und schon gar nicht irgendetwas erklären müssen. Das war alles noch so neu!
»Ihr wisst hoffentlich, dass Euer Wunsch bereits im Voraus gewährt ist, Louise.«
»Ich müsste die Zimmerfluchten von Château d’Amboise mit neuen Wandteppichen ausstatten, weil ich dort, wo ich wohnen werde, alle Teppiche mit dem Hermelin der verstorbenen Königin abnehmen und nicht durch ihre eigenen Tapisserien ersetzen will. Vermutlich werde ich sie alle Claude schenken.«
»Das kann ich sehr gut verstehen. Ihr fühlt Euch gewiss viel wohler, wenn Ihr Eure eigenen Teppiche aufhängen könnt. Woran habt Ihr denn gedacht?«
»Während François vermutlich ein eher männliches Thema vorschlägt, eine Schlacht oder eine Jagd, würde ich mir eher ein ländliches Idyll wünschen.«
»Ich webe kaum noch Millefleurs, Louise! Mittlerweile bin ich ganz von der Renaissance durchdrungen.«
»Die Renaissance befasst sich ebenfalls mit Schäferszenen.«
»Was würdet Ihr von einem großen Kalender halten? Die Bordüren bilden den Rahmen, und es wimmelt nur so von tausenderlei Szenen, in denen Jahreszeiten und Monate eine Rolle spielen.«
François stand auf und trat zu seiner Mutter, die ihn freundlich musterte.
»Wie ich sehe, begeistert Ihr Euch – genau wie ich – für neue,
große Wandteppiche, Mutter. Marguerite wird es bestimmt genauso gehen, weil sie der Versuchung kaum widerstehen dürfte.«
»Ich würde zwei schöne Zelterstuten darauf verwetten, dass du recht hast, mein Sohn.«
»Dann sollten wir möglichst bald Schatzmeister Duprat, den Ihr zum Kanzler ernannt habt, zur Weberfamilie de Cassex schicken, oder meinetwegen auch Euren Freund, den Bankier Robertet. Sie sollen die Kredite aushandeln, die die Werkstätten als Vorschuss benötigen, um die Arbeit an den ganzen Teppichen zu beginnen, die wir bei ihnen bestellen wollen.«
Duprat, den Louise erst kürzlich zum neuen Kanzler von Frankreich ernannt hatte, war gelernter Jurist und hatte sein Können im Dienste der Valois bereits ausgiebig unter Beweis gestellt. Deshalb war er nun von Louise autorisiert, das Vermögen des Königreichs zu verwalten.
»Welcher Maler soll die Kartons für deine Teppiche entwerfen?« , wollte Marguerite wissen.
»Ich würde Bernard Van Orley vorschlagen«, mischte sich Alix ein.
»Seid Ihr nicht mit ihm befreundet?«
»Ja, das stimmt. Und er ist in Florenz sehr gefragt, wird von Jahr zu Jahr berühmter. Außerdem würde ich Euch noch Pieter Coecke Van Aelst aus Brüssel empfehlen. Er und Van Orley arbeiten für die Gebrüder Dermoyen, zu denen wir ausgezeichnete Beziehungen unterhalten. Mathias kommt gerade aus Brüssel und hat sie dort kürzlich aufgesucht. Sie haben sich zu einer Zusammenarbeit mit uns bereit erklärt.«
François ging zu seiner Mutter und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. Dann beugte er sich zu seiner Schwester und küsste sie flüchtig auf den Mund.
»Ihr müsst wissen, dass François den gesamten Hofstaat, zu dem später einmal auch unsere kleine Mathilde gehören soll, neu gestalten will, Alix«, sagte Marguerite mit einem bewundernden Blick auf ihren Bruder.
Alix ließ sich nichts anmerken; niemand hörte ihren zufriedenen kleinen Seufzer.
»In Zukunft werden wir nicht mehr zwanzig Hofdamen haben, sondern vierzig, und die Anzahl der Pagen wird verdreifacht.«
François gab erst Louise, dann Marguerite einen galanten Handkuss, ehe er sich rittlings auf einen dreibeinigen Hocker setzte.
»Eure Frau ist unsere ungezwungenen Zusammenkünfte gewöhnt«, wandte sich Louise mit einem Seufzer an Mathias. »Das kennt sie bereits seit den Tagen auf unserem alten Château de Cognac.«
Da musste der junge König lachen, was er auch ungeniert tat.
»Sie weiß sogar, dass wir drei uns in Amboise vor den königlichen Wachen verstecken mussten, wenn wir uns sehen wollten!«
»Wir haben lediglich versucht, einer unbotmäßigen Überwachung aus dem Weg zu gehen, Maître Mathias«, erklärte Marguerite. »Damals war unser Gefolge ziemlich mager. Ich finde übrigens, Ihr solltet unbedingt darauf achten, dass Euer Hofstaat nicht an Qualität einbüßt, Mutter.«
»Aus eben diesem Grund wollen wir ja nicht, dass Mathilde irgendwie in einen Skandal verwickelt wird. Wenn dieses Kind eines Tages an den französischen Hof
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