Die Blumenweberin: Roman (German Edition)
France.«
Mary stand vor François und streichelte ihren flachen Bauch. Ihre Hände wanderten zu ihren kleinen Brüsten und kehrten genüsslich zu ihrem Bauch zurück.
»Wollt Ihr meinen kleinen Dauphin nicht, François?«
Dem jungen Herzog hatte es buchstäblich die Sprache verschlagen. Noch nie im Leben hatte er sich derart überrumpelt gefühlt. Wie war es nur möglich, dass dieser alte, kranke, verbrauchte König Mary ein Kind gemacht hatte? Und wenn das Kind von Suffolk war? Würde es Mary darauf ankommen lassen, dafür des Ehebruchs angeklagt zu werden?
Er musterte sie nur kühl und verließ wortlos das Zimmer.
Dieser folgenschwere Zwischenfall machte es unmöglich, François auf der Stelle zum König von Frankreich zu proklamieren. Auf Anraten seiner Mutter stärkte er aber fürs Erste seine Machtposition, indem er mehrere schwebende Verfahren entschied, die Botschafter empfing, verschiedene vakante Posten verwaltete und einige neue schuf.
Im Übrigen legte er großen Wert darauf, dass die Beisetzung des verstorbenen Königs mit allem Prunk gefeiert wurde. Die Begräbnisfeierlichkeiten, die er veranlasste, sollten seine ehrgeizigen Ziele begünstigen, und er beging die Trauerzeit in ungewohnt andächtiger Manier.
Doch es musste schnell gehandelt werden, weil Hofstaat und Volk den Namen des Thronfolgers erfahren wollten. Nachdem Louise zwei volle Tage und eine Nacht in der Schlosskapelle zugebracht und gebetet hatte, Mary von England möge keinen Thronfolger unter dem Herzen tragen, beschloss sie, die Sache
selbst in die Hand zu nehmen, wobei sie peinlich darauf achtete, keinen diplomatischen Fehler zu begehen.
Als Erstes ordnete sie an, dass die junge Königin zwei Monate auf ihrem Zimmer eingesperrt bleiben sollte. Und weil diese nach wie vor behauptete, sie sei schwanger, durfte sie auch keinen Kontakt zu ihren eigenen Kammerfrauen haben, die kompromittierende Wäsche vielleicht verschwinden ließen.
Außerdem entfernte sie für diese Zeit das gesamte englische Personal der Königin und übergab sie der wachsamen Obhut der Comtesse de Nevers und von Madame d’Aumont, zwei Ehrendamen aus ihrem eigenen Gefolge.
»Man soll mir nicht nachsagen, ich hätte sie hungern lassen«, erklärte Louise nüchtern. »Ich möchte, dass sie die erlesensten Speisen und die besten Getränke serviert bekommt.«
»Sie isst aber kaum etwas und nascht nur manchmal etwas Süßes«, berichtete ihr die Comtesse de Nevers.
»Dann bringe man ihr eben die feinsten Süßigkeiten und Bonbonnieren mit den allerbesten Pralinen.«
Als sich Marguerite anbot, der Königin gelegentlich Gesellschaft zu leisten, war ihre Mutter einverstanden.
»Ja, tu das, mein Kind. Lies mit ihr oder stickt etwas. Vielleicht lässt sie sich dabei sogar zu der einen oder anderen Vertraulichkeit hinreißen.«
»Wir haben nichts gemeinsam, Mutter. Doch wenn das unsere Wartezeit verkürzen kann, will ich es gern tun.«
Aber Mary wollte keine Besuche von Marguerite und behauptete, sie würde weder gern lesen noch sticken.
Stattdessen verlangte sie nach ihrer eigenen Kammerfrau, die man ihr jedoch verweigerte. Die junge Dienerin lag Tag und Nacht auf der Lauer und versuchte mehrfach, sich über einen
kleinen Seitengang ins Zimmer ihrer Herrin zu schleichen. Als sie damit an der Comtesse de Nevers scheiterte, schrie sie so entsetzlich, dass man sie knebeln musste, damit Mary sie nicht hörte. Daraufhin wurden in sämtlichen Gängen Hellebardiere postiert, die keinen außer Louise, Marguerite und ihre beiden Zofen durchlassen durften.
Als sich Mary nach Suffolk erkundigte, erzählte man ihr, er wäre sehr beschäftigt und amüsiere sich köstlich. Weil sie das nicht glauben wollte, ließ Louise den Namen Jeanne de Coq fallen und ging sogar so weit, deren Schönheit in höchsten Tönen zu loben und zu behaupten, sie interessiere sich sehr für den gut aussehenden englischen Herzog.
Darüber war Mary augenscheinlich sehr betrübt. Aber was sollte sie machen? Im Moment blieb ihr nichts anderes übrig als über die möglichen Folgen ihrer Gefangenschaft nachzudenken.
Ihr Zimmer wurde nur von ein paar Kerzen schwach erleuchtet, und weil sie nach wie vor Marguerites Gesellschaft verweigerte und weder lesen noch sticken noch musizieren wollte, dämmerte Mary praktisch die ganze Zeit in diesem Halbdunkel vor sich hin.
»Schlaf ist sehr gesund für werdende Mütter«, meinte Louise bei einem ihrer Kontrollbesuche und fuhr, weil sie keine Antwort bekam,
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